Höchstwerte überschrittenSchulklassen an Kölner Gymnasien sind oft restlos überfüllt
Köln – In der Klasse von Freddy ist es oft sehr laut. „Wenn man hinten sitzt, bekommt man manchmal fast nichts mit“, erzählt der Sechstklässler, der das Dreikönigsgymnasium besucht. „Im Unterricht ist es nervig, dass wir so viele sind.“ In seiner Klasse sitzen 33 Kinder. Überfüllte Klassen mit 30 und mehr Schülerinnen und Schülern sind vor allem an den Kölner Gymnasien angesichts fehlender Schulgebäude und beengter Raumkapazitäten an der Tagesordnung.
Vor allem in den Jahrgangsstufen fünf und sechs: 34,4 Prozent der Kölner Gymnasialklassen - also mehr als ein Drittel - überschreiten den vom Land NRW definierten Höchstwert von 29 Lernenden. Weitere 29,3 Prozent der Gymnasialklassen liegen über dem Richtwert von 27 Schülerinnen und Schülern. Verteilt auf alle Kölner Gymnasien liegt die durchschnittliche Klassengröße in Köln bei 27,8. Das sei zwar mehr als der Durchschnitt, entspreche aber in etwa dem Niveau von Städten wie Düsseldorf und Bonn, heißt es in dem städtischen Monitoring-Bericht der Stadt zum Schuljahr 2020.
Viele Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Köln
Zum Vergleich: Die durchschnittliche Klassengröße an allgemeinbildenden Schulen – ohne Weiterbildungskollegs und ohne die Sekundarstufe II – lag in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Schuljahr bei 23,3 Lernenden. An Gymnasien werden in Nordrhein-Westfalen im Schnitt 26,6 Schülerinnen und Schüler je Klasse unterrichtet.
Die Stadt erläuterte, dass laut Schulgesetz in Gymnasien bei drei Eingangsklassen eine maximale Belegung von 31 Kindern möglich sei. Bei vier Eingangsklassen liege der Höchstwert bei 30 Kindern. Die Ausschöpfung des gesetzlichen Rahmens und etwaige Mehrbelegungen erfolgten immer in enger Abstimmung mit der Bezirksregierung.
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Bei den anderen weiterführenden Schulformen sieht es geringfügig besser aus: Bei den Realschulklassen überschreiten mit 23,2 Prozent knapp ein Viertel der Klassen den Höchstrichtwert von 29 Schülerinnen und Schülern, gefolgt von den Gesamtschulen, wo das auf 11,3 Prozent der Klassen zutrifft. An den Gesamtschulen sitzen durchschnittlich 26,5 Lernende in den Klassen, an den Realschulen 26,9.
Hier kommt allerdings erschwerend hinzu, dass in vielen Klassen, in denen mehr als 29 Schülerinnen und Schüler sitzen, auch Mitschüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf lernen. In 43 Prozent der Realschulklassen, die den Höchstwert übersteigen, haben Schüler besonderen Unterstützungsbedarf, bei den Gesamtschulen sind es 23 Prozent. Grundsätzlich sitzen in den Hauptschulklassen durchschnittlich 3,3 Lernende mit Förderbedarf. An den Gesamtschulen lernten pro Klasse im Durchschnitt 3,6 Schülerinnen oder Schüler mit besonderem Förderbedarf.
Stadt braucht in den nächsten zehn Jahren 42 neue Schulen
Die angespannte Situation ist den enormen Engpässen bei den Kölner Schulplätzen geschuldet. Um der wachsenden Schülerzahl gerecht zu werden, müsste die Stadt in den kommenden zehn Jahren 42 neue Schulen bauen. Schon seit Jahren können die steigenden Schülerzahlen nur durch die Bildung von Mehrklassen auf beengtem Raum oder Erhöhung der Klassenstärken aufgefangen werden.
In der Jahrgangsstufe 7 entspannt sich die Lage dann vielerorts etwas, da nach dem Ende der Schuleingangsphase mit Abschluss der sechsten Klasse rund 65 Prozent der Schulformwechsel von den Gymnasien an die Realschulen und von den Realschulen an die Hauptschulen stattfinden.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hatte zuletzt in einer Studie belegt, dass sich kleinere Klassengrößen positiv auf die Leistung der Schülerinnen und Schüler auswirken. Das Institut hat das in der Studie umgerechnet in Leistungszuwächse: Im Fach Deutsch oder Mathe führte das demnach dazu, dass jeder Schüler weniger in der Klasse dazu führt, dass Schüler so viel mehr lernen, wie sie es sonst in einer Woche tun. Ab einer Klassengröße von 20 Schülern sahen die Forscher allerdings kaum noch Effekte durch noch kleinere Klassen.