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Investoren überzeugtKölner mit Multi-Millionen-Euro-Idee für Batterien von E-Autos erfolgreich

Lesezeit 3 Minuten
Portrait-Bild von Voltfang-Gründer David Oudsandji

Voltfang-Gründer David Oudsandji hat in Aachen ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut, vermisst Köln aber trotzdem sehr.

Das Jungunternehmen Voltfang hat sich mit seinen Energiespeichern bundesweit einen Namen gemacht. Dahinter steckt unter anderem der Kölner Gründer David Oudsandji - und der hat Großes vor.

Das einzige, was David Oudsandji an Aachen stört, ist, dass es nicht Köln ist. „Ich bin ne echte kölsche Jung, im Krankenhaus in Kalk geboren und in Sürth aufgewachsen“, sagt der 29-jährige Unternehmer. Seine Eltern sind aus dem Iran gekommen, haben in Köln eine neue Heimat gefunden. Seit zehn Jahren lebt er in Aachen, studierte Maschinenbau an der RWTH und gründete mit zwei Kommilitonen im Coronajahr 2020 das Batteriespeicherunternehmen Voltfang.

Als die Camper-Batterie leer war, kam die Gründungsidee

Die Idee entstand aus der Not heraus. Oudsandji hatte sich mit seinen heutigen Geschäftspartnern Roman Alberti und Afshin Doostdar einen Camper gekauft – doch dessen Batterie war ständig leer. Also bauten sie eine Solaranlage aufs Dach, kauften im Internet eine ausrangierte E-Auto-Batterie und konstruierten daraus einen Speicher, der die Sonnenenergie so lange aufbewahrte, bis die Camperbatterie mal wieder leer war. Das habe ehrlich gesagt nicht gut funktioniert, die Batterie sei viel zu schwer gewesen und habe zu viel Kapazität gehabt, sagt Oudsandji. Doch die Idee zu Voltfang war geboren.

Es gibt zwar zahlreiche E-Auto-Batterien, aber wenig Konzepte für deren zweiten Leben. Voltfang nutzt aussortierte oder überproduzierte Batterien, die in der Regel immer noch eine Restkapazität von mindestens 80 Prozent haben, und macht daraus stationäre Speichersysteme. Die stehen dann beispielsweise auf dem Parkplatz von Lebensmittelhändlern wie Aldi Nord, direkt neben den Ladensäulen für E-Autos.

Ein Schrank mit Batteriespeichern steht auf einer Baustelle

So sehen die Speicher von Voltfang aus – hier in Köln-Chorweiler.

Die innovative Idee der Gründer ist aber nicht der Speicher an sich, sondern das Paket drumherum. Voltfang bietet neben den stationären Speichern auch eine Software, die die Energie in den Speichern so weiterverteilt, dass immer genügend Strom vorhanden ist. Supermärkte beispielsweise haben an besonders heißen Tagen einen enormen Energiebedarf, um ihre Kühlregale auf Temperatur zu halten. „Diese unerwarteten Lastspitzen lassen sich Energieversorger extrem gut bezahlen. Das kann bis zu 30 Prozent der jährlichen Stromkosten ausmachen“, sagt Oudsandji.

Acht Millionen Euro von namhaften Familienunternehmen

Die Voltfang-Speicher sollen da einspringen, wo sonst eine Lastspitze entstehen würde. Das entlastet am Ende nicht nur das Stromnetz, sondern ist auch weitaus günstiger. Das System lernt zudem dazu, die Energie besser zu verteilen: „Anhand von Verbrauch- und Wetterdaten sowie Daten anderer Unternehmen lässt sich sehr schnell festmachen, wann eine Firma wie viel Strom benötigt“, sagt Oudsandji.

Was vor drei Jahren mit einzelnen Speicherbestellungen auf Vorkasse und zehn Mitarbeitenden begann, ist inzwischen zu einer echten Größte im Markt geworden. Fünf Millionen Euro Wachstumskapital hat Voltfang bereits eingesammelt, darunter von namhaften Familienunternehmen wie Viessmann und Goldbeck, und beschäftigt rund 100 Menschen. Allein Anfang des Monats haben Oudsandji und seine beiden Kompagnons bekanntgegeben, dass die aktuelle Finanzierungsrunde weitere acht Millionen Euro in die Kasse gespült hat.

Mehr als 200 Voltfang-Energiespeicher stehen schon bundesweit, die Einstiegsvariante beginnt bei 20.000 Euro. Mit dem frischen Kapital will Voltfang seiner nachhaltigen Vision näher kommen und hat sich dafür schon ein Objekt der Begierde ausgesucht: Im Jahr 2030 wollen die Gründer die Leistung des Kraftwerks Weisweiler an der A 4 zwischen Aachen und Düren ersetzen. Oudsandjis nächstes Ziel ist allerdings etwas greifbarer: Er möchte gerne wieder in seine Heimatstadt Köln ziehen. Am liebsten nach Ehrenfeld – denn von da ist es nicht weit nach Aachen, zu seiner zweiten Heimat.