Band Keshavara über Musikszene„In Köln kann man gut in kleinen Läden experimentieren“
Köln – Die Kölner Band Keshavara hat ein Faible für Kurioses. Die Szenerie für das Treffen könnte also nicht passender sein: das „Kuriosikum“ in Sülz. Hier sammelt Betreiber Reinhard Vedder seit sechs Jahren „wissenschaftliche Kunst“: Globen, anatomische Modelle, die Nachbildung einer Dampfmaschine. Das habe gut gepasst, sagt Keshavara-Mitglied Niklas Schneider. „Wir haben unser Studio in der Nähe und als es darum ging, unseren Musikfilm zu drehen, habe ich mich für Requisiten hier umgeschaut“, so der 33-Jährige.
Keshavaras neue Platte „Kabinett der Phantasie“
Und sein Musikpartner Keshav Purushotham ergänzt: „Wir sind Fans von kuriosen Dingen. Mein Vater, der auch Musiker ist, hat von seinen Touren auf der ganzen Welt Sachen mitgebracht. Kuriose Dinge begeistern mich bis heute und dienen als Inspirationsquelle“, sagt der 37-Jährige.
Das könnten exotische Instrumente oder auch eine Mantramaschine aus Indien sein. Diese Vorliebe für Ausgefallenes ist bei den Musikern Programm: Ihr neues Album „Kabinett der Phantasie“, das am 1. Oktober erscheint, wird von einem starken visuellen Bühnenkonzept begleitet. Der dazugehörige 20-minütige Musikfilm erscheint zeitgleich zum Album. Musik und Bild verschmelzen zu einem Gesamtwerk. Die Musiker können daher nicht klar sagen, ob zuerst das Bild da war oder der Klang. „Wir verfolgen beide Ansätze. Manchmal haben wir ein sehr konkretes visuelles Konzept im Kopf und ein anderes Mal gibt es erst die Musik und wir visualisieren es danach“, sagt Purushotham.
Andererseits sei die Idee zum Film auch deshalb entstanden, weil pandemiebedingt die Tour der Band mit der gesamten Besetzung von Tänzern, Ensemble, Moderator und anderen Bühnenmitgliedern unterbrochen werden musste.
Musik und Bild zwischen Synth-Pop und Surrealismus
Ästhetisch bedient sich der Film verschiedener Stile: Ein bisschen 20er-Jahre-Flair und ein bisschen Varieté ist mit dabei. Die Idee für die Liveperformance ist an den Bühnenshows orientiert, die es gab, bevor das Kino groß wurde. „Sie vereinen kleine Entertainment-Blocks, die untereinander gar nicht zusammenhängen: Von Tanzperformance, Witz bis hin zu surrealistischen Elementen“, so Purushotham.
Auch musikalisch bietet Keshavara ein regelrechtes Sammelsurium an Genren und Stilen. Es ist eine Mischung aus Synth-Pop mit psychedelischen Elementen sowie Krautrock- und Hip-Hop-Akzenten. Der erste, bereits veröffentlichte Song aus dem Album „Ayukah“ erinnert an 80er-Jahre-Pop.
Und das Video dazu verdeutlicht einmal mehr, wie sehr sich Bild und Ton bei Keshavara gegenseitig bedingen: goldenes Lametta, Neon-Lichtröhren und Safari-Feeling kombiniert mit kosmischer Verlorenheit. „Bei dem Lied haben wir uns die Musik zu einer fiktiven Werbung aus den Achtzigern vorgestellt“, sagt Schneider. Besonders prägend für die Band sind auch die Einflüsse aus der klassischen indischen Musik – nicht zuletzt weil Purushotham, der indische Wurzeln hat, eine Zeit lang in einer Künstlerresidenz in Südindien gelebt hat, um seinen musikalischen Weg zu finden.
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Aber auch, weil sein Vater, der World- und Jazz-Percussionist Ramesh Shotham, als Gastmusiker auf dem neuen Album zu hören sein wird. Shotham ist ein etablierter Musiker und arbeitet unter anderem mit der WDR Big Band zusammen; er hatte schon Kooperationen mit Wolfgang Niedecken. Purushotham ist zwar in die Fußstapfen des Vaters getreten, hat sich aber musikalisch von vorneherein in eine andere Richtung entwickelt. „Von Anfang war klar, dass bei mir eine Gitarre dabei sein wird. Meine Eltern waren immer Fans von meiner Musik und ich habe ihnen immer meine Stücke vorgespielt.“
Keshavara in Kölner Szene gut verwurzelt
Das Kosmopolitische der Musik spiegelt sich auch in der Biografie des 37-Jährigen wider. Er wurde in Hagen geboren, ging in Indien in die Kita und lebt seit 1990 in Köln. Sein Partner und Schlagzeuger Niklas Schneider kommt aus Bergisch Gladbach. Die beiden lernten sich in Purushothams Vorgänger-Band „Timid Tiger“ kennen. Keshavara ist in der Kölner Musikszene verwurzelt. „Köln ist gut, weil man in ganz kleinen Läden spielen und experimentieren kann, hier sind Synergien entstanden.“ So ein Ort sei zum Beispiel die Kneipe Acephale am Südbahnhof. „Hier haben wir viel ausprobiert.“
Keshavara stellen ihren Musikfilm und ihr neues Album am 1. Oktober um 20 Uhr im Urania Theater, Platenstraße 32, vor. Eintritt fünf Euro.