Zahlreiche Sagen und Legenden ranken sich um die Stadt Köln. Die „Weckschnapp“-Sage ist eine von ihnen. Was dahinter steckt.
Grausame Form der HinrichtungDas steckt hinter der „Weckschnapp“-Sage von Köln
Das Kunibertstürmchen am Konrad-Adenauer-Ufer in der Kölner Altstadt ist ein beliebtes Fotomotiv bei Touristen und ein Überbleibsel der Kunibertsbefestigung, welche 1895 abgerissen wurde. Die „Weckschnapp“-Sage, die mit dem Türmchen verknüpft ist, ist dagegen nur wenig heiter.
Der Kölner Schriftsteller Ernst Weyden berichtete 1826 in seinem Werk „Cöln's Vorzeit“ erstmals von dieser Sage: „Am nördlichen Ende der Stadt Köln, bei der St. Kunibertskirche, war auf einem Vorsprunge ein Thurm erbaut, der unter dem Volke den Namen ‚die Weckschnapp‘ führte, an welchem Namen sich die schauerlichsten Sagen reihen.“
Die „Weckschnapp“-Sage von Köln: Grausame Hinrichtung
So soll das Türmchen bereits im 15. Jahrhundert eine Funktion als „heimliches Gericht“ gehabt haben. Hier im Endturm der Stadtmauer war die Todeskammer des Femegerichts, also des mittelalterlichen Sondergerichts, welches, anders als das offizielle Kölner Hochgericht, auf mühsame Verhandlungen verzichtete und im wahrsten Sinne des Wortes „schnellen Prozess“ machte.
Verurteile Menschen sollen im obersten Stockwerk der „Weckschnapp“ eingesperrt und ausgehungert worden sein. An einen Balken des Deckengewölbes wurde ein Stück Brot an einen Strick gehängt. Mit einem Sprung konnte der Gefangene das Brot zwar erreichen, doch sobald die Füße die Bohlen des Podests berührten, öffnete sich der Boden wie eine Falltür und hilflos stürzte der Unglückliche in den Schacht.
Spitze, beidseitig geschärfte Klinken stakten aufrecht in dem Schlund, die den Gefangenen in Stücke zerschnitten. Sein verstümmelter Körper fiel weiter, und das gurgelnde Wasser des Rheins spülte die Reste des Gefangenes fort.
Zu dieser Zeit soll es sogar ein Kinder-Abzählreim gegeben haben, welcher diese grausame Foltermethode beschrieb: „Bettler, Hure und Student werden bald gehenkt! Spitzbub, Spieler und der Junker fallen in den Rhein hinunter! Schnapp nach dem Weck, und du bist weg!“
Der Schriftsteller Tilman Röhrig hat die Sage auch in seinem Buch „Sagen und Legenden aus Köln“ aufgenommen und erzählt dort die Geschichte von Frau Dorothea, die zum Kölner Patriziat, also zur Oberschicht der Stadt, gehörte und ihren eigenen Sohn in der „Weckschnapp“ einsperren ließ, da er ihren Ruf beschädigte und sie bestahl.