Bei Sanierungsarbeiten wurde ein Bauschaden entdeckt, der dramatische Folgen haben könnte.
„Entsetzlicher Verlust“Warum ein beliebtes Kölner Fotomotiv eingerüstet ist
Eines der beliebtesten Fotomotive der Stadt ist seit Wochen mit einem Gerüst verschandelt: Zwei der fünf bunten Giebelhäuschen am Fischmarkt im Schatten vor Groß St. Martin sind hinter Planen verschwunden, das idyllische Bild dahin. Wie lange das Gerüst stehen bleibt und was am Ende mit den Häuschen passiert, ist ungewiss. Denn das bei Bauarbeiten freigelegte Fachwerk der Häuser ist völlig marode und möglicherweise nicht mehr tragfähig.
Die Schäden werden „bedauerlicherweise teils große Verluste historischer Bausubstanz zur Folge haben“, so Stadtkonservator Thomas Werner. Es ist sogar von einem „Rückbau“ die Rede, was einen zumindest teilweisen Abriss und Neuaufbau bedeuten würde. „Das wäre natürlich ein entsetzlicher Verlust.“
Schäden bei Sanierung an Stapelhäuschen entdeckt
Im April war mit der Sanierung des Hotels „Kleines Stapelhäuschen“ begonnen worden, das Zimmer in den oberen Geschossen der Giebelhäuschen hat. In den unteren Geschossen befindet sich das Restaurant „Feinfein“, das wegen der Sanierung schließen musste. Bei den Arbeiten wurden die Schäden am Fachwerk, das unter einer dicken Putzschicht versteckt war, entdeckt. Wie Spezialisten feststellten, entstand durch eine Luftschicht, zwischen dem Fachwerk, der inneren Mauerschale aus den 1930er Jahren und der dicken Zementputzschicht, Kondenswasser. Und das führte zu Pilz- und Schädlingsbefall des Holzes.
Ende Juli habe der Eigentümer des Hotels „Kleines Stapelhäuschen“, die Hamburger Centralis-Immobiliengesellschaft, der Bauaufsicht und dem Denkmalamt den prekären Zustand der Bausubstanz mitgeteilt, um den weiteren Umgang mit dem Gebäude zu klären. „Danach ist in enger denkmalpflegerischer Begleitung das Maß an Rückbau der Fachwerkstruktur zu bestimmen, um den Wiederaufbau in gleicher Kubatur und Gestalt zu planen“, so Werner.
Balken stammen teilweise aus dem 16. Jahrhundert
Ein Zeitplan könne wegen der zahlreichen ungeklärten Fragen noch nicht gemacht werden. Die Probleme seien unerwartet gekommen. Denn: „Dass überhaupt eine Fachwerkstruktur unter dem Putz ist, hat uns alle überrascht.“ Das Fachwerk war wohl immer mit Putz bedeckt und nicht als Schaufachwerk gedacht. Es hat zum Beispiel keinerlei Verzierungen. Werner und seine Fachleute gehen davon aus, dass die Eichenhölzer im unteren Geschoss in Teilen aus dem 16. Jahrhundert stammen. Hier wartet man allerdings noch auf die Datierung durch die Radiocarbon-Methode.
Die Altstadt wurde von den Nazis stark verändert und dann nach dem Krieg teilweise nach deren Plänen wieder aufgebaut. Trotz allem gebe das Ensemble aber ein „authentisches Bild“ ab, so Werner. „Die Häuser Fischmarkt 1-3 entstanden in ihrer heutigen Struktur mit den spitzen Giebeln und steilen kreuzförmigen Dächern im 16. Jahrhundert.“ Schmiedeeiserne Maueranker weisen auf die „Überarbeitung“ in der NS-Zeit hin: Hier steht die Jahreszahl 1935, die auf den ersten Blick wie 1235 aussieht. Dennoch: „Im Zusammenspiel mit der Kirche Groß St. Martin sind die kleinen Stapelhäuser am Fischmarkt ein prägender Teil der Kölner Stadtsilhouette.“
Restaurant-Einrichtung muss möglicherweise ausgelagert werden
Eine Katastrophe ist die Entwicklung auch für die Inhaber des Restaurants „Feinfein“, das erst im Herbst 2021 eröffnete. Es wurde liebevollst gestaltet, mit viel Holz, historischer Wendeltreppe und bemalter Saaldecke. Mit dem feinen Ambiente und ebensolcher Küche ist es Nadja Maher und Thomas Wippenbeck gelungen, die Kölner wieder in die Feiermeile Altstadt zu locken, das Restaurant lief gut.
Doch nun stehen in dem schönen Ambiente seit Mai Stahlstützen wegen möglicher Einsturzgefahr. Ein Teil des Personals arbeitet seit der Schließung im zweiten Restaurant der Inhaber, dem „Frau Maher“ in der Südstadt. Denn bisher hatten die Betreiber immer auf eine baldige Wiedereröffnung gehofft. Doch nun ist sogar von einer möglichen Auslagerung der Restaurant-Einrichtung die Rede.