Buchhändler protestierenNur in Köln bleiben die Buchläden geschlossen
Köln – „Diese Regelung ist nicht zu verstehen und sie ist unfair. Das zermürbt“, sagt David Brück-Thies, Inhaber der Buchhandlung Feussner in Neu-Ehrenfeld. Der Buchhändler und seine Kölner Kollegen schlagen Alarm – und werden dabei nun auch vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels unterstützt.
Denn Köln ist nach Erkenntnissen des Börsenvereins die einzige Kommune in Deutschland, in der Ware in Buchläden nur nach dem „Click & Collect“-Prinzip verkauft werden darf. Sprich: Die Kunden dürfen die Bücher lediglich an der Tür abholen.
Damit hat Köln bundesweit die härteste Regelung. Denn seit Einführung der Bundesnotbremse gehören Buchhandlungen zu den Läden des täglichen Bedarfs und dürfen genauso wie zum Beispiel Lebensmittelgeschäfte unter Einhaltung der Hygieneregeln ganz normal öffnen – und das inzidenzunabhängig.
Bücher nur an der Tür
Doch schon das Land NRW geht in seiner aktuellen Verordnung strenger vor. Danach darf in Buchhandlungen nur mit Termin eingekauft werden. Doch auch das ging der Stadt Köln nicht weit genug – sie erlaubt nur „Click & Collect“. Begründung: die hohen Inzidenzwerte und die starke Belastung der Intensivstationen. Damit wird unter anderem auch die strengere Ausgangssperre in der Stadt begründet, die schon eine Stunde früher beginnt als bundesweit.
Susanne Wagner von der Rather Bücherstube kann darüber nur den Kopf schütteln: „Ausgerechnet in der Literaturstadt Köln werden die Buchhandlungen nicht aufgemacht.“ Beim Einkaufen mit Termin bestehe kaum ein Infektionsrisiko, es darf nur ein Kunde pro 40 Quadratmeter für eine kurze Zeit in den Laden. „Das sind bei uns höchstens vier Kunden auf einmal.“
Die Kunden seien zunehmend verwirrt. „Einer sagte: Ich war gerade in Refrath, da kann ich in die Buchhandlung rein, warum hier nicht?“ Je länger der Zustand andauere, desto größer sei die Gefahr, dass am Ende doch bei Amazon bestellt würde.
Keine wirkliche Begründung
Auch Kollege David Brück-Thies findet den Zustand unhaltbar. „Vor allem gibt es keine wirkliche Begründung dafür, warum ausgerechnet die Buchhandlungen so streng behandelt werden.“ Auch in Orten mit höherer Inzidenzzahl als Köln sei Einkaufen mit Termin möglich. „Was ist der Sinn einer bundeseinheitlichen Regelung, wenn Stadt und Land dann doch wieder etwas anderes machen?“
Die Regelung beruhe auf der Entscheidung des städtischen Krisenstabes und sei mit dem Land abgestimmt, so ein Stadtsprecher. Entscheidend dafür seien die hohen Inzidenzahlen. In einer früheren Fassung der Corona-Schutzverordnung hatte die Stadt den Schritt noch damit begründet, dass in Buchhandlungen mit einer überdurchschnittlichen Verweildauer der Kundinnen und Kunden zu rechnen sei, etwa durch Probelesen und Beratungsgespräche. In der aktuellen Version fehlt diese Begründung allerdings.
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Buchhändler und Börsenverein fordern nun eine Gleichstellung Kölns mit den anderen Kommunen. „Mit über 90 Buchhandlungen verfügt Köln über die meisten Buchhandlungen in Nordrhein-Westfalen. Inhabergeführte Läden wie Filialen sorgen für ein lebendiges Stadtbild und prägen mit viel Engagement das kulturelle Leben in den Vierteln“, so Anja Bergmann, Regionaldirektorin des Börsenvereins in NRW. Die wirtschaftliche Situation verschärfe sich weiter.