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Polizeieinsatz am Kölner HbfZentralrat der Muslime wirft Beamten Rassismus vor

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Für eine Stunde war der Bahnhofsvorplatz gesperrt.

Köln – Für ihr Einschreiten gegen zehn muslimische Männer im Hauptbahnhof am Dienstag erntet die Polizei teils heftige Kritik. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) spricht von einem „massiven Angriff“ auf Muslime und von „rassistischem Profiling“, die Linke in Köln von Handlungen „außerhalb des Rechtsstaates“. Polizeipräsident Uwe Jacob weist die Vorwürfe „entschieden zurück“.

Die Polizei hatte am Dienstag zehn Männer im Hauptbahnhof festgehalten, nachdem sie laut Zeugen „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen hatten. Die Männer hätten lange Gewänder mit Westen getragen. Sie mussten sich auf den Boden legen und wurden gefesselt, bis klar war, dass von ihnen keine Gefahr ausging. Nach einer Befragung durften sie gehen. Strafverfahren wurden nicht eingeleitet.

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Die Männer waren zuvor in einer Moschee, um das Zuckerfest zu feiern – ein Fest, das der Polizei doch bekannt sein „und in deren Terminkalender stehen“ müsse, findet Linken-Fraktionschef Jörg Detjen. Er meint, mit einem „kurzen persönlichen Gespräch eines Polizisten vor Ort hätte man den Vorfall aufklären können“.

Polizeipräsident Uwe Jacob widerspricht: Ein „kurzes, persönliches Gespräch“ sei mit Blick auf den Inhalt des Notrufs „absolut ungeeignet“ gewesen. Die Gegend um den Dom stehe im besonderen Fokus der Polizei. Deshalb reagiere man dort „mit der erforderlichen Konsequenz auf Situationen, die Menschen Angst machen.“

Auch der ZMD verurteilt das Vorgehen der Polizei: „Wir erwarten, dass Polizisten kulturell besser geschult und sensibilisiert werden und nicht in großer Aufgeregtheit auf einen wie auch immer intendierten Hinweis aus der Bevölkerung über ein angeblich verdächtiges Verhalten von Menschen anderen Aussehens reagieren.“

Im Polizeibeirat werde er zu „unzutreffenden Pressemitteilungen einzelner Verbände und Organisationen“ Stellung nehmen, sagte Jacob. Die zehn Männer will er zum Gespräch treffen. „Mit heutigen Wissensstand“ bedauere er „dass unbescholtene Bürger von den Maßnahmen betroffen waren“.