Kölner Stadtgarten in der Pandemie„Auf einmal hatten wir quasi Berufsverbot“
- Sie mussten als erste in der Pandemie ihre Tätigkeit einstellen: Die Betreiber der Kölner Konzert- und Veranstaltungshallen blicken in eine ungewisse Zukunft.
- Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat mit einigen von ihnen gesprochen – bei uns berichten sie über die aktuelle Lage, über ihre Ideen und ihre Hoffnungen für die Zeit nach der Pandemie.
Köln – Seinen Start als Konzertbüroleiter im Stadtgarten hatte er sich anders vorgestellt. Als Gregor Polzin Anfang 2020 den neuen Job antrat, ahnte er noch nicht, was da auf ihn zukommen würde. „Karneval war noch alles normal“, erinnert der 32-Jährige sich. Und dann, nicht einmal drei Wochen später - es war Freitag, der 13. März: „Da hieß es plötzlich: Wir machen komplett zu, wir müssen alles absagen.“ Das bedeutete unter anderem, auf einen Schlag 100 Konzerte und Clubveranstaltungen abzusagen, alle Tickets zurückzubuchen. „Da wurde dieses Virus, das uns kurz vorher noch so weit entfernt schien, plötzlich Realität.
Der schwärzeste Tag seit Beginn der Pandemie sei das gewesen. „Auf einmal hatten wir quasi Berufsverbot, durften nichts mehr machen“, sagt Gregor Polzin. Dazu sei die Ungewissheit gekommen, wie lange dieser Zustand anhalten würde. Ab Mitte Mai war das Stadtgarten-Team hoffnungsvoll, das Schlimmste überstanden zu haben. Kleine Konzerte unter freiem Himmel wurden wieder möglich. „Wir haben das Glück, einen großen Außenbereich nutzen zu können.“ Hinter dem Biergarten erfanden Gregor Polzin und seine Mitarbeitenden den „Green Room“: Vor der Parkkulisse konnten bis zu 100 Zuschauer regionale Bands und Newcomer auf einer Bühne erleben.
Coronakonforme Konzerte unter freiem Himmel
Zunächst musste das Team ein coronakonformes Konzept austüfteln. Die Besucher mussten an festen Zweier- oder Vierertischen sitzen – auch während des Konzerts. „Wir waren anfangs skeptisch, ob die Leute das Angebot überhaupt annehmen würden“, erinnert sich Gregor Polzin. Normalerweise pausiert der Stadtgarten-Konzertbetrieb während des Sommers. Doch die Musikfans kamen. „Alle hatten Lust auf Kultur, wollten wieder Konzerte besuchen. Das Vertrauen war da und sie fühlten sich bei uns sicher.“
Ab Anfang September durften dann sogar wieder im Innenbereich Bands spielen. Von einem Normalbetrieb konnte allerdings keine Rede sein: Maskenpflicht, Kontaktnachverfolgung, Desinfektionsmittel, Luftfilter, feste Sitzplätze, höchstens 90 Gäste, keine Pause, „damit die Leute nicht zwischendurch herumlaufen“, Getränke konnte man nur vor dem Beginn kaufen – so sah der Konzertherbst aus. „Der Personalaufwand war immens. Wirtschaftlich war das nicht, aber so konnten wir wenigstens etwas anbieten“, sagt Gregor Polzin.
Kein Ende der Konzertpause in Sicht
Und dann kam der zweite Lockdown, der gefühlt schon ewig dauert. Und kein Ende in Sicht. „Wir haben immer wieder neue Öffnungstermine herbei gehofft, zuletzt auf die Zeit ab Ostern. Aber inzwischen haben wir Indoor-Konzerte für dieses Jahr abgehakt. Zumindest solche mit Live-Publikum. Und den Bereich Club- und Nachtkultur sowieso“, sagt Gregor Polzin. Und so setze man auf ausgewählte Konzerte aus dem Stadtgarten als Live-Stream. Natürlich kostenfrei. „Wir machen Kultur aus Leidenschaft und versuchen so, unserem Kulturauftrag gerecht zu werden. Wir wollen Konzerte anbieten und Künstlern eine Plattform bieten. Außerdem wollen wir ein Zeichen setzen: Wir sind noch da!“
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Frustrierend sei für alle Mitarbeiter, dass die Politik immer nur im Zwei- oder Vier-Wochen-Rhythmus entscheide. „So plant man aber keine Konzerte oder Tourneen. Die brauchen viel mehr Vorlauf“, beklagt Gregor Polzin. Er äußert den Wunsch, dass Veranstalter und Kulturschaffende in die Planungen der Politik im Hinblick auf Öffnungsstrategien mit einbezogen werden: „Es wäre schön, wenn man Experten aus unserer Branche mit an den Tisch holen würde, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, die umsetzbar und praktikabel sind.“
Momentan setzt das Stadtgarten-Team seine Hoffnung darauf, ab Mai oder spätestens Sommer wieder den „Green Room“ mit Freiluftkonzerten zu eröffnen. „Wir können uns vorstellen, diese Reihe auch nach der Pandemie fortzuführen. Das ist immerhin ein positiver Effekt der Coronakrise.“