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Tod von Kurt BraunKölner Anwältin hat Angst – „Fühle mich nicht sicher“

Lesezeit 3 Minuten
Clemens K. Kölner Gericht

Der 60-jährige Angeklagte Clemens K. sitzt neben seiner Verteidigerin Harriet Krüger im Landgericht auf der Anklagebank

  1. Im Dezember vergangenen Jahres wollte Kurt B., Angestellter der Stadtkämmerei, eine offene Geldforderung bei einem Mieter an der Straße Auf der Schildwache eintreiben.
  2. Kaum hatten er und seine Kollegin geklingelt, wurde die Wohnungstür aufgerissen und der 47-Jährige mit einem Messer angegriffen. Er wurde schwer verletzt, starb noch am Unfallort.
  3. Am Freitag (3. Juli) hat der Prozess begonnen. Am zweiten Verhandlungstag muss K. mit Handfesseln im Gericht sitzen. Der Angeklagte ist eine Gefahr – auch für seine Anwältin.

Köln – Clemens K. bleibt gefährlich – auch im Gerichtssaal. Sein Verhalten im Prozess ist derart provokativ, dass er auf der Anklagebank ab sofort mit Handfesseln Platz nehmen muss. Als weitere Sicherheitsmaßnahme ordnete die Kammer einen zusätzlichen Wachtmeister als Aufsichtsperson an. Der Mann, der im Dezember 2019 im Wahn den städtischen Mitarbeiter Kurt B. erstach und ein halbes Jahr zuvor auf eine Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes mit einem Schraubendreher losging, mag schuldunfähig sein und beim ersten Eindruck völlig harmlos daher kommen: aber es ist eben auch seiner psychischen Erkrankung geschuldet, dass er von jetzt auf gleich zur tödlichen Bedrohung werden kann. Dies hatten Verantwortliche offensichtlich jahrelang nicht erkannt.

Seine wirren Gedanken, die sich unter anderem darin äußern, dass er nach wie vor das Gericht ablehnt, „weil Schöffen keine Berufsrichter sind“, und sich in weiteren Anträgen wiederfinden, die seine Notwehrthese bekunden sollen, machen seine Unberechenbarkeit deutlich. Zumal er auch in der geschlossenen Abteilung der Klinik wegen seiner spontanen Bedrohlichkeit unter besonderer Überwachung steht. In seinem Zimmer wird er videoüberwacht.

Anwältin von Clemens K.: „Ich fühl mich nicht sicher“

Am zweiten Verhandlungstag traf es seine Verteidigerin Harriet Krüger, die er ja inzwischen ablehnt und ihr wiederholt bescheinigt: „Mit der Frau komme ich einfach nicht klar.“ Mit den Worten „Ich fühle mich nicht sicher, obwohl mein Verteidigerherz blutet“, hatte die Anwältin bei Gericht erfolgreich die zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen beantragt, nachdem Clemens K. ihr bedrohlich zu nahe kam. Eine Psychiaterin, die die Geste verfolgt hatte, bestätigte der Kammer die Notwendigkeit des Beschlusses. Sie sprach von „emotionalen und physischen Reaktionen, einer Entgleisung“, so dass eine „deutliche Gefahr fremdaggressiven Verhaltens besteht“.

Clemens K. Kölner Gericht

Der 60-jährige Angeklagte Clemens K. sitzt neben seiner Verteidigerin Harriet Krüger im Landgericht auf der Anklagebank

Offensichtlich kann Clemens K. von jetzt auf gleich völlig umschalten. Nachdem er im Dezember mit dem Messer auf Kurt B. eingestochen hatte (hier lesen Sie mehr) und das Opfer schwerst verletzt am Boden lag, war er nach kurzem Rückzug ins Haus wieder auf die Straße gegangen, wo er sich widerstandslos hatte festnehmen lassen. „Er war völlig emotions- und teilnahmslos, hat alles über sich ergehen lassen“,erinnerte ein Polizist die Situation, als er K. festnahm.

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Ein anderer beschrieb K. so: „Er glich einem Fußgänger, der an der roten Ampel steht und auf grün wartet.“ Eine Kollegin des Beamten bestätigte: „Er hat sich weder gegen die Fesseln gewehrt noch sonst eine Reaktion gezeigt. Völlig gleichgültig.“ Die medizinische Untersuchung auf der Wache verlief ebenso unauffällig: „Stimmung unauffällig, geordneter Denkablauf, Bewusstsein klar“, notierte der Polizeiarzt im Aufnahmeformular. Ein Bluttest ergab: Keinerlei Anzeichen für Alkohol, Drogen oder Medikamente. Die Wohnung des Täters erinnerten die Beamten eher negativ: „Sie war dreckig, es roch nicht gut. Alles machte einen verwohnten, ungepflegten Eindruck.“