Köln – Das Bootshaus in Köln-Deutz ist laut „DJ-Mag“ der fünftbeste Club der Welt und auf Platz Eins in Deutschland. Etwa 1900 Gäste passen hier insgesamt rein. Immer wieder legen hier international bekannte DJs auf. Zum Ende des Jahres oder Anfang nächsten Jahres soll, zusätzlich zu den drei Floors, ein vierter Bereich entstehen, der als „Chill-Out Area“ genutzt werden soll.Bis 2025 soll der Clubs vollständig nachhaltig agieren. Das soll mittels grüner Energie und CO2-Kompensationen geschehen. Zudem soll es in Zukunft in der Gastronomie ausschließlich vegetarische Speisen geben. Tom Thomas ist seit 2012 Geschäftsführer des Clubs im Rheinpark an der Zoobrücke.
Herr Thomas, Ihr Club wurde zum besten Club Deutschlands gewählt. Was macht das Bootshaus besser als dessen „Verfolger“, das Berliner Berghain, welches auf Platz Zwölf gelandet ist?
Ob wir etwas besser machen, kann ich nicht sagen. Beide Clubs für sich sind sehr erfolgreich, aber auch sehr unterschiedlich. Künstler wie Publikum schätzen die Atmosphäre bei uns, die Musik ist sehr progressiv und vielfältig. Wir haben alle Genres der elektronischen Musik: Sei es Goa, Bass, EDM, Techno, House, Hardstyle. Wir spielen alles und haben in allen Richtungen auch die großen Main-Acts. Und das spüren die Gäste, die kommen. Sie haben sehr nahen Kontakt zu DJs, die sie sonst nur von Festivals kennen, und da stehen sie weit von der Bühne weg.Wenn man hier reinkommt, die Stimmung erlebt und mit-spürt; auch wenn die Musik sonst nicht der Favorit ist – das ist weltweit einmalig. Und ich habe schon viele Clubs gesehen.Ein großer Zuspruch kommt auch von den Künstlern selbst, die lieben es hier und sind fasziniert von der Stimmung. Wir haben sehr viele, die sagen, ‚Bootshaus ist die Nummer Eins weltweit‘.
Haben Sie in den vergangenen Jahren eine Veränderung des durchschnittlichen Partypublikums gemerkt?
Die Musikrichtungen ändern sich. In letzter Zeit wurde Bass und Hardstyle immer beliebter, House und Techno sind auch wieder nach vorne gekommen.
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Auch Sie mussten unter Corona schließen. War der Club jemals in Gefahr?
Ja, klar. Ohne die Hilfskredite und Fördermittel vom Staat hätten wir schließen müssen.
Anfang des Jahres haben Sie mit Umbauten begonnen. Was hat sich seitdem verändert?
Wir sind immer dran, den Club zu verbessern. Zuletzt die Sound- und Lichtanlage, da gibt es immer neue Entwicklungen. Wir lassen uns jedes Jahr etwas Neues einfallen. Dann haben wir den Außenbereich komplett neu gemacht, neue Podesterie gebaut. Auch drinnen wurde der zweite Floor verschönert. Außerdem haben wir den Boden ausgetauscht – der war durchgetanzt.
Viele Künstler merken eine Zurückhaltung bei Events und Konzerten. Ist das bei Ihnen auch spürbar?
Ja, indirekt. Die Leute haben noch eine Hemmung, wenn sie kommen. Diese Masse an Menschen, die Nähe, durch Corona sind sie da einfach noch etwas zurückhaltend. Aber nach der ersten Stunde sind die Menschen so froh, dass sie wieder feiern können, was sie die letzten Jahre vermisst haben. Dann vergessen sie alles und haben Spaß.
Wie blicken Sie in den kommenden Herbst – würde ein erneuter Lockdown das Bootshaus in Existenznöte bringen?
Ich habe Sorge, dass wieder neue Auflagen vom Staat kommen, seien es Abstandsregeln, Personenbegrenzungen oder Maskenpflicht. Das wäre fatal für uns. Ich bin aber guter Dinge und hoffe, dass es nicht passiert.
Jetzt steigen auch noch die Energiepreise extrem an. Wie gehen Sie damit um – müssen etwa die Preise steigen?
Ja, Energie ist bei uns ein großes Thema. Wir versuchen auch, grüne Energie zu nutzen. Wir sind jetzt dabei, eine Solaranlage aufs Dach zu bauen. Aber wenn die Energiekosten weiter enorm steigen, müssen wir das leider weitergeben an das Publikum. Wir verbrauchen natürlich sehr viel Strom – wir sind eben sehr groß und haben sowieso schon einen hohen Kostenapparat, weit mehr als andere Clubs. Das wird uns schon sehr treffen.
Befürchten Sie, dass weniger Besucher ins Bootshaus kommen werden, weil viele Menschen unter den stark steigenden Preisen in allen Bereichen leiden werden?
Wenn die Menschen weniger Geld zu Verfügung haben, können sie auch weniger ausgeben. Wenn wir die Preise erhöhen müssen, wird die Hemmschwelle natürlich noch größer werden… Ich hoffe natürlich, dass es dazu nicht kommt.
Feiern die Menschen in Krisenzeiten – Krieg in Europa, Corona, Inflation – anders?
Es kommt drauf an. Anfang des Krieges halten sich die Menschen zurück, weil sie betroffen sind. Aber nach einer Krise feiern die Menschen noch ausgelassener.
Wenn man nun feiern will: Was muss man tun, um ins Bootshaus zu kommen?
Ein Ticket kaufen. Man muss offen sein für die Musik und andere Menschen. Unsere Tür ist sehr unproblematisch, solange die Leute sich benehmen. Wir haben keine Ansprüche an Äußerlichkeiten, an das Alter – natürlich müssen die Gäste volljährig sein, aber wir haben auch älteres Publikum. Dadurch dass das Publikum nicht so homogen ist, sind alle viel offener. Es gibt keine Regel: Wer eine kurze Hose trägt, kommt nicht rein. Wer gute Laune hat, ist willkommen.