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Sechs Läden in Köln geplantFamilie eröffnet über 80 Donuts-Filialen in einem Jahr

Lesezeit 6 Minuten
Royal Donut

Melissa und Enes Seker

Köln – „Frauen kaufen keine Donuts“, heißt es in Amy M. Homes‘ Roman: „Dieses Buch wird Ihr Leben retten“. An genau dieser Stelle möchte man den eingewanderten Donut-Bäcker Anhil aus seinem Laden zerren und von Los Angeles nach Köln verfrachten, damit er sich an der Luxemburger Straße die vor Hausnummer 285 wartenden Menschen anschaut – etwa drei Viertel davon weiblich. So viel zum Thema: Was Frauen nicht kaufen.

Durch die Scheibe mit der Aufschrift „Royal Donuts“ blickt man auf die Theke eines kleinen Ladenlokals. Links davon sitzen Enes Seker und seine Frau Melissa auf einer gepolsterten Bank. Das allein ist schon ungewöhnlich, denn zum Sitzen kommen beide in letzter Zeit kaum. Der 26-Jährige allenfalls im Auto auf dem Weg von A nach B oder – wie am Mittwoch – im Flieger nach Dubai.

Nach insgesamt 82 Franchise-Filialen, die innerhalb von nur einem Jahr zunächst in Deutschland und dann an verschiedenen Orten außerhalb der Bundesrepublik eröffnet wurden, wird wohl bald der erste „Royal-Donuts“-Ableger in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu finden sein.

„Schön, aber irgendwie auch unrealistisch“

Oft erfordert die Realisierung einer Vision viel Zeit. Nicht bei Enes Seker. „Wir wollten schleunigst unseren Traum verwirklichen“, sagt der junge Mann, mit „wir“ jedoch eher sich als seine Frau meinend.

Melissa Seker (24) fand „die Idee meines Mannes schön“, aber irgendwie erschien sie ihr auch unrealistisch. Unrealistisch deshalb, weil bei einem Nischenprodukt wie diesem ringförmigen Gebäckstück kaum eine explosionsartige Verbreitung zu erwarten war. „Hat trotzdem funktioniert“, stellt Seker grinsend fest. Selbst die Corona-Pandemie konnte dem vor gut zwei Jahren eröffneten Laden nichts anhaben. Im Gegenteil.

Sein Ziel war die größte Bühne in NRW

Die Royal-Donut-Erfinder leben in Aachen, wo Enes Seker geboren ist. Für den Absatz seiner absoluten Lieblingssüßigkeit erschien die grenznahe Domstadt indes von vornherein ungeeignet. „Wir wollten mit unserem Produkt direkt auf die größte Bühne, die es in NRW gibt. Wir wollten dahin, wo die Prognosen am besten aussehen. Dafür haben wir in Kauf genommen, die Strecke täglich zu fahren.“

Schon kurz nachdem sie sich im November 2018 in den ehemaligen Räumlichkeiten eines Baufinanzierungsbüros eingerichtet hatten, gingen auch ihre veganen Donut-Kreationen über die Theke, „die ersten in ganz NRW“. Das Paar wurde in seiner Meinung bestätigt: „Köln ist sehr offen für Neues.“

In der heimischen Küche experimentiert

Um ihr Angebot weiter verfeinern und variieren zu können, diente die heimische Küche in Aachen als Versuchsfeld, wo sich der experimentierfreudige Jungunternehmer an Blätterteig-Donuts, an Donuts im XXL-Format, an veganen Krapfen und an Croissants versuchte. „Jetzt haben wir uns gefunden“, betont der Mann mit dem Baseballkäppi und verweist auf das aus etwa 120 Abwandlungen bestehende Sortiment: normale und vegane Donuts, Krapfen (Berliner) sowie Crossnuts, einem Hybrid aus Croissant und Donut, in einer Preisspanne zwischen 2,10 Euro und 5,50 Euro etwa für den Hot Choc Ball oder den Caramel Cool Flash Ball.

Royal Donut1

Eine Auswahl aus dem kalorienhaltigen Sortiment

Dank der schier grenzenlosen Möglichkeiten, einem Donut Vanillepudding, Sahnecreme, Nussnougat-Masse oder Zimt-Apfelmus einzuimpfen, ihn mit unterschiedlichsten Glanzschichten und Toppings zu versehen, ihn zu beschriften, zu bemalen, mit zusätzlichem Pralinen, Perlen, Mini-Schokoriegeln oder Figürchen zu dekorieren, versuchen die Sekers jeden Kundenwunsch zu realisieren. Mit einem Tag Vorlaufzeit bauen sie sogar mehrstöckige Donut-Torten.

Täglich klopfen 40 neue Franchise-Interessenten an

Das Gebäck wird in Willich hergestellt, das Feintuning – sprich: das Befüllen, Glasieren und Dekorieren erfolgt per Handarbeit an der Luxemburger Straße. Schon lange ist klar, dass das lediglich 52 Quadratmeter große Ladenlokal nicht mehr lange reichen wird und ein größeres im Umkreis gefunden werden muss.

Ungeachtet dessen setzt Seker voll auf Franchise. In den vergangenen zehn Tagen wurden „Royal Donuts“-Filialen in Sinzig, Hamm, Neumünster, Recklinghausen und Hürth eröffnet. „Ich habe selber schon gar keinen Überblick mehr drüber“, gibt Melissa Seker lächelnd zu. Täglich meldeten sich etwa 40 Interessenten, die Lust hätten, eine Franchise-Filiale zu übernehmen.

Sechs weitere Standorte in Köln geplant

Auch in Köln wird es nicht mehr lange bei dem einen Standort bleiben, berichtet Seker und verweist auf sechs geplante Filialen in Köln, darunter auf der Hohe Straße, in Deutz und Kalk/Mülheim.

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Dass der Mann nicht mit angezogener Handbremse unterwegs ist, zeigt sich auch daran, dass er die große US-amerikanische Kette „Dunkin' Donuts“ hierzulande bereits abgehängt hat. Gleichwohl ist der 26-Jährige jemand, der von „long term business“ spricht und von langfristigem Erfolg, für den seine Familie im Moment alles gebe. Die Familie kümmert sich um Marketing und Buchhaltung und ist somit das Gerüst des Unternehmens. Enes Seker hat nach dem Abitur vier Semester lang Uni-Luft geschnuppert und dabei festgestellt, dass er etwas besitzt, was ihn weiterbringt als Vorlesungen: „Intuition!“ Darauf werde er auch weiter setzen, unterstreicht der junge Mann, der nicht nur Donuts liebt, sondern auch „die Präzision der deutschen Sprache“ und diese ungeachtet seiner türkischen Wurzeln „meine Muttersprache“ nennt.

„Wir wollen gar nicht auf supergesund machen“

Anders als Donut-Bäcker Anhil in A.M. Homes' eingangs erwähntem Roman, dessen Aussage mit dem Schlankheitsideal der Hollywood-Damenwelt im Zusammenhang steht, halten die „Royal-Donuts“-Gründer die Frauen tendenziell für die unverzagteren Kalorien-Sünderinnen. „Manchmal merken wir das extrem. Die Männer wollen es oft leichter und fruchtiger, bei den Frauen scheint es eher so, dass die das Schokoladige brauchen.“

Die Geschichts des Donut

Donuts sind ein spezielles Gebäck, das in Fett ausgebacken und anschließend mit unterschiedlichen Glasuren, Saucen, Toppings oder anderen Dekorationen versehen wird. Vielfach enthalten Donuts eine Cremefüllung. Während diese Teigringe in Europa erste seit relativ kurzer Zeit einen Siegeszug erleben, gehören sie in ihrem Ursprungsland USA, wo sie von niederländischen Einwanderern erfunden sein sollen, schon lange zur Alltagskultur. Dank ihrer charakteristischen Form lassen sich Stäbe in der Mitte hindurchschieben, die einen einfachen Transport vieler Donuts auf einmal gewährleisten.

Anfänglich waren es übrigens auch keine Ringe, sondern Bällchen, die sich jedoch als nachteilig entpuppten, weil der Teig in der Mitte oft nicht richtig durchgebacken war oder – wenn – die äußeren Ränder schon leicht verbrannt waren. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte dann eine Frau, Elizabeth Gregory die Idee, Nüsse in den Teig zu drücken und ihn damit zum Ring zu machen.

Dass Donuts selbst ohne Cremefüllung nicht das Heilmittel für eine zunehmend von Adipositas und Diabetes bedrohte Gesellschaft darstellen, ist so klar wie ein Gebirgsbach. „Wir wollen auch gar nicht einen auf supergesund machen“, erklärt Seker auf die Frage, ob neben den veganen Exemplaren vielleicht auch zuckerfreie angedacht sind. „Man könnte einen Tag in der Woche komplett Fett trinken, wenn man sich an den übrigen Tagen ausgewogen ernährt“, lautet seine Überzeugung. Gleichwohl müsste man bei ihm auf Überraschungen gefasst sein, versichert der 26-Jährige und verrät, dass gerade Einflüsse aus Japan in seinem Kopf kursieren.

Erste außereuropäische Niederlassung in Dubai

Aber vorerst, wie gesagt: Dubai. Derweil werden hierzulande die neuen Franchise-Nehmer geschult. „Jeder Shop ist eine Manufaktur.“ Allerdings habe er die Herstellungsabläufe so vereinfacht, dass sie praktisch von jedermann erlernbar seien. „Ich möchte junge Leute an die Hand nehmen, Leute, die aus dem Hamsterrad des Angestellten-Daseins entfliehen möchten“, erklärt der 26-Jährige und klingt dabei wie ein alter Hase.

Wie sieht es angesichts des rapide wachsenden Franchise-Systems mit der Qualitätssicherung aus? „Die Leute zahlen einen stolzen Preis für das Produkt“, sagt Melissa Seker. „Da muss man auch das Beste geben. Viel Arbeit, Fleiß und Liebe. Liebe ist das Wichtigste.“

www.royal-donuts.de