Nach fünf Jahren LeerstandDas Kölner Filmhaus meldet sich zurück
Köln – Nach fünf Jahren Leerstand laufen die Bilder im Kölner Filmhaus wieder. Das ehemalige Bahngebäude an der Maybachstraße 111 ist saniert. Das Kino lockt mit modernster Projektionstechnik und schönen roten Plüschsitzen zu den Filmen des chinesischen Regisseurs Wong Kar-Wai, zum „Berlinale“-Preisträger „Herr Bachmann und seine Klasse“ oder, Premiere am 30. September, zum neuen Dokumentarfilm von Oliver Thurn: „Träum weiter!“, einem Film über die Sehnsucht nach Veränderung.
Festlich eröffnet wird das Filmhaus von den Kölner Kulturspitzen erst am 30. Oktober mit einem speziellen Eröffnungswochenende. Damit soll das Haus wieder „ein Ort sein, an dem die Kölner Filmkultur sichtbar wird“, wie es im Kölner Kulturentwicklungsplan heißt – ein „lebendiges Zentrum“ der Vermittlung und der Präsentation von Filmkunst für Filmschaffende und die filminteressierte Öffentlichkeit, die zentrale Anlaufstelle für Cineasten in Köln. „Dass wir dieses schöne Haus endlich bespielen dürfen“, sagt Geschäftsführerin Vera Schöpfer, „das ist ein großes Glück“.
Ein offenes Haus für alle Filmfreunde
Nach fünf Jahren Stillstand arbeiten Vera Schöpfer und ihr Team intensiv an der konzeptionellen Neuaufstellung des Hauses. Ihr liegt die ästhetische Filmbildung besonders am Herzen. Am Dortmunder U hat die ehemalige Absolventin der Kölner Hochschule für Medien bis 2019 im Kulturlabor „UZWEI“ ein großes Filmprojekt geleitet, ein in NRW vorbildliches Zentrum für kulturelle Bildung im Bereich Fotografie, Film und Multimedia.
Die Geschäftsführerin des Scope Instituts, eine gemeinnützige Bildungseinrichtung für Film und digitale Medien, hat sich mit Dirk Steinkühler und Joachim Kühn, den Betreibern der Filmpalette, und mit dem mibeg-Institut Medien zusammengetan. Gemeinsam betreiben die drei Gesellschafter die Filmhaus Köln GmbH als Generalmieterin – Tür an Tür mit ihren Untermietern: das Internationale Frauenfilmfestival, das Kurzfilmfestival Köln, die Dokumentarfilminitiative dfi und das Filmbüro NW. Im möglichst kreativen Austausch wollen sie zu neuen Festivals, Veranstaltungsreihen und Bildungsangeboten locken. „Wir wollen ein offenes Haus sein, in dem sich Filmszene und Publikum begegnen“, sagt Schöpfer.
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Für unabhängige Filmemacher soll das Filmhaus Produktionsmittel im Low-Budget-Bereich bereitstellen. Junge Menschen können ihre eigenen Filme drehen, beraten von erfahrenen Filmleuten. „Einzelne Büros sind noch frei, es können sich noch Filmschaffende bei uns melden“, sagt Schöpfer.
Nach der offiziellen Eröffnung soll dann auch das Foyer mit einer Mediathek und Filmbibliothek täglich ab 12 Uhr zum Verweilen und Stöbern einladen. Was noch fehlt: der leuchtende Namenszug Filmhaus über dem Eingang. Da denkt der Denkmalschutz noch nach, was an der denkmalgeschützten Fassade möglich ist.
Was dem Filmhaus zum vollen Glück vor allem fehlt: die stabile finanzielle Förderung. Die Miete und der hohe Unterhalt des Altbaus müssen die drei Gesellschafter gemeinsam erwirtschaften. Der finanzielle Druck sei enorm, so Vera Schöpfer. Noch immer seien die Etats für die Filmkultur seitens Stadt und Land unzureichend. Ohne dauerhafte institutionelle Förderung – wie bei Theatern, Konzerthäusern und Museen auch – bleibe es eine Herausforderung, dieses wunderbare Haus zu betreiben, so Schöpfer. Auch deshalb suche man die Kooperation mit der Kölner Fernseh- und Filmwirtschaft. Auch eine Spendenaktion sei in Planung.
Das Programm unter https://filmhaus-koeln.de
Von der Sehnsucht nach Veränderung
Am Donnerstag (20 Uhr) dreht sich im Filmhaus-Kino mit „Träum weiter“ alles um das Thema Selbstfindung. In dem neuen Film des Dokumentarfilmers Valentin Thurn („Taste the Waste“) geht es um Menschen, die ihrem Alltagstrott entfliehen wollen und alles daransetzen, ihren Traum zu leben: Ein Aktionskünstler baut eine Insel aus Müll, ein Ingenieur will Schwerlasten mit Ballons transportieren, eine Frau nach Portugal auswandern.