Die Landtagsabgeordnete hob in ihrer Bewerbungsrede vor allem die Stärken und Potenziale Kölns hervor.
Klares VotumKölner Grüne wählen Berivan Aymaz zur OB-Kandidatin
Mit einem überzeugenden Votum von 91,2 Prozent der gültigen Stimmen haben 358 Mitglieder der Kölner Grünen die Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz am Samstag in der Comedia Colonia zu ihrer Kandidatin für die Oberbürgermeisterwahl im Herbst gewählt. 322 stimmten dafür, 20 gegen sie. Es gab elf Enthaltungen. Fünf Stimmen waren ungültig. Wegen des großen Andrangs musste die Wahlversammlung auf zwei Säle aufgeteilt werden.
In einer emotionalen Bewerbungsrede war die Grünen-Kandidatin darum bemüht, vor allem die Stärken und Potenziale Kölns hervorzuheben. „Ich stehe als Kölnerin vor Euch. Köln kann so viel mehr, ist eine Stadt voller Charme, voller Energie, voller Vielfalt.“
Es müsse darum gehen, in Zeiten leerer Stadtkassen Lösungen für die „großen Herausforderungen“ zu finden. Mit Blick auf den Wohnraummangel, den die Stadt endlich bekämpfen müsse, gehe es auch darum, „konsequent gegen Leerstand und illegale Nutzung von Wohnungen vorzugehen“. Statt in „sündhaft teure Großprojekte zu investieren, „brauchen wir einen Nahverkehr, der zuverlässig und schnell funktioniert.“ Dass es unter der Führung einer grünen Oberbürgermeisterin keinen unterirdischen Ausbau der Ost-West-Achse geben wird, ist keine große Überraschung, zumal sich die Zweifel mehren, ob über das Streitthema überhaupt noch vor der Kommunalwahl entschieden wird.
Köln: Aymaz will „gerechtere, nachhaltigere und lebenswertere Zukunft“
Die Aufgabe, die es zu lösen gelte, sei groß und „es wäre vermessen zu sagen, dass ich nicht auch Respekt vor ihr habe. Deshalb stehe ich heute auch mit Demut vor euch“, sagte Aymaz. „Mein Vater, der das heute hier leider nicht mehr miterleben kann, hat mir vorgelebt, dass die Verlässlichkeit, der Mut, neue Wege zu gehen und die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen, die Voraussetzung für die Bewältigung großer Aufgaben sind.“
Sie werde sich als Oberbürgermeisterin darum bemühen, „gemeinsam mit euch unsere Stadt in eine gerechtere, nachhaltigere und lebenswertere Zukunft zu führen“.
Die Grünen-Kandidatin hatte ihre Familiengeschichte an den Anfang ihrer Rede gestellt. „Mein Vater war Bürgermeister in einer kurdischen Stadt, wurde dann Diplomat. So sind wir überhaupt nach Deutschland gekommen.“ Ein Militärputsch in der Türkei habe die Familie „von heute auf morgen zu Exilanten gemacht. Ohne Papiere, ohne Job, ohne ein Zuhause. Ich war acht Jahre alt, als wir in Köln angekommen sind. Köln hat mir und meiner Familie Schutz geboten in einer Zeit, als wir es brauchten, hat uns Zukunft geboten, als wir noch keine hatten. Köln ist für uns zur Heimat geworden. Hier und heute sind drei Generationen Aymaz vereint.“
Dass sie jetzt die Chance habe, das wichtigste politische Amt in Köln zu übernehmen, empfinde sie ebenso als Privileg wie die Tatsache, ihre Stadt im Landtag vertreten zu dürfen. Das könnte im Herbst ein vorzeitiges Ende finden, wenn die Grünen bei der OB-Wahl ihre Kandidatin durchbringen.