Wolfgang Overath und Sven Pistor haben am Dienstagvormittag ihr gemeinsames Buch im Geißbockheim in Köln vorgestellt.
„Ich sterbe eher im Büro als im Bett“FC-Ikone Wolfgang Overath und Autor Sven Pistor präsentieren ihr neues Buch
Ansteckend gute Laune hat Wolfgang Overath an diesem Vormittag im Grüngürtel, er berichtet im Geißbockheim offensiv von seinen Erlebnissen. Die Anekdoten sind köstlich, sein Publikum ist extrem erheitert. Es geht um die Präsentation eines Buches, das Overath, die Spieler-Ikone des 1. FC Köln, der Weltmeister von 1974, gemeinsam mit dem WDR2-Moderator Sven Pistor verfasst hat.
Es ist kein gewöhnliches Buch, sondern vielmehr eine Sammlung von zehn langen Interviews, die 190 Seiten füllen, über das Leben im Allgemeinen, das von Wolfgang Overath im Speziellen, seine Herkunft, seine Zeit als FC-Präsident, das Prinzip Glück und auch, zum Abschluss über das, wie es heißt, „Spiel des Lebens“.
Mit Buch Geld für seinen Hilfsfond gesammelt
Overath, weißes Hemd, schlank, also weiterhin in Topform, betont, dass dieses Buch zu ihm gekommen sei. Denn der Verlag (Bonifatius aus Paderborn) hatte die Idee, ein Zwiegespräch zwischen Overath und Pistor auf den Markt zu bringen. Der Anlass liegt auf der Hand: Am 29. September wird Overath 80 Jahre alt. Bei Overath klingt das mit der typischen Overath-Ironie so: „Ich habe in einigen Tagen einen schrecklichen Tag vor mir.“
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Erst habe er wie üblich auf solche Buch-Ansinnen reagiert: „Nein.“ Wenngleich es bereits jeweils ein Buch von und eines über Overath gibt. Schließlich habe er sich für das aktuelle Projekt bereitgefunden, weil er mit seinem Honorar Geld für den Hilfsfonds, der seinen Namen trägt, einsammeln konnte: „Da war mir diese Quälerei nicht zu viel“, sagt Overath und lächelt dabei. Und Pistor, der auf dem Podium neben der Hauptperson sitzt, bekommt von dieser einen Rempler in die Rippen.
„Alleine kannst du nicht gewinnen“
Pistor betont, wie viel ihm die Gespräche mit dem gut 30 Jahre älteren Ex-Profi gebracht haben – es sei ja eben nicht nur über den Fußball gegangen, sondern vor allem über Themen wie Glauben, das Leben an sich oder auch die Herkunft. Overath ist eines von acht Kindern der Familie, das jüngste, das immer habe anschreiben lassen müssen am Monatsende, weil das Geld einfach nicht ausgereicht habe. „Ja, so etwas prägt“, sagt Overath.
Der Titel, das betont Overath, sei bewusst gewählt. Er lautet: „Alleine kannst du nicht gewinnen“ – das sei eben auch so, diese Weisheit nehme er mit aus den bisher fast 80 Jahren seiner Existenz: „Alleine bist du auf Dauer, auf Strecke, hilflos.“ Ehrgeiz und Wille, klar, typische Overath-Eigenschaften, gehörten schon auch dazu, „aber umsetzen kannst du all das nur, wenn man zusammensteht“.
Buchvorstellung in Köln thematisierte auch das Glück
Auch um den Tod sei es gegangen, die Station, bei der Overath eben nicht mehr sein klassisches Credo anbringen kann, das da lautet: „Ich habe noch einen Anschlusstermin.“ Jeden Tag und jeden Abend „danke ich Gott“ für ein erfülltes Leben, „ich weiß, wo ich herkomme.“ Er habe erleben dürfen, was es heiße, Glück gehabt zu haben Zeit seines Lebens: Die Familie, seine Frau Karin mit der seit 57 Jahren verheiratet ist, die beiden Söhne und die adoptierte Tochter, die phänomenale Fußballerkarriere und der spätere Beruf, seine Grundbesitzverwaltungs-Firma, und eben vor allem auch seine Gesundheit, die es weiterhin zulässt, Fußball zu spielen.
Wobei es heißt, dass es ihm dabei weiterhin ums Gewinnen geht. Dankbar und zufrieden sei er also, wenn er auf sein Leben blicke, auch das ist ja eine Definition von Glück.
Das Vorwort zu dem Buch hat Günter Netzer geschrieben, der einstige Konkurrent auf der Spielmacherposition aus der Niederrhein-Enklave Mönchengladbach. Und nun, bei der Buchvorstellung, würdigt eben auch Overath „den Langen“ als wichtigen Freund und Lebensbegleiter trotz aller Rivalität in jungen Jahren.
Zur Aktivität im Alter fällt Overath ein hübsches Sätzchen ein: „Ich arbeite nicht, ich bin nur jeden Tag im Büro.“ Damit will er ausdrücken, dass der Job für ihn keine Belastung ist, sondern „Spaß“. Und so sagt er: „Ich sterbe eher im Büro als im Bett.“
Seinen 80. Geburtstag will er nicht feiern. Seinen 50. habe er groß zelebriert, beim 60. und 70 „bin ich abgehauen, beim 80. werde ich das ganz bestimmt auch machen“.