Autorin Hanka Meves las mit musikalischer Unterstützung aus ihrem Historischen Roman „Die Komponistin von Köln“ im Domforum.
Ein Abend für Maria HerzJüdische Musikerin wird im Domforum mit Lesung und Konzert gewürdigt
![Eine Frau liest Auszüge eines historischen Romans im Domforum.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/07/207e0885-756b-42c0-be99-816cf97fe25e.jpeg?q=75&q=70&rect=0,0,4000,2250&w=2000&h=1332&fm=jpeg&s=7d8914956150c9388c3350ad642a77c7)
Buchautorin Hanka Meves stellte im vollbesetzten Domforum Auszüge ihres historischen Romans „Die Komponistin von Köln“ vor.
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„Dann bin ich eben der Dirigent. Ihr werdet schon sehen“, entgegnet Mariechen trotzig auf die Feststellung ihres Bruders Hugo, dass Dirigentinnen im Konzertsaal nicht zugelassen seien. Die Schlüsselszene entstammt dem Buch „Die Komponistin von Köln“ aus der Feder von Hanka Meves.
Die Sülzerin veröffentlichte 2024 ihren Historischen Roman über das Leben von Maria Herz (1878–1950) im Emons-Verlag und las nun im Rahmen der Reihe „Jüdische Persönlichkeiten in Deutschland“ Werk-Auszüge im vollbesetzten Domforum.
Lesung und musikalische Darbietung im Domforum
Eingeladen dazu hatte das Katholische Bildungswerk sowie die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Unterstützung erhielt Schriftstellerin Meves von Aude St-Pierre am Klavier, Violinistin Franka Larichelière-Banken und Sängerin Stella Louise Göke.
Die klassisch ausgebildeten internationalen Musikerinnen unterlegten die Lebensgeschichte mit einer Darbietung von Stücken aus dem Schaffen der Komponistin. In Anwesenheit des aus der Schweiz angereisten Enkels erinnerte die Veranstaltung an eine Persönlichkeit, die in vehement patriarchalisch geprägten Gesellschaften ihr selbstbestimmtes Leben führte und dabei berufliche Leidenschaft mit familiären Anforderungen vereinte.
Maria Herz war und ist für mich eine Entdeckung. Sie war Kölnerin und Weltbürgerin.
Mit einer wohldosierten Mischung aus Bild-Dokumentation, Erzählung und Konzert vermochte das Forum-Quartett die Vita der Komponistin und Pianistin aufblitzen zu lassen. Schon früh zeigte sich demnach das musikalische Talent des jüngsten Kindes einer jüdischen Textilhändlerfamilie aus Köln, die Maria („Mariechen“) eine fundierte Ausbildung ermöglichte.
Nach ihrer Heirat mit Albert Herz erfolgte 1901 der Umzug des Paares nach Halifax in England. Dort wuchsen ihre vier Kinder auf. In der Grafschaft Yorkshire fanden in den folgenden Jahren regelmäßige Konzerte statt. Während eines Aufenthaltes in Deutschland brach am 01. August 1914 der Erste Weltkrieg aus und verhinderte eine Rückkehr nach Großbritannien.
Nach dem Tod ihres Ehemanns im Jahr 1920 vertiefte sich Herz trotz der familiären Belastungen in ihre Arbeit und komponierte zahlreiche Lieder, Klavierwerke und Kammermusiken. Zum Oeuvre gehören rund 30 Arbeiten. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialismus erfolgten Aufführungsverbote. Die Künstlerin emigrierte erneut nach England, nach dem Krieg zog sie in die USA.
Im Zuge der Live-Darbietungen im Domforum offenbarten die Musikerinnen vor allem romantische Bezüge, die ein Klang-Spektrum zwischen Freudentaumel und Wehmut abzudecken vermochten. „Maria Herz war und ist für mich eine Entdeckung. Sie war Kölnerin und Weltbürgerin“, würdigte Hanka Meves das Schaffen der Künstlerin, die vor 75 Jahren in New York starb. Ihr Nachlass wird in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrt.
„Die Komponistin von Köln“, Historischer Roman, Hanka Meves, Emons-Verlag, 2024, ISBN 978-3-7408-2067-1, 288 Seiten, 14,00 Euro