Kölner Schulen in NotAbriss der Stadthalle für Neubau des Hölderlin-Gymnasiums?
Köln-Mülheim – Eltern und Lehrer des Mülheimer Hölderlin-Gymnasiums haben im Rahmen eines Workshops mit Vertretern der Stadt vorgeschlagen, die Mülheimer Stadthalle abzureißen. Die Verwaltung möge prüfen, ob an dieser Stelle nicht die nötige Erweiterung ihrer Schule durch einen Neubau erfolgen kann. Die Idee sorgt für Wirbel – und sie steht dafür, wie groß die Not sein muss, wenn man dafür sogar eine beliebte und wichtige Veranstaltungshalle opfern will.
Vertreter der Schule streiten mit der städtischen Schulverwaltung über die Zukunft des altehrwürdigen Gymnasiums. Die Bausubstanz ist marode; man kann Wasserschäden und Schimmel begutachten und unwürdige Sanitäranlagen besichtigen. Fast zwei Jahrzehnte lang wurde die Sanierung aufgeschoben, bis klar wurde, dass sie sich nicht mehr lohnt.
Schule soll auf zwei Standorte aufgeteilt werden
Jetzt muss neu gebaut werden. Und weil der Platz nicht reicht, um die verlängerte Schulzeit am Gymnasium sowie die Anforderungen an ein modernes Schulgebäude zu erfüllen, braucht das Gymnasium mehr Platz, als der angestammte Standort an der Graf-Adolf-Straße am Mülheimer Stadtgarten hergibt. Die Schule soll auf zwei Standorte aufgeteilt werden, so die Verwaltung. Sie schlägt eine Dependance in einer Entfernung von rund 900 Metern Fußweg an der Holweider Straße vor.
Eltern, Lehrer und Schüler wollen das in jedem Fall vermeiden. Man könne die Schule nicht aufteilen, weil so ein pädagogisches Konzept zerstört werde, zu dem wie in einer funktionierenden Familie das altersübergreifende Arbeiten und Miteinander gehören, so die Elternvertreterin Melanie Berg. Zusammen mit Schulleitung, Lehrern und Schülern wird gegen die städtischen Pläne protestiert. Vor Ort werden die Berechnungen der Stadt bezweifelt. Die Stadt entgegnet, dass man alle Varianten von einer Aufstockung bis hin zu einer Auslagerung der Sportanlagen geprüft und „als nicht ausreichend verworfen“ habe.
„Nicht akzeptable Lösung“
Die Eltern haben auch vorgeschlagen, auf die Umsetzung der pädagogischen Richtlinien für den Schulbau zu verzichten. Sie glauben, dass man dann den Platzbedarf an einem Standort erfüllen könnte. Auch hier widerspricht die Verwaltung: Die Richtlinien würden nicht den Bedarf erhöhen, sondern nur zu einer anderen Aufteilung der Räumlichkeiten führen. Eine Reduzierung der Fläche käme einem Abbau von Schulplätzen gleich. „Dies ist eine nicht akzeptable Lösung.“
Und der Abriss der in die Jahre gekommenen Stadthalle? Man könnte eine Schulerweiterung tatsächlich mit einer neuen Veranstaltungshalle kombinieren. Küche und Flächen für Gastronomie einer neuen Halle könnten von der Schule als Aula und Mensa genutzt werden und gleichzeitig die Anforderungen an eine moderne Veranstaltungshalle im Rechtsrheinischen erfüllen.
Erbpachtvertrag für Stadthalle bis 2030
Doch die reizvolle Idee ist offensichtlich keine realistische Option. Die Stadthalle – eigentlich im städtischen Eigentum – wurde 2006 durch einen Erbpachtvertrag dem Gastronomen und Veranstalter Marco Jülich überlassen. Zuvor hatte es heftigen Protest rechtsrheinischer Vereine und Karnevalsgesellschaften gegen die damalige Stadtspitze gegeben, die für einen Abriss warben, um Geld zu sparen. Daraufhin wurde die Erbpacht mit Jülich bis zum Jahr 2030 verabredet. Außerdem besteht für neue Projekte kein Baurecht, es müsste ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Aus Sicht der Schulverwaltung sind das keine naheliegenden Perspektiven. Dies entspreche „nicht der Dringlichkeit des Abbruchs und Neubaus des Schulgebäudes an der Graf-Adolf-Straße“.
Der Mülheimer Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs versucht nun, mit einem weiteren Vorschlag etwas Bewegung in die festgefahrene Situation zu bringen. Man könnte den Erweiterungsbau und die Sporthalle für die Schule östlich des Mülheimer Stadtgartens am Bergischen Ring bauen. Der jetzt schon stark von den Schülern genutzte Park würde so zu einem Bestandteil eines Schulcampus; der schöne Weg von Haus zu Haus durchs Grüne wäre nur ein paar Minuten lang.
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Eltern, Lehrer und Schüler des Hölderlin-Gymnasiums sind sich sicher, dass sich die städtische Verwaltung zu früh auf den zweiten Standort an der weit entfernten Holweider Straße als „einziges bebaubares Schulgrundstück“ festgelegt hat. Im Schulausschuss des Stadtrates hat eine Anfrage der FDP die Zweifel aufgenommen. Die Antworten der Verwaltung seien nicht überzeugend gewesen, so FDP-Ratsfrau Stefanie Ruffen.
„Die Stadt verschläft die Entwicklungen“
Elternvertreterin Melanie Berg sieht ein grundsätzliches Problem bei der Stadt, die einfach zu spät auf absehbare Entwicklungen reagiere. „Wir bekommen immer zu hören, dass Geld kein Problem sei. Das Problem sei vielmehr, dass es an Grundstücken fehle.“ Gleichzeitig müsse man dabei zusehen, wir überall riesige Areale anders genutzt und Neubaugebiete ohne neue Schulen geplant werden. „Die Stadt verschläft die Entwicklungen.“