Kritik von Mittelalter-FestivalWie die Stadt auf den Spectaculum-Weggang reagiert
Köln – Wirklich zerknirscht zeigte sich die Stadt nicht darüber, dass eine der größeren Veranstaltungen bald nicht mehr auf ihrem Gebiet stattfinden wird. „Selbstverständlich möchte die Stadt Köln derartige Veranstaltungen in Köln halten. Es können jedoch keine Abstriche an Sicherheitsanforderungen hingenommen werden, wenn die Veranstaltung aus wirtschaftlichen Gründen für den Veranstalter nicht rentabel ist“, hieß es aus der Stadtverwaltung. Gemeint ist das Mittelalter-Festival Spectaculum, das vergangenen Wochenende letztmalig am Fühlinger See abgehalten wurde. Organisator Gisbert Hiller zeigte sich bereits am Rande des Festivals frustriert über die aus seiner Sicht übertriebenen Auflagen der Stadt.
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Auch einige Tage nach der Veranstaltung ist für Hiller klar, dass er im nächsten Jahr nicht mit Spectaculum nach Köln zurückkehren wird. Deutschlandweit ist er als Veranstalter tätig, wir erreichen ihn an diesem Mittwochmittag auf der Autobahn kurz vor Flensburg. An den zuständigen bei der Stadt lässt er kein gutes Haar. 16 Jahre lang habe er die Veranstaltung ohne Beanstandungen durchgeführt, sei mit Sportamt, Ordnungsamt und Marktamt immer gut klar gekommen, sagt Hiller.
Bauaufsicht „kompromisslos“?
Doch seit diesem Jahr ist das Bauaufsichtsamt für solche Genehmigungen zuständig. Seither gebe es nur noch Probleme, klagt Hiller. Das Amt sei „in keiner Weise gesprächs- oder kompromissbereit“ gewesen.
Konkret geht es um Lärmschutzauflagen, zwölf Flutlichtmasten, die auf dem Gelände aufgestellt werden mussten, nicht genehmigte Bierzeltgarnituren und einen Behelfsweg um den kompletten See, weil eine Brücke nicht mehr als Übergang genutzt werden durfte. All die neuen „Knüppel zwischen den Beinen“, wie Hiller sie nennt, hätten für ihn Mehrkosten in Höhe von 40.000 Euro bedeutet, sagt er, dazu ein „immenser zeitlicher Aufwand“. Die Konsequenz: „In Köln ist so etwas für uns nicht mehr machbar. Das tun wir uns nicht mehr an.“
Spectaculum im nächsten Jahr in Neuss?
Die Stadt betont, dass dem Veranstalter die Auflagen Ende März dieses Jahres bekanntgegeben worden seien. „Diesem wurde damit die Gelegenheit gegeben, die voraussichtlichen Kosten unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung abzuklären“, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Die Auflagen für solche Events seien „abhängig von Art und Umfang der Veranstalter und von der Anzahl der Besucherinnen und Besucher“. Jede Veranstaltung und jeder Veranstaltungsort habe grundsätzlich unterschiedliche Sicherheitsanforderungen. Das Bauaufsichtsamt sei außerdem an die rechtlichen Vorgaben gebunden, die Landesgesetze festlegen. „Dies dient der Sicherheit der Besucherinnen und Besucher.“
Für Hiller steht fest, dass die Kölner Bestimmungen auch bei anderen Veranstaltern Kopfzerbrechen verursachen und diese womöglich auch vergraulen könnten. Nirgendwo in Deutschland jedenfalls gebe es ein Bauaufsichtsamt, das „so kompromisslos und bei den Veranstaltern so verhasst ist wie in Köln“, klagt Hiller. In Neuss scheint er auf weniger scharfe Auflagen zu stoßen. Mit der dortigen Pferderennbahn gebe es Gespräche für eine Austragung im kommenden Jahr, sagt er.