Köln – Der Fahrer des Müllwagens, der im vergangenen Mai in Widdersdorf einen sieben Jahre alten Jungen überfuhr, muss sich vor Gericht verantworten. Der 38-Jährige werde wegen fahrlässiger Tötung angeklagt, bestätigte ein Sprecher des Amtsgerichts Köln am Dienstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Beim Rechtsabbiegen hatte der Fahrer den radelnden Jungen im verkehrsberuhigten Mathesenhofweg übersehen und erfasst. Vater und Sohn waren auf dem Weg zur Schule. Laut Anklageschrift hätte der Fahrer dreieinhalb Sekunden Zeit gehabt, das Kind zu bemerken, wenn er in den Seitenspiegel geschaut hätte. Der Müllwagen war demnach mit etwa elf Stundenkilometern unterwegs, der Junge mit etwa zwölf bis 16. Er prallte gegen einen Reifen des Müllwagens, geriet unter die Hinterachse und war vermutlich sofort tot.

Zehn Feuerwehrleute und mindestens sechs Polizisten brachen nach dem Einsatz ihren Dienst ab und mussten genau wie die Familie des Jungen, der Müllwagen-Fahrer und dessen beiden Kollegen psychologisch betreut werden. Die Nachricht über den Unfalltod des Jungen hatte in ganz Köln Trauer und Bestürzung ausgelöst.

AWB will Müllwagen mit Kamerasystem ausstatten

Bis Ende des Jahres werden knapp 200 Müllwagen der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) mit Kamera-Abbiegehilfen ausgestattet. Die Ausstattung der Müllwagen mit dem Frühwarnsystem war laut AWB bereits vor dem tragischen Unfall von Widdersdorf anvisiert worden. Der Unfall sei aber ein ausschlaggebender Grund gewesen, schnell zu handeln und „in der technischen Tragweite deutlich höhere Maßstäbe anzulegen“, hatte AWB-Geschäftsführer Ulrich Gilleßen seinerzeit gesagt.

Das Kamerasystem stellt die Umgebung um den Wagen bis zu einem Abstand von 2,50 Metern dar, der sonst tote Winkel wird so nahezu vollständig sichtbar. Alle großen Müllwagen wollen die AWB bis Ende 2019 mit dem so genannten „Birdview“-System ausstatten.Der Prozess gegen den Müllwagen-Fahrer ist noch nicht terminiert, wird aber in diesem Jahr stattfinden. (uk)