Kölner Architekt„Es sind nicht Touristen, die Probleme bereiten, sondern wir selbst“
- Hanspeter Kottmair führt sein Architekturbüro in Köln seit Anfang der 1970er Jahre.
Köln – Wenn Kölner von der Altstadt sprechen, meinen sie meist das Gebiet zwischen Heumarkt und Dom. Dort finden sich die Anfänge der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, die bereits im Jahr 50 n. Chr. zur Stadt erhoben wurde. Den Mittelpunkt des Viertels bildet die Hohe Domkirche zu Köln. Die Stadtverwaltung nennt diesen Bereich Altstadt-Nord in Unterscheidung zur Altstadt-Süd, die sich südlich von der Pipinstraße bis zum Rheinauhafen erstreckt und von den Ringen begrenzt wird. Der Architekt Hanspeter Kottmair wohnt seit mehr als 40 Jahren in der Altstadt-Nord.
Herr Kottmair, Sie leben seit vier Jahrzehnten mitten in der Altstadt. Was gefällt Ihnen daran?
Ich wohne dort, weil ich diese meine Stadt liebe und gern im alten Zentrum lebe, auch wenn ich immer wieder Kritik übe. Wer seine Tage hier verbringt, dem sollte allerdings konstruktive Kritik erlaubt sein. Damit stehe ich nicht allein. In meinem privaten und geschäftlichen Umfeld kenne ich Hunderte Bürger, die helfen wollen, die Stadt, auch die Altstadt, als Aushängeschild positiv nach vorne zu entwickeln. Leider haben wir den Eindruck, dass unsere Bemühungen und Vorschläge in Politik und Verwaltung oft ins Leere laufen. Im Vergleich zu anderen Orten, deren Stadtplanung und Stadtkultur erfolgreich zu Ende gebracht werden, hapert es in Köln an vielen Stellen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Probleme?
Wenn ich von oben auf den Roncalliplatz schaue, den Alter Markt und das Rathaus, runter zum Rheinufer oder auf den Hackenbergplatz vor der Philharmonie, der nun endlich der Vollendung entgegengeht, dann sehe ich, dass es nicht die Fremden oder Touristen sind, die Probleme bereiten, sondern dass wir selbst es sind.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Zwei: Wo Kunden auf Taxen warten, sind Bürgersteig und Standspur übersät mit Zigarettenkippen. Unmöglich. Zudem: Wir lassen es zu, dass Menschen über Jahre hinweg unmittelbar an der Philharmonie, am Museum Ludwig oder unter der Arkade des Römisch-Germanischen Museums übernachten – darauf können wir nicht stolz sein.
Das hat etwas mit Planern und Planen zu tun, mit dem Baurecht und mit dem Willen der Investoren, unsere Stadt schön zu gestalten. Nein, stattdessen kommen immer wieder neue haustechnische Aufbauten auf die Häuser. Gravierend stört mich die Entwicklung auf dem Roncalliplatz, der Stelle mit dem schönsten Blick auf den Dom. Dort wurde die Außengastronomie untersagt. Ich frage mich, in welcher Stadt der Welt finden wir Blicke wie diesen und zugleich einen leeren Platz, der nicht zum Verweilen einlädt, sondern allein dem Überqueren dient.
Welche Lösungsvorschläge haben Sie, um neue Wege zu gehen?
Eine neue Ordnung für und in unserer Stadt kann nur gemeinsam mit der Bürgerschaft, mit Verwaltung und Politik gelingen. Dazu müssen wir den Politikern und der Stadtverwaltung glauben, aber im Umkehrschluss müssen diese Gremien auch den engagierten Bürgern zuhören und dann umsetzen, was dort gemeinsam entwickelt wird.
Die große Politik spricht oft von Runden Tischen, die man bilden muss, um Lösungen zu erarbeiten. Keinen Arbeitskreis schaffen, sondern mit Anliegern und Fachleuten unmittelbare Positionen entwickeln und umsetzen. Nicht nur einmal, immer wieder. Man darf nicht aufgeben, muss an die Stadt und die eigenen Gedanken glauben, muss einen Moderator finden, der in der Lage ist, dieses im Augenblick nicht vernetzte System so zusammenzubinden, dass von Monat zu Monat die Erfolge wahrnehmbar sind. Das von unserer Oberbürgermeisterin neu eingerichtete Dezernat Stadtentwicklung, Planen und Bauen ist ein erster Schritt in diese Richtung. Davon könnten alle profitieren.
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