Kölner FestkomiteeHalle für 70 Traktoren gesucht – Weiterhin Pferde im Zoch
Köln – Der einst rasengrüne Teppich ist verblichen und fleckig, die Netze sind längst abgebaut und einen Tennisball hat die Halle am Wasseramselweg schon lange nicht mehr gesehen. Dafür beherbergt sie seit einigen Jahren die 70 Traktoren des Festkomitees Kölner Karneval (FK), die Jahr für Jahr die Wagen des Rosenmontagszuges durch die Straßen Kölns ziehen.
Harald Michael, der Herr der Trecker
Der Herr der Trecker ist Harald Michael (72), ehrenamtlicher Hallenmeister und beim FK für Wagen und Traktoren zuständig. „Das sind alles Deutz-Traktoren aus den 60er und 70er Jahren, Diesel mit luftgekühlten Motoren“, sagt Michael stolz. „Die sind sehr zuverlässig, auch weil ihre Technik vergleichsweise schlicht ist.“ Die in Köln gebauten Zugmaschinen werden für den jecken Auftritt mit einer Leihbatterie versehen. „Dann kommt ein Tankwagen zum Volltanken und es kann losgehen“, so Michael. Die Traktoren seien zwar unterschiedlich groß, hätten zwischen 34 und 100 PS, aber alle seien vom selben Typ. „Das ist ein tolles, einheitliches Bild.“
Demnächst müssen die Traktoren allerdings raus aus ihrem Domizil, denn die Halle steht im Weg. „Im Zuge des Neubaus der Gesamtschule Wasseramselweg müssen wir die Tennishalle leider abreißen“, sagt Anton Bausinger, Chef des Bauunternehmens Friedrich Wassermann AG und Eigentümer des Geländes. Bis Ende August müsse der ehemalige Sportlertreff geräumt sein, damit die Bauarbeiten im Zeitplan blieben: zum Schuljahr 2024/2025 soll der Neubaukomplex fertig sein.
Dank an Vermieter Bausinger
„Wir vom FK sind Herrn Bausinger sehr dankbar für die jahrelange Unterstützung“, sagt Zugleiter Holger Kirsch, denn der Bauunternehmer und Karnevalsfreund Bausinger hatte seine 2200 Quadratmeter große Halle zu einem „sehr niedrigen Mietzins“ zur Verfügung gestellt. Kirsch hat jetzt ein Problem, „denn eine bezahlbare Alternative wird schwer zu finden sein“.
Rund 1500 bis 2000 Quadratmeter würden benötigt, trocken und abschließbar. Auch eine Lage nicht zu weit weg von der Wagenhalle am Maarweg wäre wichtig. „Sonst sind die Fahrer an Rosenmontag zu lange unterwegs“, sagt Kirsch. Man sei gerade in Gesprächen mit der Bundeswehr, um eine Übergangslösung für den Herbst zu finden. „Brigadegeneral Richard Frevel, der Standortälteste in Wahn, hat uns seine Unterstützung zugesagt.“ Die Zeit drängt, dass die alten Deutz eine neue Bleibe finden.
Weiter Pferde im Zoch
Neben den Pferdestärken der Traktoren spielen auch echte Pferde im Kölner Rosenmontagszug eine tragende Rolle. Während das Präsidium des Festausschusses Bonner Karneval jetzt beschlossen hat, dass ab 2022 keine Pferde mehr beim Rosenmontagszug mitlaufen werden, ist das in Köln kein Thema. Dazu sagt Kirsch: „Wir haben uns in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Pferde im Zoch beschäftigt und in Zusammenarbeit mit Veterinären der Hochschule Hannover und in Absprache mit dem hiesigen Veterinäramt ein umfassendes Regelwerk entwickelt. Daran werden sowohl die Pferde als auch die Reiter und die Pferdebegleiter gemessen.„ Die Anforderungen seien sehr hoch. In Köln wurde zudem die Zahl der beteiligten Pferde auf circa 300 reduziert. Diese Pferde erfüllten aber genau wie Reiter, Kutscher und Pferdebegleiter alle Bedingungen, so Kirsch weiter.
“Wir sehen daher keinen Grund, den kommenden Zoch ohne Pferde zu planen.„ Mit den Organisatoren der Züge in Aachen, Bonn und Düsseldorf sei man in ständigem Austausch. Die Bonner sahen sich offensichtlich nicht in der Lage, die hohen Standards bei Pferden, Reitern und Kutschen zu erfüllen. „Es ist verständlich, dass kleinere Gesellschaften oder Züge die umfangreichen Maßnahmen gegebenenfalls nicht stemmen können. Am Ende geht die Sicherheit immer vor: von Tier, Reiter und Zuschauer.“
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Die Veranstalter in Aachen, Köln und Düsseldorf jedenfalls sind sicher, Tierwohl und Sicherheit gerecht werden zu können. Holger Kirsch beschwört die Tradition und sagt: „Ich erfreue mich an den Bildern von stolzen Gardisten zu Pferd.“ Man wolle auch in Zukunft auf Pferde nicht verzichten. Sehr zum Unwillen der Tierschutzorganisation Peta, die die Bonner Entscheidung begrüßt. Peta-Fachreferent Peter Höffken erklärt: „Es ist sowohl für die Pferde als auch für die meisten Menschen kein Spaß, wenn die sensiblen Fluchttiere dazu gezwungen werden, bei Karnevalsumzügen mitzulaufen." Man appelliere daran, veraltete Denkmuster auch in Köln über Bord zu werfen und einen Rosenmontagszug zu ermöglichen, „bei dem kein Tier oder Mensch leiden oder um sein Wohlergehen fürchten muss“.