Der Ausbau des Deutzer Hafens zu einem Wohn- und Büroquartier gilt neben Mülheim-Süd und der Parkstadt-Süd als eines der drei großen Stadtentwicklungsprojekte in Köln.
Jede dritte Wohnung soll gefördert werden, der neue Stadtteil soll autoarm entwickelt werden. Die Vermarktung könnte 2022 beginnen.
Das Verfahren, der Verkehr, die Planung – Ein Überblick.
Köln – Der Ausbau des Deutzer Hafens zu einem Wohn- und Büroquartier gilt neben Mülheim-Süd und der Parkstadt-Süd als eines der drei großen Stadtentwicklungsprojekte in Köln. In jeder Diskussion über den hohen Druck auf dem Wohnungsmarkt ziehen Politik und Verwaltung die drei Vorhaben heran, um zu zeigen, dass sich die Situation in Zukunft verbessern soll. 6900 Menschen sollen im Deutzer Hafen später einmal ihren Lebensmittelpunkt finden.
Die Verwaltung hat mehrfach zugesichert, dass ein Drittel der neu entstehenden Wohnungen gefördert sein werden, damit auch Menschen mit einem geringeren Einkommen in den Hafen ziehen können. Bis dahin wird allerdings deutlich mehr Zeit vergehen, als bislang geplant war – gebaut wird frühestens ab 2024 und voraussichtlich bis zum Jahr 2032. Von einer kurzfristigen Lösung für den Mangel an Wohnungen kann also nicht die Rede sein.
Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit
Die Stadt hat am Dienstagabend aber immerhin Anwohner und andere Interessierte in die Essigfabrik eingeladen und die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit gestartet. Dabei handelt es sich um eine baugesetzliche Voraussetzung, um den 37,7 Hektar großen Deutzer Hafen überhaupt umgestalten zu können. „Ich bin absolut überwältigt und stolz darauf, Teil dieses Projektes zu sein“, sagte Baudezernent Markus Greitemann, der das Vorhaben von seinem Vorgänger Franz-Josef Höing übernommen hat.
Er dankte Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes, die sich in der Zwischenzeit um den Deutzer Hafen gekümmert hat. „Ich war in dieser Beziehung so grün, wie ein Dezernent nur grün sein kann“, sagte Greitemann. Er sei mittlerweile aber in diesem Thema ziemlich sattelfest. Der Deutzer Hafen solle ein Quartier mit „urbanen und durchmischten Strukturen“ werden. Die wichtigsten Themen im Überblick:
Das Verfahren
Die erste Idee zur Umgestaltung des Deutzer Hafens stammt aus dem städtebaulichen Masterplan von Albert Speer aus dem Jahr 2009. Aus einem Architektenwettbewerb mit fünf teilnehmenden Büros im Jahr 2016 gingen Cobe Architekten aus Kopenhagen als Sieger hervor. Bis zum März 2018 entwickelte das dänische Büro gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der Stadtentwicklungsgesellschaft Moderne Stadt eine integrierte Planung, die der Stadtrat im Dezember 2018 beschlossen hat. Darin ist unter anderem festgeschrieben, dass im Deutzer Hafen eine Grundschule und sieben Kindertagesstätten entstehen sollen. Die Sozialwohnungen sollen einen Anteil von 30 Prozent ausmachen. Das gesamte Hafenbecken muss aufwendig umgebaut werden, um die neuen Gebäude vor Hochwasser zu schützen.
Die Stadt will zunächst einen Bebauungsplan für die Infrastruktur (Straßen, Plätze, Grünflächen) und anschließend jeweils Bebauungspläne für die einzelnen Baufelder aufstellen. Damit im Deutzer Hafen überhaupt Wohnungen entstehen können, muss zunächst vor der Bahntrasse im Süden ein Büroriegel gebaut werden, der als Schallschutz dient. Nachdem der Rewe-Konzern, der dort eine neue Zentrale bauen wollte, abgesprungen ist, müssen nun neue Nutzer gesucht werden. Innerhalb der Stadt und der Politik gilt es als sicher, diese Büros problemlos vermarkten zu können.
Der Verkehr
Aufgrund der sehr hohen Dichten des neuen Quartiers rechnet die Stadt mit einem hohen Verkehrsaufkommen. Da in Deutz bereits jetzt die Hälfte aller Haushalte ohne eigenes Auto auskommen, sei die Aussicht gut, den Deutzer Hafen zu einem autoarmen Viertel zu entwickeln, sagte Klaus Harzendorf, Leiter des Amts für Straßen und Verkehrsentwicklung. Deshalb sei es wichtig, alternative Angebote zu schaffen. Treiber seien der Radverkehr sowie Busse und Bahnen. Es werde geprüft, ob die KVB die Stadtlinie 7 verdichten und ob hinter einer in Zukunft barrierefreien Südbrücke eine Haltestelle für eine neue S-Bahn-Linie 16 entstehen könnte.
Auch eine neue Buslinie soll den Deutzer Hafen erschließen.Die zum Rhein gelegene Alfred-Schütte-Allee soll für Autos gesperrt und in einen Fuß- und Radweg umgewandelt werden. Auf der Siegburger Straße wird ein durchgängiger Radweg eingerichtet. Die Stadt erwartet, dass sich der Durchgangsverkehr reduzieren wird, zumal der Lieferverkehr der jetzt ansässigen Unternehmen entfallen wird.
Die Planung
Die Stadt hat eine Machbarkeitsstudie zum Umbau der Ellmühle und der benachbarten Auer-Mühle im Deutzer Hafen in Auftrag gegeben – unter anderem wird die Statik untersucht. Beide Gebäude stehen unter Denkmalschutz, weshalb Stadtkonservator Thomas Werner eingebunden ist. Die Verwaltung will im Mai im Stadtentwicklungsausschuss des Stadtrats das Ergebnis vorstellen.
Darüber hinaus machen sich die Verantwortlichen im Baudezernat Gedanken darüber, wie das Wasser im Hafenbecken den Bewohnern und Besuchern zugänglich gemacht werden kann. Das Architekturbüro Cobe hatte vorgeschlagen, am Südende eine Art Pool einzurichten. Die Verwaltung will prüfen, wie sich das umsetzen lässt. Im Erdgeschoss der Gebäude sollen nach Möglichkeit Ladenlokale unterkommen, um das Quartier zu beleben. Die Vermarktung soll 2022 beginnen.