Kölner Palladium-Besitzer„In diesem Jahr findet kein Konzert mehr statt“
- Sie mussten als erste ihre Tätigkeit einstellen: Die Betreiber der Kölner Konzert- und Veranstaltungshallen blicken in eine ungewisse Zukunft.
- Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat mit einigen von ihnen gesprochen – bei uns berichten sie über die aktuelle Lage, über ihre Ideen und ihre Hoffnungen für die Zeit nach der Pandemie.
Köln – Wenn die Scheinwerfer angehen, jubeln hier bis zu 4000 Besucher. Sie tanzen, singen, feiern. Heute blickt Bernd Odenthal, Besitzer des Palladiums und des E-Werks, in eine leere Halle. Es ist gespenstisch still.Im Januar hätte Tim Bendzko im Palladium auftreten sollen. Er hätte eigentlich schon im Mai vergangenen Jahres gespielt. Im November sollte Fritz Kalkbrenner kommen. Es wäre der Ersatztermin für sein Konzert vom vergangenen März gewesen. Wieder verschoben. Nun auf den nächsten November. „Manche Veranstaltungen buchen wir nun schon zum sechsten Mal um“, sagt Bernd Odenthal.
„Wir sind komplett stillgelegt“
Odenthal berichtet von einem „Planungswahnsinn“. „Wir sind komplett stillgelegt. Der Betrieb ruht, wir nehmen nichts ein.“ Die Kosten liefen jedoch weiter. Zudem leide die Substanz der Halle, wenn diese so lange nicht in Betrieb sei.
Hinzu komme ein immenser Arbeitsaufwand. Neu planen, koordinieren, umbuchen – dabei wisse niemand, wann es wie weitergeht. Das sei ein Dilemma: „Momentan werden bei uns Optionen gebucht, für den Fall, dass ein Konzert möglicherweise stattfindet. Unsere Hallen werden mit nicht realistischen Optionen blockiert.“ Denn der 69-Jährige ist überzeugt: „In diesem Jahr wird kein Konzert mehr stattfinden.“
Dahingehend würde sich Odenthal von der Politik klarere Ansagen wünschen. So hangele man sich von Woche zu Woche. „Es sollte ein Datum genannt werden, ab dem Veranstaltungen wieder mit einer festgelegten Personenzahl pro Quadratmeter, festgelegtem Abstand und gegebenenfalls einer Maskenpflicht stattfinden dürfen.“ Wichtig seien „einheitliche Regelungen statt individueller Einzelfall-Entscheidungen“.
Branche in Existenzangst
20 Festangestellte, die im Palladium und E-Werk arbeiten, sind allesamt in Kurzarbeit. Hinzu kommen gut 80 freie, viele studentische Aushilfen, die unter anderem in der hauseigenen Gastronomie tätig sind. „Wir stehen miteinander in Kontakt. Nach so langer Zeit macht sich natürlich Ungeduld breit. Alle warten darauf, dass es wieder losgeht“, sagt Odenthal, der als Gründungsmitglied bei BAP als Keyboarder auf der Bühne stand.
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Er berichtet von den Existenzängsten der Kollegen. Ein Mitarbeiter habe plötzlich Panikattacken bekommen. Gleichzeitig spüre er einen großen Zusammenhalt innerhalb des Personals: „Man wickelt nicht nur einen Job ab.“ Das sei in der Zeit der Krise deutlich geworden. Aus beruflicher Sicht war für Odenthal am traurigsten, dass das 30-jährige Bestehen des E-Werks Anfang dieses Jahres nicht gefeiert werden konnte. „Das müssen wir wohl nachholen, wann auch immer das sein wird“, sagt der Hallenchef. „Ich glaube, wir werden nach der Pandemie anders auf Veranstaltungen gehen – und weniger körperliche Nähe zulassen.“
Bis es wieder so ist wie vorher, wird es Odenthals Auffassung nach zwei oder drei Jahre dauern. Doch er äußert auch eine Hoffnung: „Wir werden respektvoller miteinander umgehen.“