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„Frustrierende Erfahrung“Junge Wahlhelfer verließen Kölner Briefwahlzentrum vorzeitig

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Das Briefwahlzentrum während der Kommunalwahl am Sonntag

  1. 480 Schüler haben sich bei der Kommunalwahl vergangenen Sonntag als Wahlhelfer im Briefwahlzentrum engagiert.
  2. Dadurch erhofften sie sich eine interessante politische Erfahrung – und eine Finanzspritze für den Abiball.
  3. Doch es wurde zu einer „frustrierenden Erfahrung“: Die Auszählung dauerte wesentlich länger als angekündigt. Als Schüler das nicht hinnehmen wollten, wurde ihnen das Geld gekürzt.

Köln – Es sollte ein erstes Reinschnuppern in die Demokratie werden. Eine interessante politische Erfahrung habe man sich von dem Engagement als Wahlhelfer versprochen, erzählt Kian Farzaneh (16). Gleichzeitig erhofften sich Farzaneh und seine Mitschüler der Jahrgangsstufe 11 des Apostelgymnasiums einen Schub für die Finanzierung des Abiballs. Schließlich wird das Engagement im Briefwahlzentrum mit einer Aufwandsentschädigung von 40 Euro belohnt.

Wie viele andere Schulen haben die Schüler des Oberstufenjahrgangs sich als Wahlhelfer engagiert. Zumal diese wegen der hohen Anzahl Briefwähler dringend gesucht wurden. Wahlleiterin Dörte Diemert hatte angekündigt, dass das Engagement der Jungwähler honoriert werden solle. „Wir legen bei jeder Schulklasse, die sich mit 80 Prozent beteiligt, und bei jeder Jahrgangsstufe, die mit 50 Prozent dabei ist, noch einmal pro Kopf 30 Euro drauf“, hatte sie vorab verkündet.

Engagement als Wahlhelfer wird zu „frustrierender Erfahrung“

De facto sei das Ganze eine frustrierende Erfahrung geworden, erzählt Kian. „Wir waren um 14 Uhr da und hatten im Vorfeld die Info bekommen, dass um 19 Uhr Schluss sein sollte“, so Kian. Das habe ein Mitarbeiter der Stadt so an die Stufensprecherin kommuniziert. „Dann erfuhren wir um 17 Uhr, dass die Auszählung im Briefwahlzentrum bis 23 Uhr dauern wird.“

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Das wollten die Schüler nicht einfach so hinnehmen, und auch Eltern wandten sich telefonisch an die Verantwortlichen im Briefwahlzentrum, dass das für die Jugendlichen nicht vertretbar sei. Es sei zu Konflikten gekommen. „Die Abteilungsleiterin sagte uns dann, dass wir nur einen geringen Teil des Geldes bekommen, wenn wir jetzt gehen. Der Großteil von uns ist trotzdem gegangen. Und zwar richtig sauer.“ Auch aus anderen Schulen seien viele Schüler früher gegangen.

480 Kölner Schüler als Wahlhelfer erschienen

Wahlleiterin Diemert äußerte sich verwundert. Es seien 480 Kölner Schüler als Wahlhelfer erschienen, worüber sie sich riesig gefreut habe. Auch wenn bestimmt nicht alles fehlerfrei abgelaufen sei: „Es ist ausgeschlossen, dass städtische Mitarbeiter eine Endzeit von 18.30 oder 19 Uhr mitgeteilt haben.“ Gerade weil im Briefwahlzentrum erst um 18 Uhr mit dem Auszählen begonnen werden könne, sei ein solches Zeitfenster unrealistisch. Sie selbst habe nahezu an jedem Tisch vorbeigeschaut und den Schülern für ihren Einsatz gedankt.

Diejenigen, die früher gegangen sein, seien Einzelfälle gewesen. „Herausgestochen haben die Motivation und Haltung der Jugendlichen.“ Da es eine besondere Wahl war, könne es aber durchaus sei, dass die Quote der Abbrecher höher gewesen sei als sonst. Sie plädierte dafür, in diesen Fällen keine Schulprämien oder Gelder zurückzufordern.