LebenslagenberichtSo bewertet die Stadt das Leben in Kölns Veedeln
Köln – Die meisten Problemstadtteile Kölns liegen im Rechtsrheinischen: Diese nicht gerade überraschende Tatsache bestätigt der neue „Lebenslagenbericht“ der Stadt Köln. Der Stadtrat hatte 2017 die erstmalige Erstellung eines „Lebenslagenberichts“ als Auftrag an die Stadtverwaltung gegeben. Das Kölner Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik (ISG) analysierte daraufhin Daten der Stadt aus dem Jahr 2018 zu Aspekten wie Wohnen, Bildung und Lebensstandard. Das Coronavirus und seine Auswirkungen sind noch nicht berücksichtigt. Dietrich Engels vom ISG und Harald Rau, Beigeordneter für Soziales, Umwelt, Gesundheit und Wohnen der Stadt Köln, präsentierten am Mittwoch die ersten Ergebnisse.
Bericht zeigt Spaltung zwischen links- und rechtsrheinischem Köln
„Die Frage: 'Wo wollen wir hin?' stellen sich ja alle, das fragt sich die Stadtgesellschaft, die Politik und auch die Verwaltung“, leitete Harald Rau ein. Mit dem Masterplan „Kölner Perspektiven 2030+“ entwickelt das Dezernat für Soziales, Umwelt, Gesundheit und Wohnen gerade langfristige Pläne für die Stadt. „Dazu müssen wir aber erst einmal wissen, wo wir gerade stehen“, erklärte Rau. „Der Lebenslagenbericht enthält daher kein Ziel und keine konkreten Handlungsempfehlungen, sondern zeigt Handlungsmöglichkeiten und Notwendigkeiten auf.“
Diese ergeben sich vor allem im rechtsrheinischen Köln. Anhand der Teilhabechancen und Lebenslagentypen wurden alle 86 Kölner Stadtteile in Cluster aufgeteilt: Stadtteile mit erhöhten Problemlagen, durchschnittliche Stadtteile mit jüngerer Bevölkerung, sehr gut aufgestellte Stadtteile und gut aufgestellte Stadtteile mit vielen Einpersonenhaushalten. „Wir wollen keine Segregation, sondern Quartiere der Vielfalt“, so Rau.
Trotzdem zeigt sich auf der Karte ein vertrautes Bild: Von den 16 Stadtteilen mit potenziell erhöhten Problemlagen finden sich elf im Rechtsrheinischen, darunter Kalk, Mülheim, Höhenberg und Vingst. Als sehr gut aufgestellt gelten 25 Viertel, wie Lindenthal, Sülz, Klettenberg, Rodenkirchen oder Junkersdorf. Die meisten Einpersonenhaushalte finden sich in der Innenstadt.
Demografischer Wandel führt in Köln zu Problemen
Als stark erhöhte Problemlagen gelten Viertel, an denen sich verschiedene Bereiche der Lebenslage als Mehrfachbelastung zeigen. Zu den untersuchten Aspekten gehören Recht, Gesundheit, Bildung, Erwerbsbeteiligung, materieller Lebensstandard, soziale Einbindung, Wohnen und Umwelt sowie gesellschaftliche und politische Einbindung. „Die Bereiche bedingen sich gegenseitig“, sagte Engels vom ISG. Bei vielen Menschen können diverse Faktoren zusammenkommen. „Dabei sprechen wir von kumulierten Belastungssituationen.“
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Unter einem erhöhten Armutsrisiko stehen beispielsweise Familien mit drei oder mehr Kindern, Menschen mit Schwerbehinderung und Menschen mit Migrationshintergrund oder niedrigem Bildungsgrad. Eine wesentliche Erkenntnis des 369-Seiten langen Papiers ist außerdem, dass der Anteil an Menschen in nicht erwerbstätigem Alter bis 2040 stark zunehmen wird.
„Um da mal eine absolute Zahl zu nennen: Bis 2040 werden wir 40.000 Über-65-Jährige mehr haben“, so Rau. Für die Stadtgesellschaft werde der geringere Anteil an arbeitender Stadtbevölkerung eine große Herausforderung.
Der Lebenslagenbericht wird nun den Gremien des Stadtrates zur Beratung vorgelegt. Bei der Sitzung am 6. Mai soll das weitere Vorgehen anhand der Ergebnisse besprochen werden. Der Lebenslagenbericht soll in den kommenden Jahren immer wieder aktualisiert werden.