„Uns fehlt die Erfahrung“So werden Kölner Apotheker für Corona-Impfungen geschult
Düsseldorf – Tat gar nicht weh, sagt er. Der Kölner Apotheker Haitham Roumia hat sich gerade mit einer Kochsalzlösung impfen lassen – von seiner Frau Najwa, auch Apothekerin. Die beiden nehmen an einer Schulung in Düsseldorf teil, um bald gegen das Coronavirus impfen zu können. Nach zähen Diskussionen unterzeichnete Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor rund einer Woche die entsprechende Impfverordnung. Jede zweite Apotheke macht mit, schätzen die Verbände. Bis Ende Januar werden Tausende geschult - allein im Kölner Umland.
„Ich finde es sehr gut“, sagt Najwa Roumia. Sie verstehe auch überhaupt nicht, was dagegen spreche. „Uns fehlt zwar die Erfahrung, wir sind aber oft besser informiert als die Ärzte“, sagt sie selbstbewusst. Kontraindikation, anaphylaktischer Schock, die Restrisiken also, die bei jeder Impfung bleiben, in der Pharmazie kennt man sich damit genau aus.
Fokus auf der praktischen Impf-Übung
In einem Online-Kurs lernen die beiden nochmal die theoretischen Grundlagen, die sie ohnehin kennen. In einem praktischen Teil bietet die Apothekerkammer in Düsseldorf und Hürth Impf-Schulungen an. Anschließend geht es zu einem Erste-Hilfe-Kurs, um für die sehr seltenen, aber dennoch möglichen unerwünschten Impfreaktionen gerüstet zu sein.
„Der Fokus liegt eindeutig auf der praktischen Übung“, sagt Armin Hoffmann, Präsident der Apothekerkammer. „Wir üben hier stundenlang etwas, das am Ende wenige Sekunden dauert.“ Schon im vergangenen Jahr wurden Grippeimpfungen in einem Modellprojekt an Apotheken angeboten – auch in Köln. Jetzt also Corona. Das sei schon eine neue Anforderung, sagt Hoffmann. Andererseits: „Die Prävention war schon immer die Aufgabe der Apotheken.“
Neuer Schwung für die Impfkampagne?
Er setzt darauf, dass sich einige der rund drei Millionen über 60-Jährigen in Deutschland, die noch keinen Impfschutz haben, jetzt doch impfen lassen. Weil Apothekerinnen und Apotheker auch Vertrauenspersonen seien, gerade für Ältere. Wer sich eine Aspirin abholt, wird gefragt, ob er spontan auch einen Termin für eine Corona-Impfung ausmachen will. Das zumindest ist die Idee. „Entscheidend ist der niedrigschwellige Zugang“, sagt Hoffmann.
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28 Euro erhalten die Apotheken jetzt pro Spritze – eine Summe, für welche die Ärzteschaft lange kämpfen musste. Auch für die Digitalisierung von Impfpässen und die Herausgabe von Masken wurden Apotheken vergütet, haben teilweise Profit gemacht. Gesundgestoßen werden sie durch die Pandemie aber nicht, sagt Armin Hoffmann: „Den zusätzlichen Einnahmen stehen immer Ausgaben im Personalbereich gegenüber.“
Kölner Apotheker-Paar startet im Februar mit Impfungen
Dennoch blickt er fast euphorisch auf die bevorstehenden Impfungen; für die Apotheken könnten sie einen Modernisierungsschub bedeuten, meint er, und hofft, dass sich Apotheken in den kommenden Jahren weiterentwickeln zu Gesundheits-Dienstleister.
Najwa Roumia, die eine eigene Apotheke in Troisdorf hat, rechnet ab Februar mit ersten Impfungen. „Noch haben wir nichts bestellt. Wir beliefern aber ja längst die Hausärzte.“ Sie weiß aus Erfahrung: Der Biontech-Impfstoff ist gerade knapp. Ein bis zwei Flaschen bekommt eine Arztpraxis aktuell – pro Woche. „Mehr bekommen wir wahrscheinlich auch nicht“, vermutet sie. Ihr Mann will erstmal in Troisdorf mitimpfen, bevor er in ein paar Wochen vielleicht auch in seiner Apotheke in Rath-Heumar die ersten Ampullen bestellt. „Wir wollen jetzt auch beim Impfen unseren Beitrag leisten“, sagt er.