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Köln-GeschichteDeutzer Brücke war eine Sensation der modernen Baukunst

Lesezeit 3 Minuten
Deutzer Brücke_um 1950

Deutzer Brücke im Jahr 1950

Köln – Der Dom stand im August 1948 natürlich im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses. Die Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung der Kathedrale 700 Jahre zuvor gerieten zu einem Volksfest, wie es Köln lange nicht gesehen hatte. Endlich gab es wieder etwas zu feiern nach den bitteren Kriegsjahren, ging es ein Stück aufwärts. Noch lag Köln in Trümmern, doch in diesen Tagen waren die Ruinen mit bunten Fahnen geschmückt.

Zum Gefühl des Aufbruchs trug im Sommer 1948 auch die Deutzer Brücke bei, die als erste neue Rheinquerung nach dem Krieg die Zeit des Improvisierens allmählich beendete. Errichtet auf den Fundamenten der 1945 dramatisch eingestürzten Hindenburgbrücke, wurde das Bauwerk dringend benötigt: Die Straßenbahnen beförderten allein im Frühjahr 1949 täglich rund 70.000 Menschen über die Deutzer Brücke.

Die Bauzeit der Deutzer Brücke betrug nur ein Jahr

Spannbreite: 437 Meter, Stahlverbrauch: 5760 Tonnen, Kosten: 5,75 Millionen Reichsmark, Bauzeit: etwa ein Jahr. Die Deutzer Brücke war nicht nur in rekordverdächtig kurzer Zeit errichtet worden, sie war auch die erste Hohlkasten-Balkenkonstruktion der Welt und damit zeitweise eine Sensation der modernen Baukunst. Tragteile über der Fahrbahn gab es nicht, Konrad Adenauer persönlich soll sich für diese eher unauffällige Variante eingesetzt haben.

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Auf diese Weise wollte der Ex-Oberbürgermeister störende Einflüsse vom Stadtpanorama fernhalten. Der Plan ging auf: Der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings nennt die Deutzer Brücke ein elegantes Meisterwerk.

Historisches Foto: Chortürme der Kirche Neu St. Heribert noch mit Helmen

Die Ansicht aus dem Jahr 1950 zeigt ausnahmsweise nicht die Deutzer Brücke mit dem Dom im Hintergrund, sondern den Blick auf die Deutzer Altstadt. Auch wenn hier schon wieder Kirmes gefeiert wird – die Wunden des Krieges sind auch im Rechtsrheinischen nicht verheilt.

Die Chortürme der stark beschädigten Kirche Neu St. Heribert tragen noch die Reste ihrer ursprünglichen Helme, kurze Zeit später werden sie um ein Geschoss niedriger wiederaufgebaut, diesmal aber ohne Helme. Denn die Architekten Rudolf Schwarz und Josef Bernard sehen einen vereinfachten Wiederaufbau vor.

Der Turm der evangelischen Kirche St. Johannes (rechts im Bild) bekommt hingegen 1970 seine Spitze zurück. „Die evangelische Kirche hatte eine andere Bautradition als das Erzbistum Köln“, so Ulrich Krings: „Es waren zwei völlig verschiedene Vorgehensweisen.“

Heute ist die Deutzer Brücke doppelt so breit

In den 1970er Jahren beschließt die Stadt die Verbreiterung der Deutzer Brücke, denn der zunehmende Verkehr verlangt nach mehr Platz. Südlich des alten Bauwerks entsteht ein 16,30 Meter breiter Zwilling.

Am 31. August 1979 erfolgt die feierliche Vereinigung: Über eine Distanz von 5,30 Metern wird die 23.000 Tonnen schwere Konstruktion mit Hilfe von Öldruckpressen an die bestehende Brücke herangeschoben.

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