Seit Jahren landet das Bootshaus weltweit auf den ersten Plätzen im Club-Ranking vom DJ Mag. Ein Rückblick auf 20 Jahre Bootshaus.
Kölner Club Bootshaus wird 20 Jahre alt„Es gibt eine illegale Kopie von uns in China“
Das Bootshaus hat sich zum 20. Jubiläum selbst beschenkt: Von der neuen Soundanlage wummern die Bässe laut und hart. Der Beat geht in den Körper über, das Ohr pocht. Geschäftsführer Tom Thomas, Booker Uli Rauschenberger sowie Programmverantwortlicher Sascha Weber lassen am Donnerstag im leeren Club zwei Jahrzehnte Revue passieren. Rauschenberger und Weber sind seit 2004, also von der ersten Stunde an, dabei.
Damals veranstalteten die beiden in Köln die Partyreihe „Loonyland“ und kamen zunächst als Fremdveranstalter in den Club Bootshaus, bis der damalige Eigentümer beschloss, fortan mit den beiden das Programm zu gestalten. Anfang der Nullerjahre: Die Konkurrenz war nicht ohne, das Epizentrum des Nachtlebens lag in Ehrenfeld. „Damals kam der Club Papierfabrik auf, notgedrungen mussten wir dann in die kommerziellere, EDM (Electronic Dance Music)-Richtung gehen“, erzählt Weber.
Bootshaus: Who-Is-Who der DJ-Welt
Doch das Ausprobieren und sich Inspirieren lassen von den unterschiedlichen Szenen war damit nicht vorbei: In der eigenen Partyreihe Loonyland konnte man weiterhin eigene Akzente setzen – da kam es nicht auf große DJ-Namen an. Heute zeichnet sich das Bootshaus dadurch aus, dass es in den erfolgreichsten Sparten elektronischer Musik wie Techno, Goa, Hardstyle, House und weitere die absoluten Star-Acts sowie aufstrebende DJs bucht. Die Historie liest sich wie ein Who-Is-Who: In Deutz waren bereits David Guetta, Sven Väth, Avicii, Paul van Dyk, Don Diablo, Paul Kalkbrenner und weitere berühmte DJs zu Gast.
Das Bootshaus könne zwar nicht mit den Gagen aufwarten, die solche Stars auf Festivals erhalten, die bis zu 20.000 Menschen anziehen: Ins Bootshaus passen maximal 2000 Menschen. „Aber die Künstler schätzen die Atmosphäre hier und verzichten dann auf einen Teil der Gage“, sagt Thomas. Als Unternehmer Fabian Thylmann den Laden 2011 gekauft und Thomas in der Folge die Geschäftsführung übernommen hat, hat der ehemalige Betreiber der Pornoseite Youporn erheblich in den Laden investiert:
„Wir haben den dritten Floor eröffnet, ihn konzessionsfähig gemacht, indem wir mehrere Bauauflagen erfüllt haben“, so Thomas. Sound und Licht werden laufend erneuert. Mittlerweile gibt es auch einen renovierten, schmucken Außenbereich für die loungige Stimmung. Rauschenberger beschreibt die Entwicklung so: „Der Club ist eigentlich ein moderner Konzertsaal, der Eintritt wird über den DJ-Fokus rechtfertigt. Früher waren die DJs top und der Laden geht so, danach waren Laden und Programm auf einer Ebene“, so Rauschenberger.
Publikum im Bootshaus nicht fein, sondern wild
Wichtig ist dem Booker, dass das Bootshaus eine wilde, feierwütige Partycommunity hat; hochkarätige DJs spielten in anderen Ländern in sogenannten VIP-Clubs. „Die Leute stehen dann da mit Champagner und Smartphone in der Hand.“ Das sei im Bootshaus anders. Hier sei das Publikum deutlich entspannter. Auch auf VIP-Tische verzichte man weitesgehend.
„Es geht nicht um Sehen und Gesehen werden“, sagt Weber. Die beiden sind seit jeher für den musikalischen Inhalt verantwortlich. Dass das Publikum mehr die Stimmung von angeheizten Fußballfans mitbrächte statt in piekfeiner Pose gepflegt zu tanzen, erkläre sich aus der eigenen Historie.
„Ich war früher ganz oft auf Rockkonzerten. Anfang der 2000er-Jahre gab es eine Strömung, in der Rock mit elektronischer Musik gemischt wurde. Das war für mich das Beste. Unser Spirit von den Rockkonzerten ist auf unsere Fans übergegangen. Ich habe bei uns den ersten Moshpit (ein häufig auf Rock-Konzerten vor der Bühne entstehender Kreis, in dem die Zuschauer tanzen, Anm. d. Red.) in einem Club überhaupt erlebt", erzählt der 49-Jährige Rauschenberger.
Die jährlichen Publikum-Rankings des englischen Magazins DJ Mag bestätigen ihre Arbeit. Das Konzept ist aufgegangen. Mittlerweile hat sich das Bootshaus weltweit auf Platz fünf hochgearbeitet, den Berliner Club Berghain abgelöst. Ob das im Arbeitsalltag ständig präsent ist? „Das ist ein Echo nach außen in die normale Welt, die sonst keine Berührungspunkte mit uns hat“, sagt Marketing-Chef Niclas Aigner.
Für Bookings sei es schon leichter. Wenn DJs von Hunderten angefragt werden, habe man als Bootshaus mittlerweile leichtes Spiel, so Weber. Die internationale Bekanntheit habe aber auch schon zu Kuriositäten geführt: „In China gibt es eine illegale Bootshaus-Kopie, die nutzen auch unser Logo“, sagt Rauschenberger.