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Schulplatzmangel an GrundschulenWeite Wege für Kölner I-Dötzchen durch Absagen an Wunschschule

Lesezeit 4 Minuten
Eine Gruppe von Erstklässler sind mit ihren Schulrucksäcken von hinten zu sehen.

Viele der künftigen Kölner Erstklässler müssen mit weiten Schulwegen rechnen.

An mehr als einem Drittel der Kölner Grundschulen gibt es mehr Anmeldungen als Plätze. Die Stadt kann keinen nahe gelegenen Schulplatz für Erstklässler mehr garantieren.

Dass es ein Glücksspiel ist, ob ein Kölner Kind einen Platz auf einer Gesamtschule oder auf dem Gymnasium der Wahl bekommt, ist schon lange Realität für Kölner Familien von Viertklässlern. Jetzt ist es erstmals so, dass die Stadt auch künftigen Grundschulkindern in großer Zahl nicht mehr garantieren kann, dass sie als I-Dötzchen einen Schulplatz bekommen, den sie alleine zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen können.

Dem Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“, der über Jahrzehnte die Maxime bei der Vergabe der Grundschulplätze war, könne nicht mehr umfassend entsprochen werden, heißt es aus der Verwaltung. Konkret bedeutet das, dass zahlreiche künftige Erstklässler in diesem Jahr keinen Platz an ihrer Erst- oder Zweitwunschgrundschule bekommen. Es werden 562 Kinder keinen Platz an ihrer Erstwunschschule erhalten, 423 von ihnen werden auch an der Zweitwunschschule keinen Platz bekommen, wie die Stadt auf Nachfrage mitteilte.

Einzelne Kinder werden "sehr weite Wege" zurücklegen müssen

Die neue Dimension sei „schockierend“, sagte die Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft Nathalie Binz. In Einzelfällen sei das auch in anderen Jahren vorgekommen, aber nie in einer solchen Häufung. Nachdem die Eltern Mitte November ihre Kinder an den Grundschulen anmelden mussten, ist nach einer ersten Auswertung der Stadt klar, dass an mehr als einem Drittel der Kölner Grundschulen mehr Anmeldungen eingegangen sind als Plätze zur Verfügung stehen. Auch wenn rein rechnerisch in den verschiedenen Stadtbezirken ausreichend Schulplätze da sind, bedeutet dies nach Angaben der Stadt für einzelne Kinder, dass sie „sehr weite Schulwege“ zurücklegen müssen.

Dabei ist der Mangel in einigen Stadtteilen besonders eklatant. Während etwa in der Innenstadt die Situation vergleichsweise entspannt sind, ist die Lage besonders in den Stadtbezirken Ehrenfeld und Chorweiler angespannt: Dort gibt es in mehr als der Hälfte der Grundschulen des Bezirks einen Anmeldeüberhang. Wie groß der bei den einzelnen Schulen ist, gibt die Stadt nicht bekannt. Sind es an manchen Schulen wohl nur wenige Kinder, so gibt es auch Beispiele wie eine Grundschule im Rechtsrheinischen, an der 40 Kinder keinen Platz bekommen werden. Von diesen kommen nur drei an der Zweitwunschschule unter.

Am Ende werden es aber wohl noch deutlich mehr Kinder sein, die an der Schule um die Ecke keinen Platz bekommen werden. Denn bislang wurden 575 der 10.735 künftigen Erstklässler von ihren Eltern gar nicht angemeldet. Auch für sie wird die Stadt noch Plätze zur Verfügung stellen müssen. Die Eltern werden nun erneut erinnert. Reagieren diese auch nach Androhung einer Strafmaßnahme nicht, wird ihnen eine Schule zugewiesen. Es stehe zu befürchten, dass damit besonders viele ohnehin benachteiligte Kinder die Zumutung eines langen Schulweges auf sich nehmen müssten, sagte Binz.

Dabei sieht die Schülerfahrtkostenverordnung nach Angaben der Stadt vor, dass für Grundschüler eine Schulweglänge von insgesamt einer Stunde für Hin- und Rückweg nicht überschritten werden soll. Bis die Kölner Erstklässler-Eltern Gewissheit haben, welche Schule es wird, wird es noch einige Zeit dauern: Der Versand der Aufnahmebescheide ist erst für nach den Osterferien ab dem 19. April vorgesehen.

500 Mädchen und Jungen wiederholen die erste Klasse

Die ohnehin angespannte Schulplatzsituation wird für die kommenden Erstklässler nochmal dadurch verschärft ist, dass rund 500 Mädchen und Jungen im Sommer in der sogenannten Schuleingangsphase bleiben, also die erste Klasse wiederholen werden. In einem ersten Schritt wird die Stadt nun an vier Grundschulen zusätzliche Eingangsklassen bilden. Dies sind die Gemeinschaftsgrundschule Godorfer Hauptstraße in Rodenkirchen, die Gemeinschaftsgrundschule Soldiner Straße in Chorweiler und die Gemeinschaftsgrundschule Adolph-Kolping-Straße in Porz.

Die Bildung weiterer Mehrklassen werde geprüft. Ansonsten werde versucht, durch den Einsatz von Schulbussen oder die Erstattung von Fahrtkosten „verträgliche Angebote für Schulneulinge“ zu schaffen, heißt es wörtlich vonseiten der Stadt. Für sechsjährige Kinder sei das eine riesige Belastung, sagt Binz. Es sei jetzt wichtig, dass die Stadt „bei der Errichtung weiterer Modulbauten zur Erweiterung noch mehr auf die Tube drückt“, um da ausreichend Grundschulplätze zu schaffen, wo diese gebraucht werden.


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