Das Kölner Unternehmen Igus hat ein nachhaltiges Fahrrad entwickelt, dafür baute es eine 22.000 Quadratmeter große Halle in Porz.
Kölner KunststoffspezialistIgus stellt neue Produktionsanlage für nachhaltiges Fahrrad vor
Das Kölner Unternehmen Igus stellt Produkte aus verschleißarmen, schmierfreien Kunststoffen her, sogenannte „motion plastics“. Sie kommen zum Beispiel in der Automobilindustrie, in der Bahn- und Agrartechnik sowie im Werkzeugmaschinenbau zum Einsatz. Jetzt hat Igus ein Stadtfahrrad entwickelt, das aus diesen Kunststoff besteht: Das „igus:bike“.
„Igus:bike“ tourt durch die ganze Welt
Kooperationspartner ist das niederländische Unternehmen „mtrl“ (vormals „Dutchfiets“), das dafür Rahmen, Laufräder und Gabeln baut. Igus liefert das Know-How im Bereich beweglicher Teile und Komponenten wie etwa Kugellager, Zahnräder, Tretkurbeln und Getriebe.
Das neue Rad soll nicht rosten, kein Öl brauchen und nahezu wartungsfrei sein. Am Dienstag hat Igus es in seiner neuen, 22.000 Quadratmeter großen Werkshalle auf dem Betriebsgelände in Porz-Lind vorgestellt.
Anlässlich des 60. Firmenjubiläums wird das „igus:bike“ auf eine lange Reise geschickt. In Etappen tourt es durch die ganze Welt und soll auf den Pioniergeist der Kölner Firma aufmerksam machen. Als erstes Ziel steuerte Melanie Kamp, die bei Igus im Einkauf arbeitet, ein Exemplar des Rads zum Dom und dann zur nördlich der Zoobrücke schwimmenden Müllfalle „Rheinkrake“.
Blase: „Plastikmüllhalden“ sollen zu wertvollen Ressourcen für Fahrräder werden
Igus-Geschäftsführer Frank Blase sagte, die Idee, ein solches Fahrrad zu entwickeln, sei ihm im Urlaub an der Atlantikküste Nordfloridas gekommen. Dort habe er von Verleihern gehört: Alle zwei bis drei Monate müssten sie ihre Fahrräder, angegriffen von Salzwasser und hoher Luftfeuchtigkeit, austauschen.
Im Sinne der Nachhaltigkeit besteht ein großer Teil des Rads aus recyceltem Kunststoff. „50 Prozent sind nicht genug“, der Anteil solle deutlich gesteigert werden, sagte Sven Terhardt, der das Projekt „RCYL bike“ leitet. Die Vision sei, dass „die Plastikmüllhalden dieser Welt zu wertvollen Ressourcen für Fahrräder werden“, sagte Blase. Den Preis eines „igus:bike“ bezifferte er mit 1243 Euro. Geplant sei, das Kunststofffahrrad auch in einer E-Variante anzubieten.
Der Ort der Präsentation, die im Sommer eröffnete zusätzliche Fabrikhalle, steht laut Igus für das Wachstum des Unternehmens. 1964 wurde das Unternehmen von Frank Blases Vater Günter und seiner Frau Margret in einer Doppelgarage gegründet. Erstes Produkt war ein Ventilkegel für Fahrzeugvergaser, hergestellt mit einer Spritzgussmaschine.
Bald wurde die Garage in Köln-Mülheim zu klein, schließlich auch der neue Standort in Bergisch Gladbach. Seit langem befindet sich die Zentrale in Porz-Lind, wo sie sich Zug um Zug vergrößert hat. Unübersehbar sind die gelben Pylone mit Tragseilen, an denen die Hallendächer befestigt sind. Auf einer Fläche von über 200.000 Quadratmetern finden sich mehr als 800 Spritzgussmaschinen.
In zwei Segmenten ist Igus Weltmarktführer. Zum einen bei der Fertigung von Energieketten. Dies sind aneinandergereihte Kunststoffglieder zum Schutz von Kabeln, die Hitze, Frost, Schmutz oder hohe Geschwindigkeiten aushalten müssen. Zum anderen ist das Unternehmen führend in der Herstellung von Gleitlagern aus Kunststoff. Diese werden überall gebraucht, wo sich etwas dreht, zum Beispiel bei Auto-Lenkstangen oder Achterbahnen.
Im November 2022 erreichte der Kölner Kunststoffspezialist die Umsatzmilliarde; inzwischen liegt er deutlich darüber. Igus ist an 31 Standorten vertreten, hat weltweit rund 4600 Mitarbeitende, 243.000 Artikel auf Lager und betreut 188.000 Kunden.
Die Absicht, durch Kunststoff-Technologie die Verwendung von Schmiermitteln, die die Umwelt belasten, zu reduzieren, fügt sich ein in das Bemühen des Unternehmens um Nachhaltigkeit. So werden 99 Prozent des Ausschusses in der Spritzguss-Produktion recycelt, und der Kohlendioxid-Ausstoß wird sukzessive verringert. Das Projekt, ein langlebiges Fahrrad anzubieten, das nicht geschmiert und gefettet werden muss und größtenteils aus wiederverwertetem Material besteht, gehört ebenso dazu.