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„Schnell unverzichtbar geworden“Wie der „Elternkreis Köln“ Drogensüchtigen einen Weg zurück ins Leben weist

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In der Mitte Helmut Rötte, Organisator des Elternkreises. Unten: Pantomime „Manfred“.

In der Mitte Helmut Rötte, Organisator des Elternkreises. Unten: Pantomime „Manfred“.

Die Arbeit des „Elternkreis Köln“ hilft Süchtigen seit 40 Jahren dabei, sich aus ihrer Lage zu befreien.

Pantomime „Manfred“ begrüßte die rund 100 Gäste beim Festakt zu 40 Jahren „Elternkreis Köln“ am vergangenen Wochenende im Bürgerzentrum Alte Feuerwache. Mit dezentem Humor sorgte er für Auflockerung bei einer Veranstaltung, die neben der feierlichen Seite auch Raum für den Austausch bedrückender Erfahrungen der teilnehmenden Eltern bestand. Effektive Selbsthilfe von und für Eltern von drogengefährdeten und abhängigen Jugendlichen will der Elternkreis Köln Betroffenen bieten, mit diesem Ziel ist die Initiative im Jahr 1983 von der ehemaligen Mitarbeiterin der Drogenhilfe Köln, Inge Griesemann, gegründet worden.

„Unzähligen Jungs und Mädchen sowie ihren Eltern hat diese Gruppe seitdem mit Rat und Tat zur Seite gestanden und vor allem das Ohnmachtsgefühl, mit den Problemen allein zu sein, verringert“, sagte Helmut Rölle am Freitag. Gemeinsam mit Ilka Müller hat der 68-Jährige, selbst ehemals als Betroffener auf der Suche nach Unterstützung, nach dem Ausscheiden Griesemanns im Jahr 2011 einen Großteil der Organisationsarbeit beim Elternkreis Köln übernommen. Derzeit seien etwa 50 Personen aus dem Stadtgebiet sowie der Umgebung in der Gruppe vernetzt – auf Wunsch auch anonym -, viele von ihnen sind am Freitag ins Bürgerzenrum gekommen, ebenso wie Mitglieder aus ganz NRW.

Drogenkonsum in NRW: 700 Todesopfer in einem Jahr

Aus Sicht der professionellen Institutionen in Köln ist der Elternkreis „schnell unverzichtbar geworden und längst nicht mehr nur ein Zusatz zu dem Hilfsangebot für Menschen mit Suchtproblemen“, betonte Markus Wirtz. Drei ambulante Einrichtungen Drogenhilfe Köln im Stadtgebiet bieten dem Geschäftsführer zufolge derzeit rund 500 Menschen mit sogenanntem Ersatzstoff-Konsum Unterstützung. „Die professionellen Einrichtungen allein könnten die Betroffenen nicht vollumfänglich betreuen, das sollen sie auch gar nicht“, so Wirtz. Denn die Entscheidung zur Selbsthilfe basiere auf anderen Herangehensweisen, das sei auch gut so und könne sich sehr gut miteinander ergänzen.

Auch die offizielle Statistik belegt die andauernde Notwendigkeit der Vereinsarbeit: So haben 2022 deutschlandweit 1900 Menschen im Zusammenhang mit Drogenkonsum das Leben verloren, allein im Nordrhein-Westfalen mehr als 700. Unter dem Titel „Einmal Hölle und zurück“ erläuterte ein ehemals Betroffener seinen Weg zurück ins Leben.

Pantomime Manfred zeigte im Verlauf des Nachmittags immer wieder ein Lächeln, eine Mimik, die als Spiegel der Gesichter im Raum deutlich machte, dass die Arbeit im Elternkreis Mut macht. „Wenn die Politik mit Geld und vor allem die Gesellschaft mit weniger Stigmatisierung die Selbsthilfe-Arbeit stärker unterstützen würden, könnte dieses wertvolle Instrument noch besser helfen“, sagte Rölle. Informationen über die Arbeit der Gruppe sind auf der Internetseite der Initiative zu finden.