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Kölner Blumenläden trotz Corona offen„Die Leute wollen es sich schön machen“

Lesezeit 3 Minuten
Schimmelpfennig

Roland Schimmel-Pfennig in seinem Blumengarten an der Venloer Straße

Köln – „Ich sage immer: Nach Silvester fängt bei uns der Frühling an.“ Roland Schimmel-Pfennig, seit 26 Jahren Inhaber des „Blumengarten“ an der Venloer Straße in Stadtgarten-Nähe, ist gerade vom Großmarkt zurückgekommen. Mohnblumen, Ranunkeln, Tulpen und die ersten Vergissmeinnicht des Jahres hat er mitgebracht. Lila und Rosa sind die vorherrschenden Farben. „Hauptsache bunt.“ Und die Kunden sind froh, zwischen Blüten schwelgen zu können. Es sind tröstliche Farbtupfer in einer trüben Zeit.

Die Blumengeschäfte gehören zu jenen Läden, die trotz des Lockdowns geöffnet bleiben. Allerdings dürfen sie nur ihr Kerngeschäft betreiben und verderbliche Ware, also frische Schnittblumen und Topfblumen verkaufen. Übertöpfe sind noch erlaubt. Nicht verkauft werden dürfen dagegen Dekomaterial, Geschenkartikel, Nippes, Schnickschnack oder wie es ein Floristenverband so schön ausdrückte: Stehrümmchen – also Dinge, die einfach nur herumstehen und je nach Geschmack schön sind.

Blumenladen für überbordende Dekoration bekannt

Und gerade die gehören im „Blumengarten“ dazu. Der Laden ist für seine überbordende Dekoration bekannt. Weggeräumt hat Schimmel-Pfennig die Skulpturen, Plüschtiere, Kissen und Bilderrahmen nicht. „Ich baue doch meinen Laden nicht für vier Wochen um.“ Die Ware wird allerdings nur auf Bestellung herausgegeben. Der Kunde kann sie im Fenster fotografieren, per E-Mail ordern und sie dann abholen.

So ganz logisch sei die Regelung nicht, sagt Schimmel-Pfennig. Hintergrund ist wohl, dass die Kunden zum Aussuchen nicht zu lange im Laden bleiben. „Einen Strauß zu binden, dauert aber auch eine Weile.“ Aber sonst hätten sich wohl die Geschenkeläden, die schließen mussten, beschwert.

Politiker vergaßen Floristen

Ziemlich verwunderlich findet er auch, dass die Politiker die Blumenläden zweimal vergessen haben. Beim ersten Lockdown im Frühjahr und auch im Dezember waren die Floristen zunächst nicht auf der „Bleibt geöffnet“-Liste aufgeführt. Beim ersten Mal hatte es nach wenigen Tagen dann eine Präzisierung gegeben, nachdem Berichte über ganze Lastwagenladungen von Schnittblumen, die vernichtet wurden, aufgeschreckt hatten.

Blumen wurden danach ebenso wie Lebensmittel als verderbliche Waren anerkannt. Die langfristigen Lieferketten könne man nicht einfach kappen. Und auch beim zweiten Lockdown durften die Floristen erst nach Nachkorrekturen öffnen – gerade noch rechtzeitig, um die Glücksklee-Produktion für Silvester zu retten. Vom Gemütswert der Blumen war allerdings keine Rede.

Tesch

Manfred Tesch und Tochter Katharina vor dem Rosengarten in Ehrenfeld

Floristen-Kollege Manfred Tesch, der seit Jahrzehnten seine beiden „Rosengarten“-Läden in Sülz und Ehrenfeld betreibt, glaubt aber trotzdem, dass die Politiker erkannt haben, wie wichtig Blumen für Rituale sind – bei Geburtstagen, zum Dankesagen, bei Trauerfeiern. Das könne man den Menschen nicht einfach nehmen. „Manchmal ist eine Rose wichtiger als ein Stück Brot“, heiße es bei Rilke. Und man denke an die Symbolkraft von Nelken in Gewehrläufen.

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Das Geschäft laufe zur Zeit besser als in Nicht-Corona-Zeiten. „Die Menschen wollen sich einfach etwas Gutes tun und es sich schön machen.“ Stehrümmchen wegräumen musste er nicht. Er bietet neben Blumen nur Kerzen an. Und noch ein paar Trockenblumen. „Aber die kauft jetzt eh keiner mehr.“

Kunden freuen sich über Lieferungen

Tochter Katharina, eigentlich Unternehmensberaterin, engagiert sich zur Zeit besonders für die Läden des Vaters, die einmal der Sohn übernehmen wird. Sie hat unter anderem die Online-Bestell-Möglichkeit ausgebaut und liefert auch aus. „Man glaubt gar nicht, wie sehr sich die Leute freuen, wenn da jemand mit einem Blumenstrauß vor der Tür steht und nicht mit dem üblichen Amazon-Paket.“

„Blumengarten“ und „Rosengarten“ sowie die vielen anderen Kölner Blumenläden werden also weiterhin Oasen in der etwas freudlosen Zeit sein. Und der 68-jährige Manfred Tesch wird weiterhin zweimal pro Woche um drei Uhr aufstehen, um bei der Blumenversteigerung in Straelen an der niederländischen Grenze die schöne, verderbliche Ware abzuholen. Seine Lieblingsblumen sind übrigens Gardenien. „Das Opium der Floristen.“ Beim Kollegen Roland Schimmel-Pfennig ist es der stolze Rittersporn.