Die Hauptfigur im neuen Roman schreibt Briefe auf Butterbrotpapier. Wir haben mit Carsten Henn gesprochen.
„Bin Nostalgiker“Gastrokritiker Carsten Henn mit neuem Roman über Liebe
Butterbrote schmecken nach Kindheit, nach frühester Erinnerung. Und Butterbrotpapier in den Händen fühlt sich besonders an. Wenn man darauf noch Briefe verfasst – wer schreibt heute überhaupt noch mit der Hand – ist das Grundgefühl der Nostalgie im neuen Roman „Die Butterbrotbriefe“ gesetzt.
Dass er Nostalgiker ist, kann Autor und Restaurantkritiker des „Kölner Stadt-Anzeiger“ Carsten Henn bestätigen. Mehr noch. „Nach dem dritten Roman in dieser losen Reihe (mit Titeln wie „Der Geschichtenbäcker“ und „Der Buchspazierer“, Anm. d. Red.), habe ich gemerkt, dass es eine Reihe des Analogen ist. Es geht um Tanzen, Briefe schreiben, Geschichten erzählen. Daraus spricht die Sehnsucht nach Dingen, die verloren gehen“, sagt Henn. „Wir sind keine digitalen Wesen. Wir brauchen das Haptische.“
Henns neuer Roman: Eine Liebe zwischen zwei gegensätzlichen Figuren
Damit schlägt der Autor in dem erst kürzlich erschienenen Roman zwar melancholische Töne an; zumal die Hauptfigur, die Enddreißigerin Kati, ihre Mutter verliert. Doch traurigen Stellen zum Trotz will Henn die Geschichte vor allem als eine „hoffnungsvolle“ verstanden wissen. Kati möchte ihrem Leben nämlich einen neuen Dreh verpassen, indem sie 37 Briefe an Menschen verfasst, die sie geprägt haben.
„Loslassen ist hier ein ganz wichtiges Thema für mich“, so Henn. Auf der anderen Seite ist da der ehemalige Klavierstimmer Severin, der wohnungslos ist und in Kati jemanden sieht, für den es sich lohnt, Wurzeln zu schlagen. In dieser Liebesgeschichte begegnen sich dem Autor zufolge zwei sehr gegenläufige Figuren. „Er glaubt an Schicksal, sie nur an Zufall, und dennoch verbindet sie etwas.“
Die erste Nervosität nach der Publikation habe sich mittlerweile gelegt, erzählt Henn, der nach 20 Jahren Schreiberfahrung immer noch bibbert, wenn ein neues Buch von ihm erscheint. Aus Erfahrung weiß er, dass gerade der Roman nach einem Bestseller sich oft schwertut. Sein „Buchspazierer“ von 2020 stand zwei Jahre auf der „Spiegel“-Beststellerliste. Gerade wird das Buch mit Christoph Maria Herbst und Maren Kroymann verfilmt.
Film „Der Buchspazierer“ mit Christoph Maria Herbst in der Hauptrolle
Der Plot seines darauffolgenden Romans „Der Geschichtenbäcker“ habe aber bereits gestanden. „Ich hatte angefangen, das Exposé schon vorgestellt. Man spürt schon eine gesteigerte Erwartungshaltung, wenn das vorherige Buch immer erfolgreicher wird. Auch von Verlagsseite“, räumt Henn ein. Auf den Film freut er sich, auch wenn er kein Wörtchen bei der Umsetzung mitzureden hat.
Da kann er nur auf die für ihn „gelungene Besetzung“ hoffen und darauf, dass die Filmschaffenden die Intention des Schriftstellers verstehen. „Bei Christoph Maria Herbst war ich zunächst skeptisch, da er 15 Jahre jünger als die Romanfigur ist, doch er wurde auf alt geschminkt und hat sich einen Altherrengang dafür zugelegt. Echt irre, wie er das macht“, so Henn, der bereits Ausschnitte sichten durfte.