BaumaßnahmenSo sollen in Köln mehr als 21.000 neue Schulplätze geschaffen werden
Köln – In Köln sollen mehr als 21.000 neue Schulplätze geschaffen werden. Und das möglichst schnell – mithilfe von zwei Sonderprogrammen. Bereits am 4. April 2017 hatte der Stadtrat das erste Maßnahmenpaket Schulbau beschlossen. Umgesetzt werden die Baumaßnahmen in diesem Rahmen nicht von der normalerweise zuständigen Gebäudewirtschaft, sondern von General- und Totalunternehmern. Das Ziel: Planungs- und Bauprozesse beschleunigen – und das jenseits von Einzelvergaben der Stadt.
Ein Generalunternehmer wird grundsätzlich mit der Ausführung bestimmter Aufträge betraut und setzt im Falle des Schulbaus sämtliche Bauleistungen für die Stadt um. Ein Totalunternehmer macht dies auch, allerdings mit dem Unterschied, dass er darüber hinaus auch nahezu sämtliche Planungen vor dem Baubeginn verantwortet.
Maßnahmenpaket Schulbau für Stadt Köln erfolgreich
Zwar setzt die Gebäudewirtschaft parallel auch noch eigene Bauprojekte mit der üblichen Einzelvergabe um, allerdings sei das Maßnahmenpaket, „das als Pilot gestartet ist, ein großer Erfolg“, so Petra Rinnenburger, technische Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft. Denn: Dauern Bauprojekte normalerweise um die zehn Jahre, kann das Zeitfenster etwa durch die Beauftragung eines Totalunternehmers auf fünf Jahre halbiert werden.
Aus diesem Grund hat der Stadtrat im Juni vergangenen Jahres bereits ein zweites Maßnahmenpaket dieser Art beschlossen – mit einem Gesamtvolumen von rund 1,7 Milliarden Euro und einer Laufzeit von weiteren sieben Jahren. Damit ist es das größte Schulbau-Programm, das es in Köln je gegeben hat. Es umfasst 49 Bauprojekte an 20 verschiedenen Schulstandorten, wodurch mehr als 4000 Schulplätze neu geschaffen sowie mehr als 9000 Plätze erhalten werden können.
Logistische Themen verändern ursprüngliche Bauplanungen
Das erste Maßnahmenpaket umfasste zu Beginn hingegen nur 15 Großbauprojekte an zehn unterschiedlichen Schulstandorten. Eingeplant wurden dafür Kosten in Höhe von 340 Millionen Euro. Doch bereits im Juli 2019 wurde das Paket per Ratsbeschluss erneut erweitert: Auf 22 Projekte an elf Standorten. Dadurch stiegen die geplanten Kosten auf 520 Millionen Euro. Mit Stand heute beträgt das Investitionsvolumen allerdings 745 Millionen Euro – also noch einmal 225 Millionen Euro mehr. Das liegt laut Petra Rinnenburger unter anderem an logistischen Themen, die die ursprünglichen Planungen verändern.
Ein Beispiel sei etwa die Integrierte Gesamtschule Köln. Am Standort am Severinswall sollte ursprünglich auf der Außenanlage ein Interimsbau entstehen, in dem die Schülerinnen und Schüler während der Bauphase unterkommen. „Bei der Umsetzung der Planung haben wir aber festgestellt, dass das an dieser Stelle gar nicht geht“, so Rinnenburger. Eine andere Lösung musste her – gefunden im ehemaligen Rautenstrauch-Joest-Museum. Das denkmalgeschützte Gebäude des früheren Völkerkundemuseums am Ubierring wurde kurzerhand in eine Ausweichschule umgebaut. „Das hat logischerweise zu steigenden Kosten geführt“, sagt Rinnenburger. Aus zuvor geplanten 30 Millionen Euro, wurden 54 Millionen Euro.
Umstellung von G8 zurück auf G9 beeinflussen Planungen
Ein weiteres Beispiel dafür, dass sich Planungen bei Schulbaumaßnahmen kurzfristig ändern können, ist die geplante Sanierung des Dreikönigsgymnasiums (DKG) an der Escher Straße. Ursprünglich sollte die Schule „im gleichen Volumen und in der gleichen Gebäudeform saniert werden“, so Rinnenburger. Doch dann kam die Umstellung von G8 zurück zu G9. Im Schuljahr 2026/2027 werden somit die Abiturjahrgänge erstmals wieder nicht nach der zwölften Klasse abgehen, sondern noch ein Jahr länger an der Schule bleiben – und das, obwohl neue Fünftklässler hinzukommen. Dieser G9-Effekt wird laut Stadt dazu führen, dass es stadtweit rund 4300 Schülerinnen und Schüler mehr in den Gymnasien geben wird.
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Daraufhin wurde das DKG auf seine Erweiterbarkeit geprüft. „Dabei haben wir festgestellt, dass wir hier nicht nur G9 umsetzen können, sondern auch weg von der Flurschule hin zu den neuen pädagogischen Standards gehen können“, sagt Rinnenburger. Etwa der Clusterbauweise. Das bedeutet, dass Lern- und Unterrichtsräume gemeinsam mit den dazugehörigen Differenzierungs-, Aufenthalts- und Erholungsbereichen in einer Raumgruppe zusammengefügt werden – der Frontalunterricht gehört dann der Vergangenheit an.
Interimslösung aus Containern für Kölner Schule errichtet
Um das Schulgelände entsprechend umbauen zu können, wurde in unmittelbarer Nähe im Park eine Interimslösung aus Containern errichtet, in der das Gymnasium aktuell Platz findet. Sowohl das DKG und die Integrierte Gesamtschule als auch die anderen im Maßnahmenpaket integrierten Bauprojekte sollen pünktlich zum Beginn des neuen Schuljahrs 2022/2023 fertig gestellt werden. Damit werden laut Stadt rund 5500 Schulplätze gesichert sowie mehr als 2400 Plätze neu geschaffen. Was aber nicht bedeutet, dass kommendes Schuljahr auch wirklich über 2400 Kinder und Jugendliche mehr einen Schulplatz haben.
Das verdeutlicht etwa das Gymnasium Zusestraße in Lövenich, das aktuell komplett neu gebaut und gegründet wird. Zwar entstehen dort 780 neue Schulplätze, von diesen wird im kommenden Jahr allerdings nur ein Teil besetzt, da lediglich drei fünfte Klassen die Schule besuchen werden. Jedes Jahr kommen dann weitere Fünftklässler hinzu, bis alle Jahrgänge vertreten und alle Schulplätze besetzt sind.