Bernhard Seiger befürchtet, die Demonstration am Samstag könne „Druck und ein Klima der Angst“ aufbauen.
„Polarisierungen und platte Sätze“Kölns Superintendent kritisiert den „Marsch des Lebens“
Kölns Stadtsuperintendent Bernhard Seiger hat den geplanten „Marsch des Lebens“ von Abtreibungsgegnern am Samstag scharf kritisiert. Die evangelische Kirche trete zwar „grundsätzlich für den Schutz des Lebens ein, das gilt auch für das ungeborene Leben.“ Aber auch das Leben der Frau habe ein Recht auf Würde. „Daher bezweifle ich, dass eine Demonstration wie die geplante die komplexe Situation erfasst“, sagte Seiger am Dienstag. „Ich fürchte, dass sie eher zu Vereinfachung und Polarisierung führt, was schon das Wort ‚Marsch‘ nahelegt.“
Superintendent Seiger will ungewollt schwangere Frauen schützen
Abtreibungsgegnerinnen und -gegner haben am Samstag zu der Demonstration am Roncalliplatz aufgerufen. Die "Märsche" hat es schon in verschiedenen deutschen Städten gegeben. Sie polarisieren stark. Unter anderem behaupten die Teilnehmenden, in Deutschland würden 1000 Abtreibungen pro Werktag durchgeführt. Statistiken dazu weisen allerdings weniger als ein Drittel dieser Zahl pro Werktag aus.
Unterstützt werden die Märsche von Teilen der AfD und auch der CDU. Auch Kölns CDU-Chef Karl Mandl hatte den "Marsch für das Leben" auf der CDU-Homepage beworben und Unterstützung signalisiert.
Superintendent Seiger hingegen betonte, es brauche vor allem Hilfe und Anlaufstellen für ungewollt schwangere Frauen, in denen sie ergebnisoffen beraten werden. Auch die evangelischen Beratungsstellen würden so arbeiten. „Es ist wichtig, dass dieser Schutzraum erhalten bleibt und nicht durch eine Demonstration mit Polarisierungen und platten Sätzen Druck und ein Klima der Angst aufgebaut wird“, so Seiger. „Ich fürchte, dass die geplante Demonstration und die Gegendemonstration ein Schwarz-Weiß-Bild zeichnen, das der eigentlichen Konfliktlage nicht entspricht.“ Er hoffe, dass sich die Beteiligten um die nötige Differenzierung bemühen.