Zwischen Mülheim und InnenstadtWasserbus für Köln rückt in greifbare Nähe
Köln – Seit 30 Jahren diskutieren Politik und Stadtverwaltung den Traum von einem Wasserbussystem auf dem Rhein – jetzt könnte dieser tatsächlich Realität werden. Vier vom Verkehrsdezernat beauftragte Planungsbüros arbeiten derzeit an einer Machbarkeitsstudie und haben bei einer Konferenz mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden die Empfehlung ausgesprochen, stufenweise ein Wasserbussystem einzuführen.
Dabei handelt es sich um motorisierte Schiffe und nicht – wie der Name es vermuten lässt – um Amphibienfahrzeuge, die sowohl zu Land als auch auf dem Wasser einsetzbar sind.
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Als Pilotprojekt soll zunächst eine Verbindung zwischen den Stadtteilen Niehl, Mülheim und Innenstadt eingerichtet werden. Die Fahrzeit von Niehl nach Mülheim beträgt nach Einschätzung der Gutachter etwa neun Minuten. Die Strecke zwischen Mülheim und der Innenstadt soll in rund vier Minuten überwunden sein. Die Büros gehen davon aus, dass die Wasserbusse an jeder Haltestelle drei bis fünf Minuten für das An- und Ablegen benötigen werden – die genaue Dauer wird davon abhängen, wie viele Passagiere ein- und aussteigen.
Zweite Verbindung zwischen Rodenkirchen und Porz
Eine zweite Verbindung könnte zwischen Rodenkirchen und Porz entstehen. Die Stadtteile liegen sich zwar gegenüber, eine direkte Verbindung mit Bahn und Bus über den Rhein fehlt bislang jedoch. Benötigen die Fahrgäste mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurzeit 50 bis 60 Minuten, um von einem Stadtteil in den anderen zu gelangen, würde die Fahrt mit dem Wasserbus nach Berechnung der Gutachter nur neun Minuten dauern.
„Vom Rhein geht eine erhebliche Barrierewirkung aus – diese macht sich sowohl bei den heutigen Reisezeiten aller Verkehrsmittel als auch bei den bestehenden Nachfrageströmen der betrachteten Stadtteile untereinander deutlich bemerkbar“, heißt es in einer Mitteilung der Verwaltung für den Verkehrsausschuss des Stadtrats. „Ein Wasserbussystem könnte diese Barrierewirkung in Teilen aufbrechen.“
Die notwendigen Geschwindigkeiten, die ein Wasserbussystem gegenüber dem Auto und dem öffentlichen Nahverkehr erreichen muss, sind nach Einschätzung der vier Planungsbüros zumindest für Ziele in direkter Rheinnähe realistisch erreichbar. Zwischenstopps seien dagegen in einem Wasserbussystem deutlich zeitintensiver als bei Zug, Bahn oder Bus und müssten daher – im Sinne konkurrenzfähiger Reisezeiten – sehr überlegt gewählt werden.
Stufenweise Einführung
Die stufenweise Einführung eines Wasserbussystems hat aus Sicht der Gutachter den Vorteil, dass zunächst nur wenige Schiffe anzuschaffen wären. Bis zu einer späteren Ausweitung der Flotte könnten dann auch Zukunftstechnologien marktreif sein. Solarbetriebene Schiffe und solche mit einem Wasserstoffantrieb seien bislang noch nicht markterprobt. Hybridlösungen und – je nach Linienprofil und Ladeinfrastruktur auch rein batterieelektrische Antriebe – seien durchaus denkbar und möglich.
Wasserbusse in anderen Städten
In Venedig sind seit 1881 die sogenannten „Vaporetti“ als öffentliches Verkehrsmittel unterwegs. Zunächst handelte es sich dabei um dampfbetriebene Schiffe, heute sind Dieselmotoren im Einsatz. Die „Vaporetti“ fahren unter anderem durch den Canal Grande und zu den Inseln.
In Rotterdam werden seit 1999 die Vororte mit Hilfe von acht Linien und 19 Haltestellen an die Stadt angebunden. Im Einsatz sind Katamarane, die mit Dieselmotoren angetrieben werden. Zwei Millionen Nutzer sind pro Jahr auf den Schiffen in Rotterdam unterwegs.
In Hamburg betreibt die 1888 gegründete Hadag Seetouristik und Fährdienst AG insgesamt sechs Fährlinien, die insgesamt 25 Anlegestelle ansteuern. Die sogenannten Hafenfähren sind in den Tarif des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) eingebunden. (att)
Die beim Wasserbussystem eingesetzten Schiffe müssen mindestens 30 Kilometer pro Stunde fahren können – auch gegen die Strömung. Ansonsten sind die notwendigen Fahrtzeiten zwischen den Haltestellen nicht zu erreichen. Die Schiffe müssen außerdem 100 Menschen befördern können, barrierefrei sein und eine Fahrradmitnahme ermöglichen. In Städten wie Rotterdam werden aufgrund von Geschwindigkeit und Wellenschlag, zumeist Katamarane eingesetzt.
Im nächsten Schritt soll nun geprüft werden, an welchen Stellen sich Anlegestellen einrichten lassen und was das Wasserbussystem die Stadt kosten wird.