AboAbonnieren

Kölner Rapper Albi X„Ich habe Schreckliches erlebt, aber ich bin stark“

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt (3)

Kölner Rapper Albi X im Club Bahnhof Ehrenfeld

Köln – Albi X wird nicht müde, seine Botschaft zu wiederholen. „Für alle da draußen, die anders aussehen und Angst haben, sich zu zeigen, denen will ich sagen: Bitte verstell dich nicht und lass dich nicht unterdrücken“. Der Musiker sitzt im Biergarten des Club Bahnhof Ehrenfeld. Seine Geschichte zu erzählen, fällt ihm sichtlich schwer, er ringt nach Antworten, wenn es um die erlebten Diskriminierungen aufgrund seines Aussehens geht.

Kölner Rapper Albi X macht sich durch seine Musik Mut

Der Kölner mit kongolesischen Wurzeln ist aufstrebender Rapper und Model. Und er ist Albino: Albinismus entsteht durch einen erbbedingten Mangel des Hautpigments Melanin. Albi X will seinen bürgerlichen Namen nicht nennen, denn auch dieser war Gegenstand von Demütigungen in der Kindheit. Auf Instagram zeigt ein Foto sein Gesicht, das eingeklemmt ist zwischen der Faust eines Weißen und der eines Schwarzen. Darunter steht: „Diskriminierung bekomme ich von beiden Seiten ab.“

Er will sich aber auf das Positive in seinem Leben fokussieren. „Ich habe Schreckliches erlebt, aber ich bin stark. Ich habe einen Weg gefunden, damit umzugehen. Mit meiner Musik möchte ich den Leuten, die Ähnliches erleben, zeigen, dass sie nicht allein sind“, sagt er beim Gespräch.

Positiv sei zum Beispiel sein Draht zum Ehrenfelder Club. Zwei Mal sei er im CBE bereits aufgetreten. „Ich verbinde mit diesem Ort Energie. Ich habe mich direkt willkommen gefühlt, es gibt keine Begrenzungen, man kann hier sein wie man will.“

Neue Single „Bibamba“: Hommage an kongolesischen Hit

Gerade hat Albi X zudem seine neue Single veröffentlicht. „Bibamba“ ist ein Song im Stile des Afro-Trap, mit dem er seine Wurzeln zelebriert: Das Lied ist eine Hommage an den kongolesischen Musiker Awilo Longomba, der 1998 mit „Coupé Bibamba“ einen Hit landete. „Meine Eltern haben mir das damals gezeigt und im Studio dachte ich mir: Da kann man etwas draus machen“, so der Musiker, der für den Song wie für andere Lieder mehrsprachig singt und rappt. Neben Deutsch kommt die afrikanische Sprache Lingala zum Einsatz sowie Französisch. Kulturelle und sprachliche Grenzen zu sprengen, fühlt sich für den 23-Jährigen ganz selbstverständlich an.

„Mit meinen Freunden haben wir einmal einfach drauf losgerappt, die Sprachen vermischt, aus Spaß. Und haben gemerkt, das klingt geil und ist kreativ“. Mit den Kölner Rappern Melo und Christ D.Q. macht er häufig gemeinsame Sache – die drei haben für ihren Sprachmix die Abkürzung „Deufrala“ erfunden. Auch musikalisch will sich Albi X nicht festlegen. „Ich rappe nicht nur, es kommt bald auch mehr mit Gesang, ich mag diese Festlegungen nicht“.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein häufig wiederkehrendes Motiv in seinen bisherigen Musikvideos ist Köln, das als urbane Kulisse herhält. Der Rhein, der Dom, Industriegebiete – die Lieder ertönen im Kontext seiner Heimatstadt. „Ich bin ein kölscher Jung, hier hat alles angefangen. Was soll ich sagen? Es sieht gut aus, die Leute feiern meine Musik, ich habe hier meine beste Crowd“, sagt Albi X. Er verspüre nicht das Bedürfnis, woanders zu leben. Nur in den Kongo, der Heimat seiner Eltern, will er unbedingt mal reisen – das habe er noch nicht geschafft. Köln sei fast schon wie Kinshasa, Kongos Hauptstadt, so groß sei die Community hier.

Albi X: aufgewachsen in Köln-Bilderstöckchen

Eine Geschichte aus seiner Kindheit im Bilderstöckchen ist ihm besonders lieb. „Es gab ein Straßenfest bei uns im Block. Ein Moment bewegt mich bis heute: Wir hatten Stöcke und Eimer und haben alle zum gleichen Rhythmus getrommelt, das war wie eine Revolution für mich, seitdem habe ich die Vision, mit einem Orchester auf der Bühne zu stehen: Mit vielen, denn das bedeutet Kraft“. Da sei er neun Jahre alt gewesen.

Musik fasziniere ihn jedoch, seit er drei ist. „Da habe ich schon Schlagzeug gespielt. Mein Vater war Sänger in der Kirche und hat mich immer mitgenommen. Seitdem habe ich ihn immer beobachtet und zuhause für mich gesungen“.

Nach langer corona-bedingter Pause freut er sich nun, auf die Bühne zurückzukehren. Im Juli hat er ein Konzert in Darmstadt, das erste nach rund einem Jahr. „Mir ist es wichtig, meine Energie zu zeigen, mich mit den Leuten zu verbinden. Wenn ich auftrete, will ich, dass die Leute wissen, dass ich sie feiere und schätze, dass sie da sind.“