Fußballreime und KammerbluesStream mit Gerd Köster aus dem Kölner „Backes“
Köln – Wenn eine der Lieblingskneipen zum gefragten Aufnahme-Studio wird: So hat Gerd Köster mit seiner Band schon fünf Mal für einen Internet-Stream ein kleines Konzert in der leeren Südstadtkneipe Backes von Wirtin Barbara Petry aufgenommen, deren neueste Folge an diesem Dienstagabend (9. März, ab 19 Uhr) online gestellt wird. Doch der kölsche Sänger gilt auch als ein begnadeter Vorleser.
So wäre er im Vorjahr bei der dann abgesagten lit.Cologne gleich bei fünf Veranstaltungen dabei gewesen. Da Köster es sowohl in der kölschen Mundart als auch bei hochdeutschen Texten stets schafft, den handelnden Personen eine ganz eigene Stimmlage zu geben, hat er nun zusätzlich zur Musik damit begonnen, im Backes mit Hilfe von Tontechniker und Kameramann Michael Muck eine Reihe mit Lesungen aufzunehmen.
Lesungen am Kölner Kneipen-Tresen
Zum Motto „Wünsch d’r jet – ich les’ et vür“ will Köster dabei auf Vorschläge von Freunden und Fans eingehen. „Seit Jahren schon drücken mir die Leute Bücher und Texte, manchmal auch ganze Tüten voll, in die Hand. Da findet man immer noch was.“
So lerne er immer wieder neue Wörter, die er bislang nicht kannte und die ihm weder der befreundete Kollege Tommy Engel, noch der inzwischen verstorbene „Tröötemann“ Karl-Heinz Jansen direkt erklären konnten. So zuletzt noch proponeere, was vorschlagen bedeutet.
Hochdeutsches liest Gerd Köster nur gegen Bezahlung
Vorrangig will er sich bei diesen Lesungen am Kneipen-Tresen mit jeweils rund zehn Geschichten und Gedichten auf kölsche Texte beschränken. „Ich weiß, ich kann auch anders. Aber Hochdeutsches lese ich nur gegen Bezahlung“, sagt Köster und lacht.
Das älteste Werk, aus dem er zitiert, ist das „Kölnische Vortragsbuch“ aus dem Jahr 1910 von Mundartautor Wilhelm Schneider-Clauss. Das Spektrum reicht dann hin bis zu aktuellen Autoren wie Armin Foxius, Elfie Steickmann, Heinz Weber und anderen und natürlich auch eigenen Texten.
Die Schockstarre, in der er sich im ersten Lockdown wiederfand („Ich wollte die Corona-bedingte Zwangspause eigentlich nutzen, um kreativ zu sein, aber das ist mir nicht gelungen. Ich war nicht in der Lage, neue Texte zu schreiben. Es hat nicht gepasst.“) ist inzwischen überwunden. Köster hat zu so manch aktuellem Thema etwas zu sagen — und tut das auch.
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So reimt er zu den Inzidenz-Werten: „Ov Bürjermeister oder Stenz, für alle jilt de Inzidenz. Wievill vun hundertdousent Jecke sich met däm Virus ahn dunn stecke. Dä Will, dä hatt ihn sich jefange, ihm wood deswäje angks un bange. Dä Doktor säät: Pass op, du Strolch. Dat weed jetz schön zeröckverfolch.“
Und auch einem seiner liebsten Themen, dem Fußball-Geschehen, widmet Köster ein neues Gedicht, in dem er sich über die Geisterspiele lustig macht. Da müsse ja in der Champions-League RB Leipzig in Budapest gegen den FC Liverpool antreten, wo auch schon Borussia Möchengladbach gegen Manchester City kickte. „Ich sinn schon: Schalke gegen BVB / süht mer demnähx en Übersee./ Für Hertha jäjen Union/ wör en Moskau e prächtich Stadion“, witzelt Köster und fragt sich: „Jiddet dann en däm janze Wahn / nix wo mer sich dran halde kann?/ Oh doch. E staats Jesetz en däm Jestrubbels:/ De Auswärtstore zällen dubbelt.“
Stream ist ab 10 Euro aufwärts zu hören
Wann die Lesungen ins Netz gestellt werden, steht derzeit noch nicht fest. Solang können sich die Fans mit den Konzerten trösten, bei denen Köster zum Motto „Vier Wäng – Kammer-Blues“ zur Musik der Gitarristen Frank Hocker und Helmut Krumminga sowie zu Akkordeon-Klängen von Pete Haaser singt. In dem neuen Stream, den man für zehn Euro oder höheren Beträgen – da gibt’s zur Belohnung noch CDs dazu – sehen und hören kann, gibt es lange nicht mehr gespielte Titel sowie laut Köster „Aktuelles aus eigener und fremder Feder. Darunter ein bisher unveröffentlicher, eingekölschter Song von Ray Davis, der die Frage der letzten Zeit beantwortet, die da lautet: »Is there life after breakfast?«“