Ablehnung an WunschgymnasiumStadt ändert überraschend das Anmeldeverfahren
Köln – Stadt und Bezirksregierung haben überraschend das Anmeldeverfahren für die Kölner Gymnasien geändert. Rund drei Wochen, nachdem Eltern ihre Kinder bei ihrer Wunschschule angemeldet haben, werden nun nicht wenige in eine zweite Anmelderunde müssen. In den vergangenen Jahren konnte man für den Fall, dass man beim Erstwunsch nicht angenommen wurde, auf die Erfüllung eines Zweitwunsches hoffen. Den hatten die Eltern auch in diesem Jahr angegeben. Doch der wird nun keine Rolle mehr spielen.
Es wirkt wie eine Kapitulation angesichts des Mangels an Schulplätzen in Köln. Die Stadt kommt beim Schulbau nicht voran, was die Bezirksregierung als Schulaufsicht seit Jahren rügt. Nun will die Bezirksregierung sich offenbar nicht länger mit protestierenden Eltern herumschlagen, für deren Kinder in den vergangenen Jahren umfängliche Einzelfallprüfungen durchgeführt wurden, wenn es um akzeptable Notlösungen ging.
Zusammen mit der Stadt und den Gymnasien hatte es zeitaufwendige Konferenzen gegeben, Schulweglängen wurden geprüft und nach Auswegen aus der Misere gesucht, in dem der Mangel mehr oder weniger verteilt wurde. In einigen Fällen ließen sich aus Sicht der Eltern und Kinder keine akzeptablen Lösungen finden. Ihnen wurden sehr lange Schulwege zugemutet.
„Situation nicht mehr akzeptabel"
Auch in diesem Jahr sei „davon auszugehen, dass aus Kapazitätsgründen nicht alle Schüler und Schülerinnen an der favorisierten Schule einen Platz erhalten werden“, teilt die Stadt mit. Wie viele es sein werden, sagt die Stadt noch nicht. Die Zahl soll erst nach Ostern veröffentlicht werden. Im vergangenen Jahr hatten 160 Familien eine Ablehnung bekommen. Statt aktueller Zahlen verkündet man ein neues Verfahren für den Umgang mit den Abgelehnten: Ab dem 6. April bekommen die Betroffenen eine Liste mit Schuladressen, an denen es noch freie Plätze gibt. An einem der Gymnasien auf der Liste könne man das Kind dann vom 12. bis 16. April anmelden, so die Stadt. Kriterien wie Schulweglänge oder besondere Schulprofile, die zu einem Kind passen könnten, spielen offenbar keine Rolle mehr.
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Während an den Kölner Gesamtschulen bereits rund 700 Kinder abgelehnt wurden und so noch nicht einmal der Wunsch nach einer bestimmten Schulform erfüllt werden konnte, reicht beim Gymnasialangebot zumindest rechnerisch das Platzangebot. Doch diese Garantie für die Gymnasien kann die Stadt nur einhalten, indem sie die Lernbedingungen für die Kinder durch größere Klassen und zusätzliche Eingangsklassen verschlechtert. „Diese Situation ist nicht mehr akzeptabel“, so Regierungspräsidentin Gisela Walsken.
Verschlechterte Lernbedingungen
Diese so genannten „Mehrklassenbildung“ ist eigentlich nicht als Dauerlösung vorgesehen – und doch ist sie seit Jahren Praxis. Die Bezirksregierung tut sich seit Jahren schwer damit, immer wieder zuzustimmen, denn eigentlich müssen für zusätzliche Klassen auch neue Räume errichtet werden. Doch wenn es ernst wird, bleibt offenbar kein Spielraum für eine Ablehnung. 117 Mehrklassen sind in den vergangenen Jahren eingerichtet worden. Zum kommenden Schuljahr kommen neun dazu.
Die räumlichen Möglichkeiten der Schulen seien ausgeschöpft. Auch organisatorisch würden die Schulen an ihre Belastungsgrenzen stoßen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Bezirksregierung und Stadt, deren Verantwortliche offen einräumen: „Die Schulplatzkapazitäten der Stadt Köln werden dem kommenden Bedarf dieser benötigten Schulplätze und Fachräume an Gymnasien nicht gerecht.“