Köln – Wegen des starken Regens der vergangenen Tage, für den Sturmtief „Burglind“ gesorgt hat, ist der Schiffsverkehr auf dem Rhein derzeit eingeschränkt. In Köln wurde am Mittwochmorgen mit einem Pegel von 6,38 Metern die Hochwassermarke I (6,20 Meter) überschritten, bei der Schiffe eine bestimmte Geschwindigkeit nicht überschreiten dürfen.
In Rodenkirchen wappnet sich die Stadt gegen drohende Überflutungen, indem ein 4,70 Meter hohes Hubtor aus dem Boden gefahren wird, um das Wasser aus dem Viertel herauszuhalten. Ob auch im Bereich der Altstadt Maßnahmen zum Hochwasserschutz ergriffen werden müssen, wird sich wohl im Laufe der Woche zeigen.
Bei anhaltendem starkem Regen könnte der Pegel am Montag über die für den Hochwasserschutz in der Altstadt wichtige Marke von 8,70 Metern steigen. „Für die nächsten Tage wird viel Niederschlag vorhergesagt“, sagte eine Sprecherin der Hochwasserschutzzentrale. Die Hochwassermarke II, ab der Schiffe nicht weiterfahren dürfen, werde in den nächsten Tagen voraussichtlich aber noch nicht erreicht.
Feuerwehr im Dauereinsatz
Die Wucht, mit der Sturmtief „Burglind“ am Mittwoch in den frühen Morgenstunden auf Köln getroffen ist, hat die Stadt überrascht. Zwar wurden Vorbereitungen getroffen, denn die Meteorologen hatten die Sturmböen ja angekündigt –Dennoch hält „Burglind“ die Kölner Feuerwehr bereits seit der Nacht in Atem. 387 wetterbedingte Einsätze melden die Feuerbekämpfer, zusätzlich mussten alleine im Zeitraum von 5.30 bis 6 Uhr zwölf Alarme von Brandmeldeanlagen bearbeitet werden, die aufgrund der Witterung ausgelöst hatten.
Personenschäden im Zusammenhang mit den Sturmeinsätzen gab es der Leitstelle der Feuerwehr zufolge dabei glücklicherweise auch bis in die Abendstunden nicht. „220 Kräfte sind derzeit im Einsatz. Zusätzlich zu denen, die bei der Berufsfeuerwehr ohnehin im Dienst sind, wurde der Gesamtalarm für die Freiwillige Feuerwehr Köln ausgelöst, um die Menge an Einsätzen zu bearbeiten und den Grundschutz im Stadtgebiet sicherzustellen“, sagte ein Feuerwehr-Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Einer unserer Schwerpunkte ist dabei natürlich die Beseitigung von Bäumen und Ästen auf Straßen“, so der Sprecher weiter. Zu den besonderen Einsätzen gehört etwa eine Turnhalle an der Wiersbergstraße in Kalk, deren Dach vom Sturm stark beschädigt und teilweise abgedeckt wurde. Auf dem Höhenberger Ring dagegen musste die Feuerwehr als Rettungskräfte bei einem Unfall helfen, bei dem zwei Pkw mit Bäumen kollidiert waren.
Oberleitung stürzt in Deutz auf Lkw
Am Deutzer Ring stürzte eine Oberleitung auf einen Lkw, die Leitung wurde aber geerdet, sodass glücklicherweise niemand zu Schaden kam. Die Feuerwehr musste außerdem auf der Zoobrücke Absperrgitter zusätzlich befestigen, die auf die Straße ragten und umzustürzen drohten. Eine weiträumige Sperrung musste darüber hinaus an der Vogelsanger Straße in Ehrenfeld eingerichtet werden, nachdem eine Baumkrone auf ein Dach in einem Hinterhof gestürzt war.
Für einen großen Schreck, ohne dass eine Person verletzt wurde, löste ein Einsatz in einem Flüchtlingswohnheim an der Eygelshovener Straße aus. Dort wurde das Dach eines Wohn-Containers abgerissen. „Wir werden heute den ganzen Tag und darüber hinaus stadtweit im Einsatz sein“, erläutert der Feuerwehrsprecher. Darum seien zusätzlich zu den Kräften in Aktion Erkundungstrupps unterwegs, um die noch nicht bearbeiteten Einsatzstellen zu begutachten und in die ständig aktualisierte Prioritätenliste einzupflegen. „Burglind“ hält Köln weiter in Atem.
Am Abend dann die Entwarnung: Mittlerweile seien alle Einsätze zur Gefahrenabwehr durch die Feuerwehr abgearbeitet, und der Normalzustand habe sich wieder eingestellt, teilte die Feuerweh mitr. Insgesamt seien die Einsatzkräfte in 454 Fällen im Stadtgebiet tätig gewesen.
Eingeschränkter Bahnverkehr
Die Stadt Köln hatte die Bewohner gebeten, Parks, Wälder und Grünflächen wegen des Sturmtiefs zu meiden.
Aus diesem Grund waren am Mittwoch auch zahlreiche Strecken und Verbindungen im Fahrplan der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) zumindest teilweise gar nicht oder nur eingeschränkt bedient worden. „Seit dem Mittag sind die Stadtbahn-Linien 3 und 4 wieder vollständig freigegeben, vorher haben wir im gesamtem Stadtgebiet Unterbrechungen und Ausfälle verzeichnet“, fasst Unternehmenssprecherin Gudrun Meyer die Lage am Nachmittag zusammen.
Neben den 50 Mitarbeitern im Servicepersonal seien alle verfügbaren Techniker der KVB im Dauereinsatz, um die entstandenen Schäden an Oberleitungen und Schienennetz zu beheben. Auch die Busse der KVB sind aufgrund der Probleme im Straßenverkehr von den Sturmböen betroffen. „Bislang gab es zum Glück allerdings keine nennenswerten Zwischenfälle, bei denen Menschen betroffen waren“, so Meyer gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch größere Schäden an Zügen, Waggons oder an Bussen der KVB-Fahrzeugflotte hat das Verkehrsunternehmen nicht registriert. „Wir informieren unsere Kunden so aktuell wie möglich über die ausgefallenen und die wieder aufgenommenen Verbindungen im Internet“, sagt die KVB-Sprecherin.
Linie 16 besonders betroffen
Gegen 5.40 Uhr kam es am Mittwoch zu den ersten wetterbedingten Störungen, schnell war der gesamte Betrieb durch das über Köln hinwegziehende Tief „Burglind“ betroffen – einer der Schwerpunkt ist die Strecke der Stadtbahn-Linie 16. Der Abschnitt zwischen dem Ubierring und Sürth ist Meyer zufolge nicht befahrbar, die Routen Richtung Norden sowie in anderer Richtung von und nach Bonn wurden getrennt. Auch die Linien 3 und 18 der KVB waren an der Station „Vischeringstraße“ zum Halten gezwungen. „Es wird überall gearbeitet“, sagt Gudrun Meyer.
Wie stark „Burglind“ die Kunden der KVB mit seinen Böen tatsächlich eingeschränkt hat, ist für die Kölner Verkehrs-Betriebe sowie für die Stadt, Feuerwehr und Polizei erst nach Ende des Sturms absehbar. „Einige Menge Störungen konnten schon behoben werden, aber derzeit kommen auch immer noch weitere hinzu“, sagt Meyer. Sie hofft, dass die Bilanz des Mittwochs nicht allzu hart ausfällt. Auch, weil die Stadt bislang noch leerer ist als üblich – denn zahlreiche Kölner sind aufgrund der Feiertage noch nicht zurück im Berufsalltag. (ksta)