Das neue Buch namens „Pakt der Krähen“ der Kölner Autorin Brigitte Jünger ist erschienen. Darum geht es.
Kölner AutorinBrigitte Jünger schreibt über Jugendliche in trister Hochhaussiedlung
Krähen gelten als intelligent und sozial. Sie stehen Pate, als Zachy und Oke im Waschmaschinenkeller die „Crows“ gründen, eine Gemeinschaft von Jugendlichen, die in der tristen Hochhaussiedlung Koberg wohnen; es ist einer jener Orte, die „sozialer Brennpunkt“ genannt werden. Oke geben die „Crows“ Halt und Sinn, nachdem er seine beste Freundin verloren hat, in die er sich zu verlieben begonnen hatte. Und Zachy findet in der Gruppe einen Ausgleich dafür, dass er sich von seinem stets abwesenden Vater, der ihn mit Versprechungen hinhält, verraten fühlt.
Auf knapp ein Dutzend Heranwachsende wächst die eingeschworene Gemeinschaft an, deren Mitglieder spüren: „Irgendetwas Großes war da plötzlich, das im Alltag kaum aufleuchtete.“ So heißt im neuen Roman der Kölner Jugendbuchautorin Brigitte Jünger: „Pakt der Krähen“. Liebe, Solidarität, Schuld, Verrat – der Autorin gelingt es, mit leichter Hand gewichtige Themen zu verhandeln. In ihren vorherigen Romanen, „Der Mantel“ und „Das Monster“, ging es aus Jugendperspektive, in die sie sich hineinzuversetzen versteht, um den Holocaust und um sexuellen Missbrauch.
Die „Crows“ begehen nicht nur gute Taten
Die „Crows“ werden auf dem Koberg für ihre Nachbarschaftshilfe geschätzt. Dafür lassen sie sich gern entlohnen; das Geld fließt in eine Gemeinschaftskasse. Allerdings bleibt es nicht bei guten Taten: Die „Crows“ machen bei Gelegenheit lange Finger, und selbst vor Erpressung scheuen sie nicht zurück. Was Zachy, der das große Wort führt, schließlich im Alleingang ausheckt, setzt allem die Krone auf. Damit im Zusammenhang steht der Ausgangspunkt des Romans: Zachy hat Oke in einem Bunker in einem Wäldchen eingesperrt. Warum? Wie wird die Gefangenschaft ausgehen?
In der kurzen Zeitspanne des erzählten Geschehens entsteht nicht nur ein lebendiges Bild von der Gemeinschaft der Jugendlichen, sondern auch von der sonstigen Bewohnerschaft des Hochhauskomplexes, der einer rücksichtslos auf Gewinn erpichten Immobiliengesellschaft gehört. Zum sozialen Mikrokosmos zählen etwa der so windige wie diebische Hausmeister, der Besitzer des zentralen Kiosks und ein fremdenfeindlicher Nachbar. Ebenso ein ehemaliger Matrose, der eine Schwäche dafür hat, sich im Tüllrock zu zeigen, und ein obdachlos gewordener Mann mit dem Spitznamen „der Professor“.
Am Ende steht Zachy auf einem Hochhausdach, kurz davor zu springen. Und Oke wird eine überraschende Erkenntnis zuteil.
Brigitte Jünger: Pakt der Krähen. Verlag Jungbrunnen, 144 Seiten, 17 Euro.