Sowohl katholische als auch evangelische Träger suchen zudem neue ehrenamtliche Mitarbeiter für ihre Telefonseelsorge.
„Reserven aufgebraucht“Anrufe 2023 bei der Kölner Telefonseelsorge um zehn Prozent gestiegen
Klimawandel, Ukraine-Krieg, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die unsichere wirtschaftliche Lage – es wundert nicht, dass sich in vielen Menschen ein Gefühl von Dauerkrise breitgemacht hat. Davon seien Menschen erschöpft, sagt Pfarrerin Dorit Felsch, Leiterin der Evangelischen Telefonseelsorge Köln. In den Beratungsgesprächen zeige sich häufig: „Die Reserven sind aufgebraucht.“ Umso stärker würde private und berufliche Belastungen durchschlagen, ob es nun eine Trennung zu bewältigen gilt, eine schwere Erkrankung oder den Verlust des Arbeitsplatzes.
Im vorigen Jahr ist die Zahl der angenommenen Anrufe bei der Evangelischen und der Katholischen Telefonseelsorge in Köln, die eng zusammenarbeiten, um zehn Prozent auf 26.450 gestiegen, zogen Dorit Felsch und Annelie Bracke, die die katholische Einrichtung leitet, Bilanz. Das sind rund 73 – grundsätzlich kostenlose – Anrufe pro Tag. In diesem Jahr seien bis zum 30. Oktober 19.900 Anrufe angenommen worden.
Hauptthemen sind Stress, Ängste, Beziehungsprobleme und Depression
Als Hauptthemen der Seelsorge-Gespräche, bei denen Anonymität garantiert ist, nannten die beiden Leiterinnen Beziehungsprobleme in Partnerschaft und Familie, Ängste, Stress, depressive Verstimmung, Einsamkeit und körperliche Beschwerden. Suizidgedanken kämen am Telefon in neun Prozent der Fälle zur Sprache. Weitaus größer ist der Statistik zufolge die entsprechende Zahl in der Seelsorge per E-Mail (26 Prozent) und im Chat (28 Prozent).
Auf evangelischer Seite sind 90 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig, auf katholischer Seite 70. Da Jahr für Jahr ehrenamtliche Kräfte ausscheiden, suchen die beiden Telefonseelsorge-Stellen wieder neue Mitarbeiter. Die Ausbildungskurse beginnen im nächsten Januar (evangelisch) und nach den Sommerferien 2025 (katholisch).
Mitarbeiter müssen Lebenserfahrung haben und gut zuhören können
Gesucht werden Männer und Frauen, die lebenserfahren sind, sich für andere Menschen interessieren, sich auf sie einstellen und gut zuhören können. Sie sollten belastbar und in der Lage sein, mit Krisen umzugehen. Die Ehrenamtlichen werden ein Jahr lang in einer Gruppe von etwa zwölf Teilnehmern und Teilnehmerinnen geschult. Danach wird eine Mitarbeit von mindestens drei Jahren erwartet. Der monatliche Einsatz – Supervision und Fortbildungen eingerechnet – umfasst etwa 15 Stunden; das schließt regelmäßige Nachtdienste ein.
Weitere Informationen bei der Evangelischen Telefonseelsorge Köln, Tel. 0221/31 71 59, telefonseelsorge.kirche-koeln@ekir.de, und bei der Katholischen Telefonseelsorge Köln, Tel. 0221/25 70 184, mail@telefonseelsorge-koeln.de.