Ein Handyverkäufer witterte ein gutes Geschäft, traf aber in Köln auf einen Betrüger.
Auf Facebook inseriertHandyverkäufer in Köln in die Falle gelockt – so urteilt das Gericht
Ein Kfz-Mechaniker aus Witten fuhr fast 100 Kilometer mit dem Auto nach Köln, um ein neues iPhone an einen Interessenten zu verkaufen. Im Rheinland angekommen, traf der 26-Jährige allerdings auf einen Betrüger mit 20 Eintragungen im Vorstrafenregister. Der vierfache Vater musste sich am Donnerstag wegen schwerer räuberischer Erpressung vor dem Kölner Landgericht verantworten.
Köln: Handyverkäufer tappte in eine Falle
Über die Social-Media-Plattform Facebook hatte der Wittener sein Smartphone, das er nach einer Verlängerung seines Handyvertrags erhalten hatte, zum Verkauf angeboten. 1350 Euro wollte ein vermeintlicher Interessent dafür bezahlen, der Neupreis lag bei 1549 Euro. Er habe aber kein Auto, daher müsse der Verkäufer nach Köln kommen, gegen einen Aufpreis für das verfahrene Benzin.
In Neuehrenfeld stieg der Angeklagte zu dem Verkäufer ins Auto und gab vor, noch Geld bei seinem Bruder in Buchheim besorgen zu müssen. Während der Autofahrt dorthin nahm der Täter laut Anklage das Smartphone an sich. „Warte hier auf mich“, hatte der Beschuldigte laut Staatsanwältin nach der Ankunft gesagt. Der Verkäufer wollte aber sein Handy zurück oder zumindest einen Ausweis als Sicherheit.
Köln: Vermeintlicher Kaufinteressent zog ein Messer
Nachdem sich der Wittener mit einer ihm gereichten Visitenkarte einer Bank nicht zufrieden gab, soll der Angeklagte ein Messer gezogen und Stiche angedeutet haben. „Der Geschädigte gab danach seine Bemühungen auf, wieder in Besitz des iPhones zu gelangen“, hieß es in der Anklageschrift. Der Täter flüchtete danach mit seiner Beute vom Tatort, das Opfer verständigte daraufhin die Polizei.
Ein Polizeihund hatte anhand einer Duftprobe vom Beifahrersitz die Verfolgung aufgenommen, was aber nicht zur direkten Ergreifung des Täters führte. Aufgrund von Spuren an der zurückgelassenen Visitenkarte konnten die Ermittler diesen aber doch noch ausfindig machen. Beim Prozessauftakt am Mittwoch legte der 36-jährige Beschuldigte ein Geständnis ab, allerdings mit Einschränkungen.
Kölner Verteidiger sah kein Raubgeschehen
Verteidiger Sebastian Schölzel sah kein Raubgeschehen, sondern einen Trickbetrug, der milder bestraft werden kann. Denn das Handy habe der Verkäufer dem Mandanten schließlich freiwillig übergeben. Der Einsatz des Messers habe nicht zur Erlangung oder Sicherung der Beute, sondern dazu dienen sollen, den Wittener loszuwerden. Der Vorsitzende Richter sah das letztlich nicht so.
Ein Jahr und neun Monate Haft auf Bewährung lautete das Urteil, als Auflage muss der Schaden wiedergutgemacht werden. Das Handy hatte der Angeklagte seinem Kokaindealer übergeben, bei dem er Schulden gehabt habe. Inzwischen – die Tat geschah im Jahr 2019 – habe er sein Leben in den Griff bekommen, wolle sich weiter um seine Kinder kümmern und eine neue Arbeitsstelle suchen.