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Umbau der Linie 66 zur U-BahnIn Sankt Augustin könnte Gleisbett zum Fahrradweg werden

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Radeln auf der Trasse: So könnte das Gleisbett an der Südstraße als Schnellstraße für Fahrräder aussehen.

Sankt Augustin – „Wir müssen den Mut haben, viel weiter in die Zukunft zu denken.“ Dieser Satz von Sascha Bäsch (SPD) zielte auf eine Planung, die wahrscheinlich „erst in Jahrzehnten realisiert werden könnte“. Aber die Weichen dazu könne man schon heute stellen. Bei der ersten Sitzung des neu gegründeten Mobilitätsausschusses waren die Linie 66 und fehlende Schnellwege für Fahrräder wichtiges Themen.

Sankt Augustin: Langes Warten an Schranken

Die Stadtbahn nach Bonn oder Siegburg durchschneidet die Stadt. Wer auf die wichtige Bonner Straße will oder von ihr abbiegt, muss oft an Schranken lange warten. Zudem hat ein dringend benötigter Fahrradschnellweg auf der engen Bonner Straße keinen Platz. Warum nicht einfach die Linie 66 zur U-Bahn machen? Ihr dann nicht mehr benötigtes Gleisbett böte ausreichend Platz für einen Fahrradschnellweg.

Für Grünenfraktionschef Martin Metz ist „das eine gute und durchaus nachvollziehbare Idee“. Aber man brauche jetzt schnelle Lösungen innerhalb von zwei Jahren bis zur Taktverdichtung. Damit die Autos nicht immer wieder an den Schranken warten müssen, sei die Ost-West-Spange hinter dem Rathaus als Unterführung zur Bonner Straße gebaut worden.

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Die Ost-West-Spange hinter dem Rathaus wurde als Unterführung zur Bonner Straße gebaut.

„Wenn nun ein U-Bahn-Tunnel kommt, wird er über diese Umgehung führen“, gab Metz zu bedenken. Allerdings könnte man auch Lösungen in anderen Abschnitten finden. Langfristig ist Metz „für diese total spannenden Idee auf jeden Fall zu haben, wenn sich eine Finanzierungsmöglichkeit ergibt“, sagte der Grüne auf Nachfrage der Redaktion.

Spätestens wenn die Linie 66 im Fünf-Minuten-Takt verkehrt, muss aber eine Lösung gefunden werden. Denn dann droht ein Dauerstau an den geschlossenen Schranken, von dem Autos, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen betroffen sind.

Machbarkeitsstudie für U-Bahn-Bau

Deshalb warb Bäsch im Ausschuss weiterhin für seine Idee. Die zentrumsnahen Flächen, auf denen zurzeit die Schienen verlaufen, seien wertvolles Land, das an Wert weiter gewinnen werde. „Wir können es uns nicht leisten, dass wir dort oberirdisch Gleise verlaufen lassen“, betonte Bäsch. Sogar im Berliner Sandboden sei es gelungen, eine U-Bahn zu bauen, und aus den Fehlern in Köln könne man ja lernen. Dort war beim Bau der dortigen U-Bahn am 3. März 2009 das Stadtarchiv eingestürzt, zwei Menschen starben.

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Nun wird erst einmal eine Studie erstellt. Sie soll auch die Machbarkeit einer Stadtbahnunterführung an der Südstraße prüfen. Für den technischen Beigeordneten Rainer Gleß hat der U-Bahn-Vorschlag durchaus Vorteile. Er würde zu einem echten Radschnellweg führen. Allerdings sieht er, wie auch andere Ausschussmitglieder, Probleme bei der Finanzierung eines solchen Projektes.

Andere ungewöhnliche Ideen in der Stadtplanung

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So könnte die Rodenkirchener Brücke nach einem Umbau aussehen.

Ein Wassertaxi oder sogar ein Wasserbus auf dem Rhein ist schon seit Jahrzehnten in der Diskussion. In einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie lassen die Kommunen Köln, Wesseling und Leverkusen derzeit prüfen, ob ein Wasserbusliniensystem eine sinnvolle Ergänzung zu ihrem ÖPNV-Angebot sein könnte. Ein Zwischenbericht sieht gute Perspektiven, wenn es eine Anbindung an bestehende Umsteigepunkte sowie das Radwegenetz gibt.

In Berlin, New York, London, Istanbul, Dublin oder Rotterdam gibt es solche Verbindungen schon. Nach dem Willen der Mehrheitskoalition in Bonn soll die Verwaltung mit den drei Nachbarn Kontakt aufnehmen, damit die Bundesstadt auch in die laufenden Untersuchungen einbezogen wird. Mit einem Wasserbus ließen sich die beiden Rheinufer in Bonn schneller über das Wasser als über die Brücken verbinden.

Eine Seilbahn zwischen den Orten Neunkirchen und Seelscheid könnte sich Bürgermeisterin Nicole Berka vorstellen. Dieses Projekt ist allerdings erst angedacht, konkrete Planungen gibt es noch nicht.

Die Rodenkirchener Brücke im Kölner Süden als „Living Bridge“ – diese Idee kam in den vergangenen Wochen auf. Statt eines Abrisses, der wegen einer Verbreiterung der Autobahn in der Diskussion ist, könnte dies als moderne Alternativnutzung angedacht werden. Als Vorbild soll die ehemalige Güterzugtrasse „High Line“ in der US-Metropole New York dienen, die zwischen 2006 und 2019 zu einer Parkanlage umgebaut wurde. (vr)