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„Völlig unzumutbar“Kölner Eltern droht Anmeldemarathon für weiterführende Schule

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Schule Symbol

Schüler im Unterricht. (Symbolbild)

Köln – Die plötzliche Änderung des Anmeldeverfahrens von Viertklässlern an weiterführenden Schulen hat erhebliche Irritationen ausgelöst. Sowohl Elternvertreter wie Schulpolitiker kritisieren die Änderung mitten im laufenden Anmeldeverfahren und monieren, über die Umstellung nicht informiert worden zu sein. Vergangenen Freitag hatten Stadt und Bezirksregierung verkündet, dass der bereits geäußerte Zweitwunsch der Eltern für eine weiterführende Schule keine Rolle mehr spiele. Stattdessen bekommen Eltern, deren Kinder an der Erstwunschschule keinen Platz erhalten haben, eine Liste mit Schulen, die noch freie Plätze bieten. Dort müssen sich die Eltern erneut bewerben.

„Die Regeln mitten im Verfahren zu ändern, ist schlecht. Die Eltern konnten sich nicht darauf einstellen“, sagt Gerhard Jansen, Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, der von der Neuerung erst durch einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr. Bei einer Ablehnung des Erstwunschs sei nun nur wenige Tage Zeit, eine für das Kind passende Alternative auszuwählen und sich zu bewerben. „Das ist sehr zeitkritisch“, sagt Jansen, der das neue Verfahren grundsätzlich gut findet, jedoch die überstürzte Änderung für inakzeptabel hält: „Wir werden das rechtlich prüfen.“

Eltern von Kindern, deren Erstwunsch nicht erfüllt werden konnte, droht ein Anmeldemarathon. Sie müssen sich erneut bei einer Schule bewerben. Dort vollzieht sich nach Aussage der Stadt dieselbe Anmeldeprozedur wie bei der Erstwunschschule. „Sollte nach diesem zweiten Anmeldeverfahren kein Platz am gewünschten Gymnasium gefunden sein, erhalten die Eltern erneut eine Aufstellung mit Gymnasien, die noch über freie Kapazitäten verfügen und können ihre Kinder dort anmelden.“

Entscheidung für neues Verfahren fiel erst im März

Der Grund für die kurzfristige Verfahrensänderung ist offenbar, dass die Schulbehörden mit einer hohen Quote an Ablehnungen an Wunsch-Gymnasien rechnen. Die genauen Zahlen sind bislang noch nicht veröffentlicht, die Entscheidung für das neue Verfahren fiel erst in diesem Monat. „Unter anderem zur Sicherstellung der Rechtssicherheit des Verfahrens“, so die Stadt, sei in den Gesprächen mit der Bezirksregierung die Notwendigkeit deutlich geworden, „die konkrete Handhabung zu den Anmeldewünschen kurzfristig zu ändern“.

Die Kritik an der Schulverwaltung von Stadt und Bezirksregierung ist derweil parteiübergreifend. „Wir wurden als zuständiger Schulausschuss nicht in die Änderung des Anmeldeverfahrens einbezogen. Hierfür kritisiere ich die Schulverwaltung und die Bezirksregierung ganz ausdrücklich“, sagt der Ausschussvorsitzende Helge Schlieben (CDU). Der Ausschuss sei „aufgrund der Kurzfristigkeit des Anliegens“ nicht informiert worden, man werde das bei der kommenden Sitzung des Gremiums nachholen, sagt die Verwaltung. Für ebenjene Sitzung kündigt Bärbel Hölzing (Grüne) eine aktuelle Stunde an, „in der wir Aufklärung darüber verlangen werden, wer wann was wieso und auf Basis welcher Entscheidungskompetenz veranlasst hat“.

Nachfrage übersteigt Kapazitäten

Der Schulausschuss tagt am 19. April, die Eltern müssen die Anmeldungen an den Alternativschule jedoch bereits zwischen dem 12. und 16. April eingereicht haben. „Die jetzige de-facto-Abschaffung des Zweitwunsches an Gymnasien entspricht daher nicht dem politischen Willen“, ergänzt Andrea Browers (Volt). Die Nachfrage an Gymnasial- und Gesamtschulplätzen übersteige die vorhandenen Kapazitäten, „und genau deshalb wollen wir durch die Abfrage des Erst- und Zweitwunsches erfahren, an welchen Schulen Eltern ihre Kinder anmelden wollen, um diese Plätze auch wirklich vorzuhalten“, sagt Stefanie Ruffen (FDP).

„Es ist völlig unzumutbar, den Eltern eine Liste in die Hand zu drücken, damit sie die Arbeit der Verwaltung und der Schulen machen“, zürnt Heiner Kockerbeck (Linke). „Die jährlichen Chaos-Tage bei der Vergabe der Schulplätze könnten wir uns sparen, wenn neue Schulen endlich schneller nicht nur geplant, sondern auch gebaut würden“, erklärt Oliver Seeck, schulpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. „Kurzfristig müssen neue Klassenräume zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel durch Container oder andere Interims-Lösungen“, schreiben auch Grüne, CDU, Volt und FDP in einer gemeinsamen Presseerklärung. Zumindest den in diesem Jahr abgelehnten Kindern wird das nicht weiterhelfen.