Design-Laden in der Kölner City gibt auf„Dauerbaustellen schrecken die Kunden ab“
Köln – Der Abschied ist ziemlich bitter. Manfred „Othello“ Werner muss nach 22 Jahren in der Innenstadt sein Design-Geschäft „Weme“ in der Ludwigstraße schließen. Bis zu 70 Prozent Nachlass gibt es auf Schmuck, Lampen, Unikate aus Glas, Couch- und Beistelltische und ausgefallene Wanduhren. Auch die Samurai-Statue für 2700 Euro, die einen großen Kaminsims als Standort gebrauchen könnte, ist erheblich heruntergesetzt.
City-Mieten zu hoch
Werner würde gerne weitermachen, doch die Probleme in der City seien seit Jahren immer größer geworden, sagt er. Die Miete könne er jetzt einfach nicht mehr tragen. „Galerie am Museum“ – diesen Zusatznamen hat er seinem Geschäft gegeben wegen der Nähe zum Museum für Angewandte Kunst und zum Kolumba-Museum. Durch gute Beziehungen, sagt er, habe er sogar Original-Ziegel, die auch für die Kolumba-Fassade verwendet wurden, an seinen Ladenwänden anbringen können.
Kritik an Verkehrspolitik
Doch die kulturell interessierte Kundschaft, die bereit ist, Geld auszugeben, die komme immer seltener in die Innenstadt, so Werner. Das liege vor allem an den Dauerbaustellen an den Kölner Kulturstätten wie Oper, Theater und Museen.
Auch die „restriktive Verkehrspolitik“ halte Besucher fern. „Park & Ride“ sei nichts für seine Kunden. Auch habe er festgestellt, dass seit den Vorkommnissen in der Silvesternacht 2015/2016 einige Kunden Bedenken hätten, überhaupt in die Innenstadt zu kommen.
Konkurrenz durch Online-Handel
Wie vielen Kollegen bereitet auch ihm der Online-Handel große Probleme. Eine der Prachtstücke in seinem Laden ist eine Deckenlampe mit großen Glaskugeln. Die sei eigentlich 2600 Euro wert. Eine Kundin zeigte sich interessiert, wollte Werner aber mit Verweis auf Angebote im Internet auf 1000 Euro herunterhandeln. „Ich habe nachgeguckt, die wird gar nicht im Internet angeboten“, sagt er.
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Ausschlaggebend für die Geschäftsaufgabe sind für Werner aber die hohen Mieten in der Innenstadt – die hatten ihn seit seinem Anfang in Köln im Jahr 2000 schon zweimal zum Umzug gezwungen. „Das können eigentlich nur Filialisten bezahlen.“ Er hat schon viele alteingesessene Kollegen gehen sehen, zuletzt zum Beispiel den Teeladen in der Krebsgasse, in dessen Räume jetzt ein Sushi-Lokal einzieht.
Prozent-Werbung im Fenster
Während „Othello“ Werner dieser Zeitung seine Geschichte erzählt, herrscht noch einmal Betrieb im Geschäft – die große Prozent-Werbung im Fenster zieht Kunden an. Ein junger Mann kauft eine Junghans-Uhr für 800 Euro, zwei Frauen wählen kurzentschlossen Schmuck mit Perlen aus. Ende Oktober ist dann aber endgültig Schluss in der Ludwigstraße. Bis dahin muss alles raus.