Weniger Teilnehmer, höhere PreiseVerärgerung über teure Domdachführungen in Köln
- Der Gruppenpreis der Dach- und Ausgrabungsführung im Kölner Dom hat sich erhöht.
- Der Grund: Monatelang sind keine Einnahmen geflossen.
- Das sorgt jetzt für Verägerung.
Köln – „Lassen Sie sich überraschen von einer filigranen Eisenkonstruktion, die älter ist als der Eiffelturm“, heißt es auf der Homepage der Dombauhütte über die Führungen auf dem Dach der Kathedrale. „Erkunden Sie hoch über der Stadt unbekannte Turmräume mit Depots und Werkstätten der Dombauhütte.“
Früh im Jahr meldete Volker Kötter sich und 16 weitere Personen für eine solche Führung am vergangenen Wochenende an. „Der Termin wurde bestätigt, dann kam Corona“, erzählt er. Bis auf Weiteres wurden alle Dom-Führungen eingestellt. Seit Juni können sich Besucher wieder durch den Innenraum und die Ausgrabungen leiten lassen. Nun haben auch die Domdachführungen wieder begonnen.
Vor einigen Wochen erkundigte sich Kötter per E-Mail, ob sich der Termin halten lasse. Eine Mitarbeiterin der Dombauverwaltung habe angerufen und mitgeteilt, wegen der Infektionsschutz-Regeln dürften nur noch zwölf Personen teilnehmen. Dies habe er „nachvollziehen“ können in der Annahme, der Gruppenpreis von 190 Euro werde sich entsprechend verringern. Stattdessen hörte er, 240 Euro seien zu zahlen. „Sie fragte, ob wir das akzeptieren würden oder stornieren wollten. Ich war ehrlich gesagt geschockt und fragte nach der Begründung, aber es gab keine.“ Er habe um Bedenkzeit gebeten. Dass sich die Teilnehmerzahl reduziert habe und der Preis gestiegen sei, bedeute, dass jeder Teilnehmer fast das Doppelte zahlen müsse. Das sei „für ein kirchliche Organisation ein bodenlose Unverschämtheit“, findet Kötter, schließlich hätten in der Corona-Krise „manche Menschen mit Existenznot zu kämpfen“, auch in seiner Gruppe.
Gruppenpreis hat sich erhöht
Jörg Sperner, Assistent des Dombaumeisters und zuständig für die Besucherbetreuung, bestätigt, dass sich der Gruppenpreis der Dach- und auch der Ausgrabungsführung erhöht hat. Der Preis für die Führungen durch den Innenraum werde „nachziehen“. Dazu habe man sich entschlossen, weil monatelang keine Einnahmen geflossen seien, nicht nur wegen des Ausfalls der Führungen. Die Domschatzkammer und der Domshop waren geschlossen und Turmbesteigungen nicht möglich. Interessierten, die vor Monaten Führungen gebucht haben, habe man die neuen Modalitäten und den Grund dafür mitgeteilt. Das Prozedere der Buchung: Nach der Anfrage eines Interessenten werde zum gewünschten Termin ein passender Führer gesucht. Die Dombauverwaltung, die nur vermittelt, beschäftigt keine eigenen. Beim Treffen vor dem Dom komme der Vertrag zwischen Führer und Gruppe zustande, sagt Sperner. Er betont, wie wichtig der Verdienst für die Führer gerade in der Corona-Zeit sei. 50 Prozent des Geldes kämen ihnen zugute, die andere Hälfte der Unterhaltung der Kathedrale.
„Ich tue gerne etwas für den Dom“, sagt Kötter, und er verstehe die Lage der Führer. Doch warum würden die Verluste damit ausgeglichen, dass Menschen, die ebenfalls Ausfälle zu verkraften hätten, in die Tasche gegriffen werde? Dies sei mit seinem „Gerechtigkeitsbedürfnis“ unvereinbar.
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Die Kirche, die doch etwas zuschießen könne, lasse es an „Fingerspitzengefühl“ fehlen. Zumindest komme die Preiserhöhung zu früh. Trotzdem hat er mit der – nun verkleinerten – Gruppe an der Führung teilgenommen. „Wir hatten uns ja darauf gefreut.“