Kommt 2G zu spät?Kölner Gastronomen beklagen Absagen wegen unklarer Corona-Regeln
Köln – Die Kölner Gastronomie übt scharfe Kritik am unklaren Kurs der Landesregierung im Umgang mit den stark steigenden Inzidenzzahlen. Die IG Gastro, Interessenverband zahlreicher Kölner Restaurant- und Barbetreiber, beklagt, dass die Gastronomie wieder einmal zum Sündenbock gemacht und das Durcheinander auf dem Rücken der Betreiber ausgetragen werde. Viele Kollegen hätten in den letzten Tagen reihenweise Absagen für fest gebuchte Weihnachtsfeiern und andere Events bekommen, weil die Gäste verunsichert seien.
Die Landesregierung verkündete am Dienstag den Beschluss, die 2G-Regel flächendeckend einzuführen, auch für die Gastronomie. Ab wann die neue Regel gilt, ist bislang jedoch unklar. Der Kölner Krisenstab hatte bereits am Freitag auf die Einführung gedrängt.
Stadt Köln froh über Ankündigung des Landes
„Die Stadt Köln begrüßt die heute geäußerten Pläne der Landesregierung, die Regeln für den Freizeitbereich auf 2G und 2G-Plus zu verschärfen“, sagte ein Sprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Der Krisenstab hat bereits am Freitag die Erwartung an die Landesregierung formuliert, dass die Coronaschutzverordnung des Landes dahingehend verschärft wird, dass die 2G-Regel für Freizeitaktivitäten im Freien und die 2G-Plus-Regel für Freizeitaktivitäten in Innenräumen gelten soll“, hieß es weiter. Es bleibe nun abzuwarten, wie die neue Coronaschutzverordnung des Landes konkret aussehen werde.
Mindestens bis dahin rechnen Gastronomen weiterhin mit starken Einbußen. Philipp Treudt ist Inhaber des „Scheuen Reh“ am Bahnhof West und des „Schnörres“ in der Südstadt. Auch bei ihm wurde nun die große Feier einer Filmproduktionsfirma abgesagt. „Es herrscht eine große Verunsicherung, weil die Politik keinen klaren Weg vorgibt.“ Bei einem Kollegen habe ein großer Kölner Konzern gleich mehrere Events abgesagt.
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In Treudts Betrieben gilt bisher die 3G-Regel. „Die Leute fragen aber jetzt: Gilt schon 2G oder 2G Plus?“ Besonders geärgert haben er und seine Kollegen sich über die bundesweite Auswertung zur Luca-App, nach der verhältnismäßig wenige Warnmeldungen in Restaurants, Cafés, Kinos, Einzelhandel sowie Theater, Kultur und Museen ihren Ursprung hatten. Eine vergleichsweise starke Häufung – 72 Prozent – gab es dagegen in Clubs und Bars. „Das ist logisch, denn dort wird die App ja auch am häufigsten eingesetzt, im Gegensatz etwa zum Einzelhandel.“
Allerdings nutze in Köln ohnehin kaum ein Betrieb mehr die Luca-App – weil die Kontaktnachverfolgung in NRW nicht mehr vorgeschrieben ist. „Aber die Prozentzahl bleibt in den Köpfen hängen.“ Treudt fordert eine klare Regelung von der Politik. Laut Landesregierung wird es diese nun bald geben.
Einige Restaurants kamen dem Beschluss zuvor
René Sion, Chef des „Brauhaus Sion“ in der Altstadt, hat gerade die Fassade seines Betriebes weihnachtlich schmücken lassen – allerdings ist die Stimmung getrübt. „Wir bekommen derzeit nur Absagen von Weihnachtsfeiern herein“, sagt er. „Die Leuten fragen: Welche Regeln gelten denn bei euch? Und wir können nur sagen: Da müssen wir auch jeden Tag in die Zeitung schauen.“ Es gebe weder Planungssicherheit für die Gastronomen noch für die Menschen, die feiern wollen. „Das ist zermürbend.“
Michael Kampfert, Chef des „Weißen Holunder“ an der Gladbacher Straße, ist dagegen noch recht gelassen. „Wir haben im Juni schon von uns aus die 2G-Regel eingeführt und damit sind wir gut gefahren.“ Die Gäste fühlten sich sicher und Absagen von Feiern habe es noch nicht gegeben. Auch der 11.11. habe noch keine spürbaren Auswirkungen. „Aber das kann in einer Woche vielleicht schon anders sein.“
Sion hat in den letzten Wochen mehrere Jahreshauptversammlungen bewirtet und es fanden auch einige Konzertevents statt. Alles nach 2G-Regel und mit weniger Sitzplätzen – obwohl das nicht vorgeschrieben war. „110 statt 230 Plätze bei einem Konzert, das ist nicht sonderlich wirtschaftlich, aber wir wollten ein Zeichen setzen und größtmögliche Sicherheit bieten.“
Sion fürchtet angesichts der derzeitigen Diskussion, dass alles wieder auf einen Lockdown hinauslaufen könnte. „Dabei wollten wir doch nicht mehr allein auf die Inzidenzahlen schauen.“ Abzuwarten bleibt, wann und wie die neuen Regeln nun umgesetzt werden. Die Weihnachtsdeko soll bei Sion auch im schlimmsten Fall hängen bleiben.