Köln – Am 15. März 2020 ging die 84-jährige Marianne Bystron als erste Corona-Tote in die Kölner Statistik ein. Bis zum 11. März 2021 sind 548 Kölnerinnen und Kölner im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Während im Bundesdurchschnitt drei von 100 infizierten Menschen im Zusammenhang mit dem Virus starben, waren es in Köln bis vergangene Woche lediglich knapp 1,6. Die Stadt führt das vor allem auf sein gutes Gesundheitssystem und das vergleichsweise junge Durchschnittsalter der Menschen in der Stadt zurück.
Viele Tote in Kölner Pflegeheimen
Nicht besser als im Bundesdurchschnitt konnten die Menschen in Kölner Senioren- und Pflegeheimen vor dem Virus geschützt werden: 264 Covid-19-Tote waren bis zum 11. März in diesen Einrichtungen zu beklagen: Das entsprach einem Anteil von 48 Prozent, der entscheidend auf die Ausbrüche mit vielen Toten zurückzuführen ist.
Angefangen mit dem tragischen Covid-19-Ausbruch im Maternus Seniorencentrum in Rodenkirchen im April 2020, infolge dessen 26 Menschen starben, grassierte das Virus in etlichen Heimen – zuletzt im Elternheim der Pflegeeinrichtung der Synagogengemeinde. Dort starben nach einem Ausbruch Ende Januar viele Menschen. Die Bewohnerinnen und Bewohner waren wegen eines Impfstoffengpasses noch nicht immunisiert worden und hatten sich fast alle infiziert.
Flüchtlingshelferin starb nach Ausbruch in der Herkulesstraße
Nicht berücksichtigt bei den Todeszahlen der Heime sind Pflegerinnen, Pfleger und andere Arbeitskräfte, die nach einer Covid-Infektion starben. Wie viele das sind, gibt die Stadt Köln mit Verweis auf den Datenschutz nicht bekannt – dass es Todesfälle von Pflegekräften gab, ist genauso verbürgt wie der Tod einer 61-jährigen Flüchtlingshelferin, die sich bei dem jüngsten Ausbruch in der Sammelunterkunft in der Herkulesstraße ansteckte.
Auch über die Verteilung nach Berufsgruppen macht die Stadt keine Angaben. Aus Statistiken des Bundes geht hervor, dass Arbeitslose und Menschen mit geringen Einkommen deutlich öfter erkranken als Menschen mit mittlerem oder hohem Einkommen.
Bis zum 11. März starben in Köln 315 Männer und 233 Frauen, die nachweislich mit dem Coronavirus infiziert waren. 57 Prozent der Verstorbenen waren Männer – deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt.
Immunsystem von Männern schwächer
Ähnlich wie im ganzen Land sind in Köln Männer vor allem bei den 51- bis 80-Jährigen deutlich gefährdeter, an einer Covid-19-Infektion zu sterben als Frauen. Bei den 51- bis 60-Jährigen starben bislang 18 Männer und drei Frauen, bei den 61- bis 70-Jährigen 27 Männer und 14 Frauen und bei den 71- bis 80-Jährigen 87 Männer und 31 Frauen. Auch bei den 81- bis 90-Jährigen liegt der Anteil der männlichen Todesopfer mit 138 höher als jener der Frauen (109).
Eine Studie der Yale-Universität in New Haven (USA) legt nahe, dass Männer nach einer Corona-Infektion mit zunehmendem Alter eine schwächere Immunreaktion zeigen als Frauen. Dass Männer anfälliger für Infektionen sind, ist von Hepatitis A oder Tuberkulose und anderen Viren bekannt. Bei Hepatitis C und bei HIV ist die Viruslast im Blut bei Männern höher als bei Frauen.
Vorerkrankungen bei Männern häufiger
Viele der Vorerkrankungen, die den Verlauf einer Covid-19-Infektion verschlimmern, sind eine Folge des Lebensstils. Übergewicht, Diabetes oder langjähriges Rauchen und eine vorgeschädigte Lunge sind Risikofaktoren, die bei älteren Männern in den meisten Ländern der Welt häufiger sind als bei Frauen, auch in Deutschland. Weltweit sind nur 47 Prozent der Infizierten männlich. Trotzdem sterben mehr Männer an Covid-19.
Wie viele Todesopfer es in welchen Kölner Stadtteilen gibt, gibt das Gesundheitsamt nicht bekannt. „Damit würden wir die Angst in den Stadtteilen, die aufgrund bestimmter Ausbrüche besonders stark betroffen sind, schüren“, sagt eine Sprecherin.