Köln – Die meisten Kölner Schulen müssen weiterhin auf Corona-Tests verzichten. Die vom Land NRW angekündigten Schnelltests lassen auf sich warten. Die Auslieferung habe „in diesen Tagen begonnen“, hieß es aus dem Schulministerium. Derzeit würden rund 300.000 Selbsttests pro Tag verschickt werden. Wie viele dieser Tests in Köln ankommen, könne allerdings nicht aufgeschlüsselt werden.
Derzeit gibt es nach Angaben der Stadt 192 infizierte Schülerinnen und Schüler an 120 verschiedenen Schulen. Das sei nicht besorgniserregend, schließlich gebe es aktuell in allen Bereichen einen Anstieg der Infektionszahlen. Einen großen Ausbruch in Schulen habe es bisher nicht gegeben. „Schulen sind keine Hotspots“, hieß es am Donnerstag vonseiten der Stadt.
Lolli-Methode für Corona-Tests an Kölner Schulen
Dennoch sind seit dem 8. März 22 Kölner Schulen in ein Pilotprojekt der Stadt in Kooperation mit der Kölner Uniklinik eingebunden. In diesem werden die Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche auf das Virus getestet – und das mit der sogenannten Lolli-Methode. Dafür müssen sie 30 Sekunden auf einem Abstrichtupfer lutschen, um eine Speichelprobe abzugeben. Dies sei sehr viel angenehmer als ein Nasen-Rachenabstrich, und vor allem könnten die Tests ohne fremde Hilfe selbst im Klassenraum durchgeführt werden, sagt Isabelle Suárez, Ärztliche Leiterin des Projekts und Infektiologin an der Uniklinik Köln.
Die Durchführung erfolgt im sogenannten „PCR-Pool“-Verfahren. Die Speichelproben werden in den verschiedenen Schulklassen gesammelt und dann gemeinsam einem PCR-Test unterzogen. Nur wenn ein „Pool“ positiv ausfallen sollte, werden die verschiedenen Proben der Schülerinnen und Schüler noch einmal einzeln getestet. „Wir können durch die Kombination aus Speichel-Abstrich und Pool-Testung viele Kinder und Jugendliche untersuchen und mit hoher Zuverlässigkeit infektiöse Personen erkennen“, sagt Florian Klein, Direktor der Virologie an der Uniklinik.
Stadt Köln will Ergebnisse der Pilotprojekte abwarten
Wie viele Tests im Rahmen des Projekts bisher positiv ausgefallen sind, ist unklar. Die Testphase läuft noch bis zum Beginn der Osterferien. Danach wird die Uniklinik gemeinsam mit Stadt und Land entscheiden, ob und wie das Projekt fortgesetzt wird. Ebenfalls offen ist, ob die Konzepte auf alle Kölner Schulen ausgeweitet werden können. Die Stadt will die ersten Ergebnisse abwarten.
Der Kölner Internist Prof. Michael Hallek, über dessen Klinik I der Uniklinik das Projekt gesteuert wird, hatte sich vor kurzem hingegen für eine Ausweitung ausgesprochen. So habe man zuletzt „einen Infizierten erkannt, der mit großer Wahrscheinlichkeit ein Superspreading-Event ausgelöst hätte“. Hallek ist überzeugt: „Wir konnten so ein Cluster verhindern. In solchen Testkonzepten liegt ein Riesenpotenzial.“
Schließung der Schulen vorerst ausgeschlossen
Bis von Land oder Stadt ausreichend Tests zur Verfügung stehen, ist eine Schließung der Schulen vorerst ausgeschlossen. Das betonten Land und Stadt zuletzt deutlich. Im Fall von Ansteckungen wird lediglich „das infizierte Kind und dessen Kontaktpersonen“ in Quarantäne geschickt, wie die Sprecherin erklärte. Eine Ausnahme könnten Kitas sein, bei denen ein Großteil der Mitarbeitenden infiziert ist – weil der Betrieb schlicht nicht mehr möglich wäre.
Um dies in Zukunft verhindern zu können, wird ein weiteres Pilotprojekt an 32 Kitas durchgeführt – sowohl an städtischen als auch an Kitas von Trägern der freien Jugendhilfe. Hier wird ebenfalls die Lolli-Methode angewandt, um die Kinder zweimal in der Woche zu testen. Ebenfalls mit dem „PCR-Pool“-Verfahren. Das Projekt, das am 8. März gestartet ist, ist zunächst für vier Wochen angesetzt. Auch hier ist laut Stadt unklar, ob und wie es anschließend weitergeht.
Kostenlose Corona-Tests für Lehrkräfte und Erzieherinnen
Unabhängig von den beiden Projekten können sich Mitarbeitende in Schulen und Kitas bereits seit Anfang Februar regelmäßig und kostenlos auf Corona testen lassen. Sie können sich alle 14 Tage einem Rachenspültest unterziehen. Dieses Angebot haben bisher mehr als 5600 Lehrkräfte sowie rund 21.800 Mitarbeitende in Kitas angenommen. Das Ergebnis: Es gab an Schulen bisher 97 positive Tests, das entspricht 1,72 Prozent der Testungen. An den Kitas waren es hingegen lediglich 30 positive Tests, was einem Anteil von 0,13 Prozent aller durchgeführten Testungen entspricht.
Die Stadt bestätigte am Donnerstag auf Nachfrage, dass „derzeit diskutiert wird“, ob die geplante Testdichte an Kölner Schulen und Kitas auch auf andere Bereiche des öffentlichen Lebens übertragen werden soll. Das könnte bedeuten: Nur, wer einen negativen Schnelltest vorweist, darf Museen oder Geschäfte betreten. Ob eine solche Regelung umsetzbar ist, könnte sich bei der Sitzung des Krisenstabs an diesem Freitag klären.