Sie wollen die Zustände an ihrer Schule nicht länger hinnehmen und ziehen lautstark ins Rathaus. Der Umzug ins Interim könnte sich weiter verzögern.
Gymnasium braucht seit 20 Jahren SanierungKölner Schüler und Eltern fordern früheren Umzug ins Kreuzgasse-Interim
Herausfallende Fenster, überhitzte Räume, kaputte Wasserhähne in den Toilettenräumen, Schimmel in der Sporthalle: Schülersprecher Alexander Otte hat in seinen acht Jahren auf dem Gymnasium Kreuzgasse viel erlebt. „Für nachfolgende Schülergenerationen wünsche ich mir bessere Zustände“, sagt der 17-Jährige. Am Freitag hat er gemeinsam mit rund 150 Schülerinnen, Schülern und Eltern auf dem Alter Markt demonstriert.
„Kreuzgasse sofort sanieren“ und „Acht Jahre Reker = Lernen in Ruinen“ war auf Schildern der Demonstrierenden zu lesen. Gemeinsam zogen sie ins Historische Rathaus, um Oberbürgermeisterin Henriette Reker einen offenen Brief zu überreichen, der von 800 Menschen unterzeichnet worden war. Allerdings kamen sie nur bis ins Foyer, wo sie Brief und Unterschriftenliste an der Pforte abgaben. Darin fordern sie die Stadt auf, das Schulgebäude umfassend instand zu setzen oder alternativ die Schule wie geplant zum Ende des Schuljahres ins Interim zu schicken.
Köln: Gymnasium Kreuzgasse ist seit 20 Jahren sanierungsbedürftig
Das traditionsreiche Gymnasium ist bereits seit 20 Jahren sanierungsbedürftig. Der Start der Sanierung war in den vergangenen zehn Jahren mehrfach angekündigt und verschoben worden. Zuletzt war im Mai bekannt geworden, dass sich der Umzug in ein Interimsgebäude verzögert und die Schule erst nach den Sommerferien 2026 in das mehrgeschossige Modulbau-Interim auf dem benachbarten Sportplatz einziehen kann. Die ursprüngliche Planung hatte vorgesehen, dass bereits 2024 ein Teilumzug stattfinden sollte.
Die Eltern hatten sich entsetzt darüber geäußert, dass die Schulgemeinschaft noch drei Jahre in dem sanierungsbedürftigen Gebäude lernen muss. In einem Brandbrief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatten sie Verbesserungen und Sanierungen im bestehenden Gebäude gefordert – etwa bei den Fensteranlagen, Rollos und Toiletten. In den Sommerferien wurden dann einige Arbeiten durch die Gebäudewirtschaft vorgenommen.
Doch die Schulpflegschaft beklagt unter anderem, dass nicht alle Fenster repariert worden seien, Rollos weiterhin nicht funktionierten und es in den meisten Räumen keinen Sonnschutz gebe, was in einigen Klassenzimmern zu extremer Hitze führe. Weiterhin gebe es in der Schule kein flächendeckend funktionierendes WLAN. Schüler- und Elternschaft wollen demnach die gegenwärtigen Zustände „nicht länger hinnehmen“. Die Verzögerung des Umzugs ins Interim „ist für uns nicht akzeptabel“, schreiben sie im offenen Brief
Unterdessen bestätigt die Stadt Köln auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass die Ausschreibung für den Bau des Interims zwischenzeitlich gestoppt wurde und das Ausschreibungsverfahren wiederholt werden muss: „Weil Ausschreibungsinhalte geringfügig angepasst werden mussten, war das Verfahren aufgehoben worden und wird nun wiederholt“, teilte ein Stadtsprecher mit. Bedeutet das nun weitere Verzögerungen für den Umzug? Es sei nicht von einer „entscheidenden Auswirkung auf den Zeitplan“ auszugehen, heißt es dazu vage. Die Eltern brauchen also vermutlich noch mehr Geduld.
„Ich habe meine Zweifel, dass meine Töchter noch das Interim erleben“, sagt Schulpflegschaftsvorsitzende Andrea Steiner pessimistisch. Ihre Töchter sind in der achten und neunten Klasse. Bisher sieht der Zeitplan vor, dass im Herbst 2024 der Bau des Interimsgebäudes startet und die Schule nach den Sommerferien 2026 dorthin umzieht. Nach den Sommerferien 2029 soll dann der Wiedereinzug in die sanierte und erweiterte Schule stattfinden.